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FC Bayern Münchens verlorener Sohn Stiller drängt sich als Kimmich-Nachfolger auf | ABC-Z

München – Angelo Stiller ist halt immer noch ein echter Bayer, daran haben auch die Jahre im Kraichgau und in Stuttgart nichts geändert. Wie sehr das weiß-blaue – oder besser: rot-weiße – Herz noch in ihm pocht, zeigte sich am Freitagabend, als er sich nach dem Duell mit seinem Ex-Klub FC Bayern mit einer ungewöhnlichen Bitte an die Fans seines ehemaligen Vereins wandte.

Er bitte die Anhänger der Münchner um Entschuldigung für den Jubel über seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0, so der 23-Jährige. „Das gehört sich nicht, aus Respekt. Da war ich voller Euphorie und habe nicht viel nachgedacht“, sagte Stiller.

Angelo Stiller erzielte gegen seinen Ex-Klub FC Bayern zuletzt einen sehenswerten Treffer.
Angelo Stiller erzielte gegen seinen Ex-Klub FC Bayern zuletzt einen sehenswerten Treffer.
© sampics
Angelo Stiller erzielte gegen seinen Ex-Klub FC Bayern zuletzt einen sehenswerten Treffer.

von sampics

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Aus gutem Grund: Mit seinem Distanzschuss in der 34. Minute sorgte der Mittelfeld-Stratege für die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung für die Schwaben. Es war sein erstes Tor in dieser Bundesliga-Saison – und ein äußerst sehenswertes noch dazu. Da kann schon mal die Euphorie mit einem durchgehen.

Angelo Stiller spielte fast sein halbes Leben für den FC Bayern

Als Affront gegen seinen Ex-Klub wollte Stiller seinen Jubel aber nicht verstanden wissen, dafür ist die Verbindung zum FC Bayern noch immer viel zu eng. Der im Münchner Stadtteil Milbertshofen aufgewachsene Mittelfeldspieler wurde ab 2010 in der Jugend des Rekordmeisters ausgebildet, 2019 feierte er im Drittliga-Spiel mit der zweiten Mannschaft gegen die SpVgg Unterhaching sein Profidebüt. Insgesamt lief er elf Jahre, fast sein halbes Leben also, im Trikot der Bayern auf.

Eine wirkliche Perspektive für die erste Mannschaft wurde Stiller aber nicht gegeben. Gemeinsam mit Ziehvater Sebastian Hoeneß ging es daher 2021 zunächst zur TSG Hoffenheim, zwei Jahre später trafen beide beim VfB Stuttgart erneut aufeinander. Bei den Schwaben legte der Mittelfeld-Stratege eine bemerkenswerte Entwicklung hin und war einer der zentralen Eckpfeiler bei der Vize-Meisterschaft im vergangenen Jahr.

Bundesliga-Mittelfeldspieler: Nur Kimmich und Xhaka besser als Stiller

Längst hat sich der 23-Jährige zu einem der besten Mittelfeldspieler des Landes entwickelt, wie ein Blick auf die Statistik untermauert. Mit 1833 ist er nach Joshua Kimmich (2459) und Granit Xhaka (2034) der Spieler mit den meisten Pässen der Liga. Auch in Sachen Pässen ins Angriffsdrittel liegen nur der DFB-Kapitän (358) und Leverkusens Sechser (334) vor Stiller (287).

Youngster Aleksandar Pavlovic soll das Zentrum der Zukunft bilden (Archivbild).
Youngster Aleksandar Pavlovic soll das Zentrum der Zukunft bilden (Archivbild).
© IMAGO
Youngster Aleksandar Pavlovic soll das Zentrum der Zukunft bilden (Archivbild).

von IMAGO

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Im September vergangenen Jahres stand er zum ersten Mal in der Nationalmannschaft auf dem Platz, in der er gemeinsam mit Aleksandar Pavlović das Zentrum der Zukunft bilden soll. Nicht ausgeschlossen, dass das Duo eines Tages auch beim FC Bayern gemeinsam auf dem Platz steht.

Wenn Kimmich geht, rückt Stiller ins Bayern-Visier

Klar ist: Spätestens seitdem das Vertragsangebot an Kimmich in der vergangenen Woche zurückgezogen wurde, muss man sich beim Rekordmeister mit etwaigen Nachfolgern befassen – und Stiller wäre eine äußerst naheliegende Option. Der 23-Jährige ähnelt Kimmich in seiner Spielweise enorm, ist ein technisch beschlagener Mittelfeld-Stratege mit außergewöhnlichem Spielverständnis und hohem Laufpensum. Einen einwandfreien Charakter hatte man ihm schon zu seiner Bayern-Zeit attestiert, in Stuttgart zählt er trotz seiner jungen Jahre zu den Führungsspielern.

Bei den Bayern würde Stiller sicher etwas Zeit brauchen, um in die Rolle des Kimmich-Nachfolgers hineinzuwachsen. Statistisch gesehen liegen beide aber schon jetzt in vielen Bereichen eng beieinander, wobei zu beachten ist, dass die Zahlen des Stuttgarter Mittelfeld-Strategen wohl noch besser ausfallen würden, wenn er in einer spielstarken und dominanten Mannschaft wie der des FC Bayern spielen würde. Hier ein Vergleich des Statistik-Dienstleisters Opta:

Ein statistischer Vergleich zwischen Angelo Stiller und Joshua Kimmich nach 24 Bundesliga-Spieltagen.
Ein statistischer Vergleich zwischen Angelo Stiller und Joshua Kimmich nach 24 Bundesliga-Spieltagen.
© Opta
Ein statistischer Vergleich zwischen Angelo Stiller und Joshua Kimmich nach 24 Bundesliga-Spieltagen.

von Opta

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Auch wenn die Zahlen der Mittelfeldspieler zum Großteil ähnlich sind, würde sich die Statik des Spiels mit Stiller leicht verändern. Der 23-Jährige ist ein Linksfuß und hält sich daher meist auch eher im linken Bereich des zentralen Mittelfelds aus. Bei Kimmich ist es spiegelverkehrt:

Die Heatmaps von Joshua Kimmich und Angelo Stiller in der laufenden Bundesliga-Saison.
Die Heatmaps von Joshua Kimmich und Angelo Stiller in der laufenden Bundesliga-Saison.
© Opta
Die Heatmaps von Joshua Kimmich und Angelo Stiller in der laufenden Bundesliga-Saison.

von Opta

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Sollte die Wahl im Falle eines Kimmich-Abgangs auf Stiller als Nachfolger fallen, müssten die Münchner aber eine ordentliche Ablöse auf den Tisch legen. Der Mittelfeldspieler hat erst im Januar bis 2028 verlängert. Sein Marktwert wird von „transfermarkt.de“ auf 32 Millionen Euro taxiert, die Ablöseforderung der Schwaben würde wohl nochmal ein gutes Stück darüber liegen. Angesichts des sich von den Bayern selbst auferlegten Sparkurses eine schmerzhafte Summe – zumal Kimmich keine Ablöse einbringen würde.

Möglicher Stiller-Wechsel: So reagiert der VfB Stuttgart

Mit Blick auf die Zukunft seines Mittelfeld-Strategen gibt man sich in Stuttgart gelassen. „Der Spieler hat sich ohne jedes Wenn und Aber an den VfB vertraglich gebunden und wir wissen sehr genau, was wir an Angelo haben. Und genau damit ist das Thema abschließend behandelt“, sagt Sportvorstand Fabian Wolgemuth gegenüber der „Bild“.

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