Fachkräftemangel bremst Windrad bei Fürmoosen – Ebersberg | ABC-Z

Dabei hat doch alles so gut angefangen: Mit dem Bau des zweiten Windrades im Landkreis Ebersberg wurde pünktlich vergangenes Jahr im August begonnen. Damals hieß es, dass sich die Rotoren Ende November drehen und Strom liefern würden. Doch fast ein halbes Jahr später stehen sie an den meisten Tagen immer noch still.
Anfangs haperte es noch an den Genehmigungen für die Schwertransporte der Rotoren, so wurde der Zeitplan bereits durcheinander gebracht. Im Dezember stellte sich bereits das nächste Problem: Einer der beiden Windmesser der neuen Anlage war defekt – und der Ersatz ließ auf sich warten.
Ein großes Problem auch hier: Der Fachkräftemangel
Auf die letzte Anfrage im Februar gab sich Bauherr Hans Zäuner jedoch noch immer zuversichtlich. Das fehlende Bauteil konnte ersetzt werden, der Energiegewinnung würde nun nichts mehr im Weg stehen. Doch warum dreht es sich heute immer noch kaum? Die vergangenen zehn Tage hat es sich sogar im kompletten Stillstand befunden.
:Wann radelt es denn endlich?
Seit zwei Monaten ist das Windrad bei Fürmoosen eigentlich fertig, doch bislang fehlte noch ein Bauteil. Nun soll bald der Probebetrieb starten.
„Das wird auch noch ein wenig dauern“, beginnt Zäuner das Telefonat, und dämpft damit vorsorglich allzu große Hoffnungen. Doch es gebe auch Fortschritte: Am Donnerstag habe ein Meeting mit der Herstellerfirma Enercon stattgefunden. Das zentrale Problem liege derzeit beim fehlenden Fachpersonal der Firma, erklärt Zäuner.
Die Anlage sei eine der ersten, die mit einer neuen Technik ausgestattet wurde. „Enercon hat die Herausforderungen dieser neuen Technik deutlich unterschätzt. Das Technikteam muss erst noch geschult werden – und das braucht seine Zeit.“
Hans Zäuner spricht am Donnerstag von einem „Riesenschritt“, nach zehn Tagen völligen Stillstandes laufe das Windrad nun endlich wieder. Er versucht, die Beteiligten zu beruhigen: Der bisher entgangene Strom werde wieder kompensiert, sobald die Anlage stabil in Betrieb sei.
Die Anteilseigner der Anlage werden langsam unruhig
Bei dem Problemwindrad handelt es sich nämlich um ein Bürgerwindrad. Das bedeutet, dass sich Anwohner Anteile an dem Projekt kaufen und entsprechend vom Ertrag profitieren können. „Da kommen jetzt natürlich Nachfragen ohne Ende“, sagt Zäuner „Aber ganz genau beantworten, wann es wirklich rundläuft, kann ich leider auch nicht.“
Trotz allem bleibt er zuversichtlich, dass es langsam, aber sicher immer besser werde. Und auch in finanzieller Hinsicht, so betont er, werde der bisher entgangene Stromertrag geregelt.
Zudem, so Zäuner, sei die Energieversorgung im Landkreis noch nicht von den Windrädern abhängig. „Aber das entwickelt sich und wird künftig immer wichtiger. Wenn das wirklich eine Zukunftstechnologie sein soll, dann muss Enercon sich jetzt auf die Hinterfüße stellen und dafür sorgen, dass ihre Technik funktioniert.“

:Sonnige Aussichten
Das Eberwerk erweitert seinen Bestand an Freiflächen-Photovoltaik. Während in der Gemeinde Poing der Anteil an erneuerbaren Energien durch den Bau eines Solarparks wächst, soll auch in Nettelkofen bis zum Sommer eine neue Anlage entstehen.
Dass neue Anlagen Anlaufprobleme haben können, ist für Zäuner nicht neu: Auch bei der angewandten Technik des Windrades bei Bruck, für dessen Bau er ebenfalls verantwortlich war, habe es anfangs technische Schwierigkeiten gegeben. „Allerdings nicht bei uns, weil diese Anlage da bereits hunderte Male vorher aufgebaut worden ist. Da waren wir nicht unter den Ersten.“ Anders beim Windrad in Fürmoosen: „Das trägt die Seriennummer 60. Wir gehören also vergleichsweise zu den Ersten, die die neue Technik in Betrieb nehmen.“
Ein drittes Windrad bei Pollmoos im Osten der Stadt Ebersberg ist bereits in Planung. Auch dort soll die neue Technik zum Einsatz kommen, doch laut Zäuner bestehe kein Grund zur Sorge: Bis zur geplanten Inbetriebnahme in etwa eineinhalb Jahren werde das Personal wohl ausreichend geschult sein.
Zum Abschluss verweist Zäuner auf eine mögliche Verbesserung in der Region: Ein Servicestützpunkt im Raum München sei im Gespräch, angesichts der wachsenden Zahl an Windkraftanlagen in der Gegend. Geschultes Fachpersonal in der Nähe könne künftig vieles beschleunigen. Es bleibt also Grund zur Hoffnung.