Studie: Bessere Bildung könnte Deutschland Billionen einbringen | ABC-Z

Sollte es gelingen, die Schülerleistungen in den Basiskompetenzen Deutsch und Mathematik in der Breite wie in der Spitze zu steigern, wäre damit ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um insgesamt 21 Billionen Euro in den kommenden 80 Jahren möglich. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Projektion der beiden Bildungsökonomen Ludger Wößmann und Katia Werkmeister vom Ifo-Institut hervor, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung errechnet wurde.
In den Blick genommen haben die Forscher die derzeitige Lebenserwartung eines heute geborenen Kindes. Konkret geht es darum, den Anteil der Schüler, die Mindestanforderungen in Mathematik und Deutsch nicht erreichen, zu halbieren. Zugleich müsste der Anteil der Schüler, die Regelstandards in Deutsch und Mathematik erzielen, um 20 Prozent gesteigert und der Anteil der Spitzengruppe um 30 Prozent erhöht werden.
Diese Zahlen für die Bildung im Jahr 2035 hatten die drei damaligen Kultusministerinnen Karin Prien (CDU, Schleswig-Holstein), Stefanie Hubig (SPD, Rheinland-Pfalz) und die amtierende Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne, Baden-Württemberg) mit Unterstützung der Wübben Stiftung Bildung formuliert.
Sollte es gelingen, diese drei Ziele zu erfüllen, würde das durchschnittliche Leistungsniveau um etwa 32 PISA-Punkte steigen, das entspricht etwa einem zusätzlichen Lernjahr. Die jüngsten Lernrückstände deutscher Schüler machen in Mathematik etwa ein ganzes Schuljahr aus. Seit 2012 haben sich die Leistungsstände in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften verschlechtert.
Ziele mindestens zehn Jahre beibehalten
Inzwischen haben einige Länder versucht, ebenfalls Zielvorgaben für schulische Bildung zu beschreiben, dabei aber oft auf eine Bezifferung verzichtet. Das gilt etwa für Berlin.
Wirksam werden könnten die Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur dann, wenn die Ziele legislaturübergreifend und parteiübergreifend beibehalten würden, sagte Wößmann. Es seien mindestens zehn Jahre nötig, um erste Effekte zu zeigen. Er rechnet bis 2075 mit einem Zuwachs für das BIP von etwa 6,7 Billionen Euro, dann steige der Wert aber exponentiell an.
Der Bildungsökonom bezeichnete den Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und volkswirtschaftlichen Effekten als sehr robust. Nur wenn alle besser Gebildeten das Land verließen, wäre mit negativen Effekten für die Volkswirtschaft zu rechnen.
Von den wirtschaftlichen Zugewinnen könnten alle Bundesländer profitieren, wenn sie sich auf die Basiskompetenzen in Deutsch und Mathematik konzentrierten und alle Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungserfolge sinnvoll aufeinander abstimmten. Es fehle nicht unbedingt am Geld, aber am sinnvollen Zusammenhang, an der Kohärenz der Bildungspolitik, sagte der Direktor des Programms Bildung und Next Generation der Bertelsmann Stiftung Dirk Zorn.
Sollte es gelingen, dass sich alle Länder auf die von den drei Kultusministerinnen vorgegebenen Ziele verständigten, könnte Nordrhein-Westfalen im Laufe der Jahre mit einem Zuwachs von 4,9 Billionen Euro rechnen, Baden-Württemberg mit drei Billionen Euro und Bayern mit 2,8 Billionen Euro. Bezogen auf das aktuelle Bruttoinlandsprodukt würden die Länder am meisten profitieren, die bei den Leistungsvergleichen gegenwärtig am schlechtesten abschneiden. Bremen könnte sein Wirtschaftswachstum um das 7,6-fache steigern, Berlin um das 6,4-fache.




















