FC Bayern: „Gehört sich nicht“ – Eberl nach Hoeneß-Vorstoß bei Wirtz um Mäßigung bemüht | ABC-Z

Nach dem 2:1 des FC Bayern in Glasgow rückt der Bundesliga-Gipfel gegen Leverkusen in den Fokus – und besonders ein Spieler. Leverkusen-Star Florian Wirtz wird durch Gedankenspiele vom Münchener Klub-Patron Hoeneß zum Spielball gemacht. Bayerns Sportvorstand Eberl behagt das nicht.
Es bedurfte einer Klarstellung, das ist nach dem Auftritt von Max Eberl nun nicht mehr zu leugnen. Klub-Patron Uli Hoeneß hat den Traum von Florian Wirtz beim FC Bayern – Sportvorstand Eberl hält sich da lieber zurück. „Wir haben jetzt nicht viel über Florian Witz gesprochen oder über irgendeinen Spieler von Leverkusen. Das kreist um uns herum, und ich glaube, es gehört sich einfach nicht, gerade vor so einem Spiel, so eine Thematik aufzumachen“, sagte der 51-Jährige nach dem 2:1 des deutschen Rekordmeisters im Play-off-Hinspiel bei Celtic Glasgow.
„Vor so einem Spiel“, wie Eberl sagte, könnte auch gut und gern als „vor dem Spiel schlechthin“ durchgehen: am Samstagabend (18.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) müssen die Bayern bei Leverkusen antreten. Der Spitzenreiter aus München gegen den einzig ernst zu nehmenden Verfolger. Acht Punkte trennen die Bayern von der Werkself. Ein Sieg, von wem auch immer, wird wohl in puncto Titelvergabe Aufklärung liefern: entweder bleibt es an der Spitze spannend oder es droht im Meisterschaftsrennen schon nach 22 Spieltagen endgültig langweilig zu werden.
Die Causa Wirtz bringt da nun Feuer rein, aus Sicht von Eberl aber scheint es wohl eher ein Störfeuer zu sein. „Das muss auch nicht sein. Florian Wirtz ist ein Spieler von Bayer Leverkusen. Wir haben herausragende Spieler bei uns in den Reihen: Michael Olise, Jamal Musiala. Ich könnte jetzt ganz viele aufzählen“, sagte Eberl. Der Münchener Sportvorstand war auf die Aussagen von Bayer-Sportchef Simon Rolfes angesprochen worden.
„Nichts, was uns tangiert“, kontert Rolfes
Rolfes hatte auf die Äußerungen von Hoeneß reagiert, der Wirtz lieber heute als morgen beim FC Bayern sieht. Der Münchener Ehrenpräsident hatte der „Bild“ anvertraut, dass sein Klub „Wirtz haben will. Aber da gehören drei dazu. Er hat noch einen langfristigen Vertrag in Leverkusen. Die Chancen sehe ich bei zehn Prozent“.
Der Bayer-Grande Rolfes wiederum konterte nach Hoeneß‘ Gedankenspielen, dass ihn das „überhaupt nicht interessiert“ und das auch nichts sei, „was uns tangiert“. Diese Taktik hätten die Bayern bereits vor Jahrzehnten angewandt. „Aber wie gesagt: Dass Florian – und das ist ja schon länger so – ein Spieler ist, der in ganz Europa für Aufmerksamkeit sorgt, ist nichts Neues“, sagte Rolfes.
Wie der Bayer-Macher ist auch Eberl auf das Duell im Rheinland gespannt. „Wir können uns alle auf Samstag freuen, auf das wirklich tolle Spiel“, sagte Eberl. Ein Meistergipfel, der viel verspricht, selbst wenn der Doublesieger aus Leverkusen etwas an Glanz verloren hat und die Brisanz mit Blick auf den Rückstand auch schon mal größer war.
Zum ersten Mal seit über zweieinhalb Jahren liegt der FC Bayern als Tabellenführer acht Punkte vor Platz zwei. Ein so großer Vorsprung wurde im Meisterrennen so spät in einer Saison nie verspielt. Sollte Leverkusen jedoch sein Heimspiel gegen die Münchener gewinnen (so wie in den vergangenen beiden Saisons: 2:1 und 3:0), dann wäre die Titelverteidigung wieder realistischer. Fünf Punkte wurden an den letzten zwölf Spieltagen schon öfter aufgeholt; Leverkusen holte in der vergangenen Saison allein in den letzten zwölf Partien zehn Punkte mehr als die Münchener.
Zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte haben jedenfalls nach 21 Spieltagen zwei Mannschaften weniger als zwei Niederlagen: Leverkusen verlor nur am 2. Spieltag gegen RB Leipzig (2:3), ist seitdem 19 Bundesliga-Spiele ungeschlagen. Die Bayern kassierten ihre einzige Niederlage am 14. Spieltag in Mainz (1:2), danach gelangen sieben Siege. Zusammen kommt das Spitzenduo auf 100 Punkte – in der Vorsaison waren es zu diesem Zeitpunkt sogar 105 (Leverkusen 55, Bayern 50).
Überdies sind der Meister und der Rekordmeister die Mannschaften mit den meisten Toren, den meisten Torschüssen, den meisten Aluminium-Treffern, den meisten Toren nach gegnerischen Ballverlusten, den meisten Pässen aus dem Spiel, der besten Passquoten, den meisten erfolgreichen schwierigen Pässen, dem geringsten gegnerischen xGoals-Wert, den wenigsten zugelassenen Torschüssen und den besten Zweikampfquoten.
Meisterschafts-Champagner schon kalt gestellt
Bei einem weiteren Sieg könnten die Münchener zweifelsohne den Champagner für die Meisterschaft schon mal kalt stellen. „Er ist ja immer kaltgestellt grundsätzlich, aber wir müssen natürlich dafür was tun“, sagte Kapitän Manuel Neuer. „Ich glaube, dass es auch an der Zeit ist: Wenn wir wieder die bessere Mannschaft sind, dass wir sie dann auch mal schlagen und das wäre natürlich der größte Wunsch von uns.“
Im Spiel gegen Celtic am Mittwochabend hatte es den Anschein, als hätten sich die Bayern für den verlockenden Matchball im Meisterschaftsgipfel schon geschont. Nach einer zunächst überaus dominanten Vorstellung im Celtic Park, schien das Team einen Gang zurückzuschalten und büßte nach gut einer Stunde mehr und mehr an Souveränität ein.
Michael Olise (45.) und Harry Kane (49.) münzten in Glasgow die Bayern-Dominanz in Tore um, dann aber wurde die Defensive um den herausragenden Abwehrchef Dayot Upamecanovon Daizen Maeda bezwungen (79.) – und die Bayern fortan ein ums andere Mal in Verlegenheit gebracht. Der französische Bayern-Verteidiger wurde im Anschluss als Spieler der Partie gekürt.
„Es war ein sehr schweres Duell in einem tollen Stadion und mit einem tollen Gegner, aber wir haben gewonnen und sind zufrieden“, sagte der 26-Jährige, der als Vorlagengeber vor dem 1:0 durch Olise geglänzt hatte.
Dass der oft kritisierte Upamecano groß auftrumpfen konnte, freute Teamkollegen und Verantwortliche gleichermaßen. „Ich habe ihn schon die ganze Saison sehr stabil, sehr stark gesehen“, sagte Eberl: „Upa ist für mich ein herausragender Innenverteidiger, das hat er in diesem Spiel gezeigt. Und wenn ein Abwehrspieler Man of the Match wird, dann hat das noch mal besondere Bedeutung, weil es in der Regel nicht passiert.“
Beim Wunsch Achtelfinale in der Königsklasse sind die Münchener jedenfalls nun einen großen Schritt weiter. Das Achtelfinal-Ticket kann am Dienstag im Rückspiel gelöst werden. Gegner wäre dann Atlético Madrid oder Bayer Leverkusen – mit Wirtz.
pk