Forschungsprojekt bei Fürstenfeldbruck: Radarbilder für die Landwirtschaft – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

In welchen Bereichen könnten Felder mehr Dünger vertragen? Wie ist es um die Bodenfeuchte bestellt, wie um die Vegetationsbedeckung? Wie „gesund“ sind die Böden? Ein Forschungsprojekt rund um den ländlich geprägten Fürstenfeldbrucker Stadtteil Puch soll zeigen, wie Landwirten künftig in Form hochauflösender Radarbilder wertvolle Daten an die Hand geben werden können, um solche Fragen zu beantworten und den Anbau von Pflanzen zu optimieren. Ferner sollen Umweltrisiken frühzeitig erkannt und die nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden. Eingesetzt wurden zwei Flugzeuge, später sollen die Kamerasysteme von Satelliten aus weltweit Daten liefern.
Warum ausgerechnet Puch ausgewählt worden ist
In Puch gibt es wenige Dörfer und Waldstücke, 80 Prozent der Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. 15 Felder, auf denen verschiedene Kulturarten angebaut werden, wurden ausgewählt. Die meisten davon sind im Besitz der Bayerischen Staatsgüter, die in Puch eine Versuchsstation betreiben. Die Genehmigungen für die zum Abgleich erforderlichen Vermessungen und Probenahmen am Boden waren somit nur eine Formalie.
Zwei Landwirte aus Puch und Eitelsried stellten ihre Felder ebenfalls zur Verfügung. Für das Untersuchungsgebiet Puch gab es ein weiteres Argument: die räumliche Nähe zu Oberpfaffenhofen, dem Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Luftlinie liegen keine 15 Kilometer zwischen den beiden Orten.

Die „Messkampagne Cropex 25“ dient der Vorbereitung auf die europäischen Copernicus-Erdbeobachtungsmissionen. Von Frühjahr bis Sommer und damit über einen gesamten Vegetationszyklus hinweg wurden die beiden Kleinflugzeuge eingesetzt. Sie übernahmen die Rolle, die von 2029 weitgehend Satelliten zugedacht ist. Koordiniert wird das Projekt vom DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation Esa, beteiligt sind unter anderem die Ludwig-Maximilians-Universität München sowie das Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften.

Die Testflugzeuge, eine Dornier 228-212 und eine Cessna 208 B Grand Caravan, starteten im sechstägigen Turnus insgesamt 23-mal und flogen auf genau vorgegebenen Routen. An ausgewählten Tagen sogar morgens, mittags und abends, um tägliche Veränderungen des Bodens und der Pflanzen zu dokumentieren. Parallel zu jedem Flug wurden Boden- und Vegetationsparameter wie Oberflächenrauigkeit, Pflanzen-Wassergehalt sowie Biomasse erhoben und die organische und mineralische Zusammensetzung analysiert.

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Welche konkreten Erkenntnisse eine Analyse der Radarbilder bringen wird, lässt sich nach Einschätzung von Ulrich Dörfel bisher nicht absehen. Der Betriebsleiter der Versuchsstation Puch hofft langfristig auf verlässlichere Ernteprognosen, auf höhere Erträge und etwa einen präziseren, punktgenauen Einsatz von organischem oder mineralischem Dünger auf den Feldern.

Satelliten, Digitaltechnik und künstliche Intelligenz (KI) spielen in der Landwirtschaft eine immer größere Rolle, bestätigt Sabine Weindl, stellvertretende Leiterin des in Puch ansässigen Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Mussten Felder und Wiesen vor der Beantragung von Zuschüssen oder Stilllegungsprämien früher zeitaufwendig begangen werden, so hat sich das längst geändert.
Nachweise für Stilllegungsprämien werden vor allem mithilfe von Luftbildern erstellt – nun hilft sogar eine App
Anfang Juli konnten solche Flächen in Bayern zu fast 99 Prozent automatisch bestätigt werden. Bayerns Landwirte seien Digital-Pioniere, lobt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Nicht zuletzt die App „FAL-BY“, über die Anträge gestellt, Fotos eingereicht und Pflanzen von der KI bestimmt werden können, bringe in Kombination mit der KI-Auswertung von Satellitenbildern „echte Entlastung von Bürokratie und Schreibarbeit“ und beschleunige die Auszahlung von Fördergeldern vor allem an Familienbetriebe.

Auch bei der Bekämpfung von Schädlingen wie dem Borkenkäfer in den Wäldern setzt das AELF auf Luftbilder. Insbesondere stehen dabei die Arten Buchdrucker und Kupferstecher im Blickpunkt, die sich vorzugsweise in Fichtenmonokulturen ausbreiten. Befallene Bereiche wurden jüngst durch den Einsatz eines Kleinflugzeugs identifiziert.
Im Blickpunkt standen Privat- und Gemeindewälder der sechs AELF-Forstreviere in den Landkreisen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg. Die Revierleitungen werten die entstandenen Aufnahmen aus und markieren die von Borkenkäfern befallenen Baumkronen. Die zuständigen Förster melden den Handlungsbedarf sodann direkt den betroffenen Waldbesitzern, um die weitere Ausbreitung des Schädlings durch schnelle Gegenmaßnahmen verhindern zu können.