FC Bayern München: Neuer Kader für die Basketball-Saison – Sport | ABC-Z

„Ich bin einfach nur froh, dass es jetzt vorbei ist.“ Man schrieb den 26. Juni, irgendwann gegen Mitternacht war es, als Andreas Obst diesen Satz von sich gab. Bewaffnet mit Meisterzigarre und Bierflasche stand der Basketballer des FC Bayern im Bauch des SAP Garden, abgekämpft, aber glücklich über den gerade errungenen deutschen Meistertitel – und bereit für die ausgiebigen Feierlichkeiten. Während das Gros der begeisterten 11 500 Zuschauer beseelt auf dem Heimweg war, wusste der Münchner Profi noch nicht so recht einzuordnen, was ihn gerade mehr bewegte: die Freude über den sportlichen Erfolg oder die Aussicht, nach irrwitzigen 83 Saisonspielen endlich die Beine etwas hochlegen zu können.
Nun, die Festivitäten fielen angemessen aus, die Erholung war von eher bescheidenem Umfang. Denn während die Sommerpause für Basketball-Profis ohnehin kurz ist, ist die von Nationalspielern minimal bis nicht vorhanden. Obst jedenfalls schwitzt längst wieder im Nationaltrikot, derzeit bereitet sich das deutsche Team in Malaga auf die Europameisterschaft (27. August bis 14. September in Lettland, Finnland, Zypern und Polen) vor. Und weil beim deutschen Meister eine ganze Reihe an aktuellen Auswahlakteuren spielt, hat Obst in Justus Hollatz, Oscar da Silva und Johannes Voigtmann eine ganze Reihe an bekannten Teamkollegen um sich – sowie in Leon Kratzer einen neuen.
Denn der Kader bekommt trotz des traditionellen Bemühens der Verantwortlichen um Kontinuität ein neues Gesicht. Neben Center Kratzer, der vom französischen Meister und Euroleague-Konkurrenten Paris Basketball an die Isar wechselt, haben die Bayern in dem Südsudanesen Wenyen Gabriel, der wie Kratzer 28 Jahre alt ist, einen weiteren Top-Center von Panathinaikos Athen verpflichtet. Und damit das abgewanderte Duo Devin Booker, der zu Euroleague-Konkurrent Olimpia Mailand wechselte, und Danko Brankovic, der sich dem spanischen Erstligisten Breogan anschloss, kompensiert.
:„Ich bin über meine Grenzen gegangen“
Nach 14 Jahren Verantwortung hört Marko Pesic bei den Basketballern des FC Bayern auf. Er erklärt, wie ihn Uli Hoeneß geprägt hat, wie die Mannschaft in der kommenden Saison aussieht – und ob er Vizepräsident der Münchner werden will.
Weil sich in Topscorer Carsen Edwards, der zum italienischen Meister Bologna geht, und Nick Weiler-Babb, der ein hoch dotiertes Angebot von Efes Istanbul angenommen hat, zwei weitere Leistungsträger verabschiedet haben, gibt es für den Meister auch auf den Guard-Positionen noch einigen Handlungsbedarf. Und wie der scheidende Geschäftsführer Marko Pesic im SZ-Interview bereits angekündigt hat, sind die Münchner auch hier auf einem guten Weg, „eine starke Mannschaft für die kommende Saison“ zu formen.
Mit zunächst einer Bayern-typischen Verpflichtung, denn in Shooting Guard Justinian Jessup, 27, kommt einer der besten Akteure vom Finalgegner Ratiopharm Ulm. Damit haben die Bayern dem größten Konkurrenten der vergangenen Saison einen Schlüsselspieler abgeworben und sich selbst einen exzellenten Distanzschützen einverleibt. Ein Schicksal, das im Übrigen die Münchner teilen, denn auch der FCB musste seine drei Topspieler zu attraktivere Konkurrenten ziehen lassen.
Zudem wird die Lücke von Edwards, der sich in München zu einem der besten Akteure in der Euroleague gemausert hat, prominent gefüllt: Shooting Guard Xavier Rathan-Mayes wechselt nach einem Jahr beim spanischen Titelträger Real Madrid nach München, der 31-jährige Kanadier hat wie Edwards eine NBA-Vergangenheit (Memphis Grizzlies) und kennt Trainer Gordon Herbert aus dessen Zeit bei der kanadischen Nationalmannschaft.
Während die Münchner die Planungen auf den großen Positionen abgeschlossen haben dürften, wird ein weiterer Guard gesucht. Und offenbar gefunden: Dem Vernehmen nach wird Rokas Jokubaitis von Maccabi Tel Aviv kommen. Für den 24-jährigen Litauer, der vorher in Barcelona unter Vertrag war, war es ebenfalls eine kurze Sommerpause. Der 24-Jährige bereitet sich gerade mit der litauischen Auswahl auf die EM vor.