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Familien-Newsletter – Vom Mental Load zum Mantel Load – Gesellschaft | ABC-Z

Dieser Text stammt aus dem Familien-Newsletter der Süddeutschen Zeitung, der jeden Freitagabend verschickt wird. Hier können Sie ihn abonnieren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie jedes Jahr hat sich meine Social-Media-Blase gerade wieder mit großer Geste vom Sommer verabschiedet. Alle fuhren noch mal zum See, aßen Pistazieneis, saßen abends unter Lampions im Biergarten und schrieben dazu wehmütige Beiträge auf Instagram. Keine 36 Stunden später waren die meisten in ihrer Pumpkin-Spice-Latte-Ära angekommen und teilten cozy Content vom Sofa. Irgendwer begann ein Strickprojekt.

Ich fühlte mit den Wehmütigen, und wusste, dass mir Pumpkin Spice erstmal latte sein würde – ich hatte schließlich zu tun. Acht Grad am Donnerstag! In welcher Kiste liegen die Wolle-Seide-Bodys für die Einjährige? Passt das große Kind noch in die Jacke vom letzten Jahr? Schals, Schals, wir brauchen Schals! Als ich wieder zu mir kam, hatte mein rechter Daumen eine App für Secondhandklamotten geöffnet und im Suchfeld stand „Matschhose gefüttert“. Großes Tohuwabohu also, nur eins war klar: Fürs Stricken war es zu spät.

Vergangenen Herbst habe ich einen Text über den Saisonwechsel mit kleinen Kindern geschrieben. Mir war aufgefallen, dass der Klamottenzirkus nicht nur absurd anstrengend sein kann, sondern (zumindest in heteronormativen Beziehungen) fast immer an den Müttern hängenbleibt. Selbst in gleichberechtigten Partnerschaften, in denen allen Beteiligten daran gelegen ist, die Care-Arbeit gerecht aufzuteilen. Ich habe mit einer Genderforscherin und einer Mental-Load-Expertin gesprochen und ich fürchte, meine Erkenntnisse haben auch in diesem Jahr Bestand. Wer einmal Managerin des Kinderkleiderschranks ist, wird den Job nämlich so leicht nicht mehr los.

In schwachen Momenten frage ich mich, ob ich es mit dem Equal-Care-Wahn übertreibe. Glücklicherweise gibt es Menschen wie Anne Meinhold. In unserer Paartherapeuten-Serie „Beziehungsweise“ hat sie darüber geschrieben, zu wie vielen Streitereien (und Scheidungen) es führen kann, wenn Eltern sich Haushalt und Kinderbetreuung nicht vernünftig aufteilen. Es lohnt sich also, eingefahrene Muster gelegentlich zu hinterfragen. Auch wenn man dafür eventuell ertragen muss, dass die Kinder ein halbes Jahr lang in hässlichen Winterjacken herumlaufen, die man selbst ganz sicher nicht ausgesucht hätte.

Wie ist das bei Ihnen? Kennen alle Elternteile die Kleidergrößen aller Kinder? Wer merkt zuerst, wenn es keine zusammenpassenden Socken mehr gibt? Und wie managen Sie den Saisonwechsel im Kinderkleiderschrank? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben.

Ein schönes Wochenende wünscht

Felicitas Kock

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