FC Bayern: Kritik an „blutbefleckten“ Sponsorenvertrag | ABC-Z

Essen. Der FC Bayern hat erneut Ärger wegen eines Sponsoren-Vertrags. Grund ist ein blutiger Konflikt zwischen afrikanischen Staaten.
Die Außenministerin der Demokratischen Republik Kongo hat im Zuge des Konflikts im Osten des Landes angeblich den FC Bayern, Paris Saint-Germain und den FC Arsenal aufgefordert, ihre „blutbefleckten“ Sponsoringverträge mit dem Nachbarland Ruanda zu beenden. Wie die französische Sportzeitung „L‘Equipe“ berichtet, soll die Ministerin Thérèse Kayikwamba Wagner die drei europäischen Spitzenvereine angeschrieben und an ihr Gewissen appelliert haben.
„Tausende Menschen sitzen derzeit in der Stadt Goma fest und haben nur begrenzten Zugang zu Nahrung, Wasser und Sicherheit. (…) Unzählige Menschenleben sind verloren gegangen; Vergewaltigungen, Morde und Raubüberfälle herrschen vor. Für diese Misere ist Ihr Sponsor direkt verantwortlich“, heißt es demnach in dem Schreiben.
FC Bayern: Vertreter wollen nach Ruanda reisen
Die Meldungen aus dem Kongo haben auch den FC Bayern erreicht. Nach dpa-Informationen sollen Vertreter des Clubs in Kürze nach Ruanda reisen und mit dem dortigen Vertragspartner, dem Ruanda Development Board, in den Austausch gehen. Gleichzeitig wollen die Münchner nähere Informationen bei den staatlichen Stellen in Deutschland in Erfahrung bringen, wie der Status quo in Afrika ist. Danach wollen die Bayern über weitere Schritte entscheiden.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Rekordmeister Ärger wegen eines Sponsorenvertrags hat. 2023 endete nach fünf Jahren eine Partnerschaft mit Qatar, dem Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2022. Das 2018 vereinbarte Sponsoring soll dem FC Bayern rund 25 Millionen Euro pro Saison eingebracht haben. Regelmäßig absolvierte die Fußball-Profis ihr Trainingslager in dem Emirat. An Katar hatte es Kritik gegeben wegen der Ausbeutung von Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter sowie wegen der festgestellten Korruption im Zuge der Vergabe der WM.
Spieler des FC Bayern 2020 im Trainingslager in Doha (Katar)
© dpa | Peter Kneffel
Nach anhaltenden Protesten der aktiven Fanszene hatte der Klub die Zusammenarbeit beendet, im beiderseitigen Einvernehmen, wie es hieß. Wenige Wochen vor Bekanntgabe der Trennung war über eine Verlängerung des Engagements berichtet worden. Während die Bayern während der Zeit des Sponsorings auf dem Trikotärmel für Katars Fluggesellschaft Qatar Airways warben, war der Schriftzug „Visit Rwanda“ auf den Werbebanden der Allianz Arena zu lesen.
Borussia Dortmund: Umstrittenes Sponsoring mit Rüstungskonzern Rheinmetall
Auch Borussia Dortmund muss für einen Sponsoren-Deal Kritik einstecken. Gegen die Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall hatte es einen Missbilligungsantrag auf der Mitgliederversammlung im November gegeben. Eine Mehrheit stimmte dafür. Kritiker des Vertrags hatten sich dadurch erhofft, dass die Geschäftsführung umdenkt und den Kontrakt vorzeitig auflöst – vergeblich. Medienberichten zufolge erhält der BVB in drei Jahren rund 20 Millionen Euro von Rheinmetall.
Der FC Bayern arbeitet seit August 2023 mit Ruanda zusammen. Dabei werben die Münchner für die Tourismusmarke „Visit Rwanda“. Ähnliche Kooperationen gibt es auch mit PSG und Arsenal. Der französische Meister soll dabei 15 Millionen Euro pro Jahr einstreichen. Neben dem Sponsoring-Deal gibt es auch noch eine zweite Vereinbarung der Münchner mit Ruanda, wo der FC Bayern humanitäre Projekte wie Fußballschulen fördert.
In der DR Kongo ist die Lage zuletzt eskaliert
In der rohstoffreichen Region im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist die Lage zuletzt eskaliert. Rebellen haben dort mit Hilfe der ruandischen Armee eine Offensive gestartet und Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Die G7-Außenminister haben jüngst zum Schutz der Zivilbevölkerung zur Einstellung der Kämpfe aufgerufen.

Deutsche Teilnehmer bei der Tour de Ruanda 2022
© WP | Mjrka Boensch Bees
Ruanda, wo 1994 ein Völkermord für das grausamste und blutigste Kapitel in der Geschichte des kleinen Staates gesorgt hatte, ist in den vergangenen Jahren verstärkt auf dem Sportmarkt aktiv geworden. Im Radsport wurde die Tour of Ruanda ins Leben gerufen, dazu soll im September erstmals eine Rad-WM auf afrikanischem Boden stattfinden. Es soll auch Interesse an der Austragung eines Formel-1-Rennens bestehen. mit dpa