Fast 400 Festnahmen in Berlin: Bilanz zum Jahreswechsel in Deutschland – Politik | ABC-Z

In Deutschland haben Rettungskräfte und Polizei eine gemischte Bilanz zum Jahreswechsel gezogen. Vielfach war von einer gewohnt arbeitsreichen Nacht am Jahreswechsel die Rede. Medienberichten vom Neujahrstag zufolge starben fünf Menschen beim Zünden von teils selbstgebauten Böllern. Die Polizei nahm während der Böllerei in der Silvesternacht mindestens 390 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest – etwa so viele wie vor einem Jahr. Nach einer vorläufigen Bilanz seien 15 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden, teilte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) mit. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatten allein 34 Polizeibeamte Verletzungen erlitten. „Für den weitaus überwiegenden Teil der Berlinerinnen und Berliner und der Gäste war es ein friedliches Silvester“, sagte die SPD-Politikerin. „Dennoch kam es zu Straftaten, bei denen Unbeteiligte und Einsatzkräfte verletzt wurden. Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und erwarte, dass sie konsequent aufgearbeitet und strafrechtlich verfolgt werden.“
Wie Spranger dankte auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) den 5500 Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten Schlimmeres verhindert. „Mit Kugelbomben auf Polizisten schießen, mit Pyrotechnik oder Steinen die Einsatz- und Rettungskräfte der Feuerwehr angreifen – unfassbar“, sagte Wegner. „Solche Straftäter müssen die volle Härte des Rechtsstaats spüren.“
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Die Feuerwehr zählte von Silvester auf Neujahr zwischen 19 Uhr und sechs Uhr 1892 Einsätze; das waren 294 mehr als vor einem Jahr. Bedauerlicherweise sei es erneut zu gewalttätigen Angriffen auf Einsatzkräfte und Fahrzeuge gekommen, hieß es. Unter anderem wurde demnach die Scheibe eines Einsatzfahrzeugs während der Fahrt mit einem gezielten Steinwurf durchschlagen. Insgesamt wurden 13 Übergriffe dokumentiert, 17 weniger als im Jahr davor; verletzt wurde niemand.
„Kugelbombe“ verursacht „Schlachtfeld“
Durch illegale Feuerwerkskörper – mutmaßlich sogenannte Kugelbomben – entstanden große Schäden, zahlreiche Menschen wurden teils schwer verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr wurden im Stadtteil Schöneberg bei einer heftigen Detonation zahlreiche Häuserfassaden stark beschädigt, Fenster gingen massenhaft zu Bruch, Wände bekamen Risse. 36 Wohnungen seien nun vorerst unbewohnbar und zwei Menschen in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. Er sprach von einem „Schlachtfeld“, das der Sprengkörper hinterlassen habe. Experten gehen von einer Kugelbombe aus, die wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen ist.
Auch aus anderen Städten wie Köln, Leipzig und Hamburg wurden vereinzelte Angriffe auf Einsatzkräfte gemeldet. In einem Personentunnel des Bonner Hauptbahnhofs feuerten vier Jugendliche mit einer Silvesterrakete auf einen dort schlafenden Obdachlosen, wie die Polizei nach Auswertung eines Überwachungsvideos mitteilte. Der Mann habe einen Schock erlitten. Offenbar hätten die Verdächtigen das Geschehen mit einem Mobiltelefon gefilmt. Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung seien eingeleitet worden.
Als ob die Einsatzkräfte zum Jahreswechsel nicht schon genug zu tun hätten, fiel am Silvesterabend gegen 20 Uhr in weiten Teilen Berlins auch noch die Wasserversorgung zeitweise aus. Grund war nach Angaben der Wasserbetriebe der Bruch einer Hauptleitung an der Seestraße im Stadtteil Wedding. Hunderttausende Haushalte in mehreren Bezirken hatten für eine oder zwei Stunden kein Trinkwasser aus dem Hahn. Bis Mitternacht normalisierte sich die Lage nach Angaben der Wasserbetriebe wieder.