FC Bayern nach Sieg gegen Stuttgart zurück an der Spitze | ABC-Z

Aber. Mit dem Wort fing Uli Hoeneß im Februar, in dem der FC Bayern München auf das wichtigste Spiel der alten Bundesligasaison hinfieberte, den nächsten Satz an. Und wer einen nächsten Satz mit dem Wort anfängt, will meistens ein Gegenargument machen – und sei es, so wie Uli Hoeneß das damals machte, nur gegen sich selbst.
Er saß vier Tage vor dem vorentscheidenden Meisterschaftsspiel in Leverkusen in einem Sessel in der Säbener Straße und sollte erzählen, auf welche Teams er sich am meisten freue, wenn er in seinem Wohnzimmer sitze und Fußball schaue. „Auf den FC Bayern freue ich mich immer“, sagte Hoeneß. „Aber ich ertappe mich schon dabei, dass ich die Stuttgarter sehr gern schaue.“ Weil sie so spielten, wie seine Mannschaft spielen sollte: mitreißend.
Er, der Fußballfan, spürte, dass die Menschen in Stuttgart damals Woche für Woche mit einem größeren Glücksgefühl aus dem Stadion gingen als die Menschen in München. Er wählte seine Worte zu dem Zeitpunkt noch sorgsam, er sagte aber auch schon: „Wir, und ich weiß, auch unser Trainer, wollen unseren Fans aber einfach wieder regelmäßiger noch bessere Unterhaltung bieten.“
Ein anderer FC Bayern
Und doch musste er dann mitansehen, wie seiner Mannschaft sowohl in Leverkusen (0:3) als auch in Stuttgart (1:3) wieder die Show gestohlen wurde, weil die Gegner nicht nur schöner spielten, sondern auch siegten. Kein Aber, kein Wenn.
Es war – mehrere Monate später – im Großen und Ganzen derselbe VfB Stuttgart, den Uli Hoeneß und alle anderen am siebten Spieltag im Stadion in München sehen konnten. Es war aber ein anderer FC Bayern.
An diesem Samstagabend konnte man daher auch ohne Wenn und Aber festhalten, dass der Klub mit seinem neuen Trainer Vincent Kompany momentan die beste Show in der Bundesliga bieten. Das Ergebnis: 4:0. Die Erkenntnis: Das Aufregende an diesem Sieg dürfte für den FC Bayern sein, wie unaufgeregt er entstanden war.
Es ist auch in Stuttgart angekommen, dass die spektakulärste Show in den ersten Saisonwochen in München stattfand. Als Jamie Leweling, der Außenstürmer aus Stuttgart, am Montag im Anschluss an sein erstes Länderspiel aus der Arena in München spazierte, sagte er mit Blick auf das dort anstehende Bundesligaspiel am Samstag: „Bayern spielt besseren Fußball als letztes Jahr.“ Es dürfte aber ebenfalls in Stuttgart angekommen sein, dass man sich wegen des Risikos, das Kompany im Pressing anordnet, mit der richtigen Strategie (siehe Aston Villa, siehe Eintracht Frankfurt) weiterhin die Show stehlen kann.
Doch das schafften die Stuttgarter nicht. Sie spielten nicht schlecht, aber auch nicht gut genug. Und die Bayern? Es wurde sichtbar, dass Jamal Musiala (Hüftverletzung), der mit seinen Dribblings den Unterschied macht, so sehr fehlte wie erwartet. Und es wurde sichtbar, dass der Mittelfeldspieler Aleksandar Pavlović, der mit seinen Pässen den Unterschied machen kann, mehr fehlte als erwartet.
Er war in der sechsten Minute auf die Schulter gefallen, musste sofort ausgewechselt werden und wird mit einem Schlüsselbeinbruch länger ausfallen. Auf seiner Position setzte Kompany dann João Palhinha ein, der in den ersten Saisonwochen selten mehr als ein paar Minuten mitspielen durfte. Doch es waren besonders die beiden Innenverteidiger Minjae Kim und Dayot Upamecano, die so spielten, wie sie spielen sollen: unspektakulär gut.
Und doch hätten die Stuttgarter in der 54. Minuten dann das 1:0 machen können, manche sagten sogar: machen müssen. Im Strafraum schoss Josha Vagnoman den Ball über das Tor. Das war der Aber-Moment des Spiels.
Dann kam Harry Kane. In der 57. Minute machte der englische Stürmer mit einem spektakulären Schuss aus 20 Metern – spektakulär, weil sowohl fest als auch genau – das 1:0. In der 61. Minute machte er unspektakulären Schuss das 2:0. Und in der 80. Minute machte er mit einem noch unspektakuläreren Schuss das 3:0.
Der FC Bayern dominierte das Spiel ohne so erdrückend dominant wie etwa in Frankfurt zu sein. Kein Aber, kein Wenn, nur ein Dann: In der 89. Minute schoss Kingsley Coman das 4:0.