Falscher Rote-Armee-Fraktion-Verdacht: Verhafteter Mann ist wieder frei – Politik | ABC-Z
Der Verdacht wog schwer, die Eliteeinheit GSG9 war rasch mit Zivilfahndern vor Ort. Als am Dienstagabend aus einem ICE ein Hinweis aus der Bevölkerung einging, dass ein gesuchter ehemaliger RAF-Terrorist an Bord eines ICE zwischen Bonn und Berlin sei, war die Hoffnung der Ermittler groß. Ein Mann wurde vorläufig festgenommen. Die Festnahme stehe im Zusammenhang mit der Suche nach den ehemaligen RAF-Terroristen Burkhard Garweg und Volker Staub, erklärten die Ermittler. Doch am Mittwochmittag wurde nach einer DNA-Analyse klar: Der Verdächtige ist unschuldig und hat mit der RAF nichts zu tun. Die Überprüfungen hätten ergeben, dass es sich um keinen Gesuchten handelt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Verden. Der Mann sei wieder auf freiem Fuß.
Den Angaben zufolge wollte ein Hinweisgeber den Mann in einem ICE von Bonn nach Berlin als Ernst-Volker Staub erkannt haben – einen 69-jährigen seit Jahren gesuchten ehemaligen RAF-Terroristen. Aus Ermittlungskreisen hieß es jedoch, die Fahnder vermuten eher, den ebenfalls gesuchten Burkhard Garweg, 55, gefasst zu haben. Von Anfang an blieben jedoch Zweifel an der Identität des Mannes. Ein Gericht ordnete einen DNA-Abgleich an.
Von der Bundespolizeidirektion Berlin hieß es zuvor, bei einer Personenkontrolle am Dienstag gegen 21 Uhr sei ein Mann vorläufig festgenommen worden. Er befindet sich in Berlin im Gewahrsam, wie eine Sprecherin sagte. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über die Festnahme berichtet.
Die jahrelange Suche der Fahnder geht damit weiter. Seit 2015 ermittelt die Staatsanwaltschaft in Verden gegen den ehemaligen RAF-Terroristen Garweg und die Komplizen Daniela Klette und Volker Staub wegen versuchten Mordes sowie versuchten und vollendeten schweren Raubs in mehreren Fällen. Klette wurde Ende Februar in Berlin-Kreuzberg festgenommen. Ihre Komplizen aber sind bislang nicht zu fassen, obwohl Klettes Festnahme den Fahndern auch Hinweise auf Aussehen und Verbleib der beiden anderen Gesuchten geliefert hatte. Ermittler werteten Spuren und Fundstücke aus und erstellten mit künstlicher Intelligenz neue Fahndungsfotos. Klette hatte unter falscher Identität offenbar lange in einer Wohnung in Berlin-Kreuzberg gelebt. Die Fahnder fanden heraus, dass Garweg zuletzt in einer linksalternativen Bauwagensiedlung in Berlin-Friedrichshain Unterschlupf fand. Die drei gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen getötet hatte, für aufgelöst.