Wirtschaft

EZB: Zentralbank senkt wichtigsten Leitzins im Euroraum um 0,25 Prozentpunkte | ABC-Z

Die Europäische Zentralbank senkt die Zinsen im Euroraum. Der wichtige Einlagenzins, den Banken für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, verringert sich um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Für die schwächelnde Wirtschaft ist das eine gute Nachricht.

Wer auf einen Kredit angewiesen ist, dürfte sich über diese Entscheidung freuen: Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen weiter gesenkt. Nach der Zinswende im Juni setzt die Notenbank den Weg der geldpolitischen Normalisierung angesichts gesunkener Inflationsraten fort.

Der für die Finanzmärkte wichtige Einlagesatz, zu dem Banken bei der EZB kurzfristig überschüssige Gelder anlegen können, wurde von 3,75 auf 3,50 Prozent gekappt. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld leihen können, wird mit dem jüngsten Beschluss um 0,6 Punkte auf 3,65 Prozent verringert.

Dass der Schritt nach unten größer ausfällt als beim Einlagesatz, ergibt sich aus bereits im Frühjahr festgezurrten Änderungen. Damals hatte die Notenbank beschlossen, den Abstand zwischen dem Einlage- und dem Hauptrefinanzierungssatz zu verkleinern. Die EZB will damit Anreize zur Teilnahme an ihren wöchentlichen Kreditgeschäften schaffen und zugleich den Umfang von Marktzinsschwankungen begrenzen. Für Privatkunden dürfte der Schritt kaum Auswirkungen haben, da sich Geldhäuser ohnehin am Einlagenzins orientieren.

Sinkende Zinsen könnten die Wirtschaft in der Eurozone ankurbeln – insbesondere im kriselnden Deutschland. Die Aufnahme von Krediten wird für Unternehmen und Privatkunden tendenziell günstiger. Das begünstigt Investitionen und den Konsum. Umgekehrt werfen Sparanlagen wie Tages- und Festgeld wieder etwas weniger ab.

Vor der auf 1,9 Prozent hatte die Zentralbank im Kampf gegen die Inflation die Zinsen hochgehalten. Sinkende Energiepreise hatten die Inflationsrate im August auf 2,2 Prozent gedrückt – den niedrigsten Stand seit gut drei Jahren. In Deutschland sank die Inflation besonders deutlich auf 1,9 Prozent. Mittelfristiges Ziel der Notenbanker ist eine Inflation von zwei Prozent.

EZB erwartet sinkende Inflation und wenig Wachstum

Die Volkswirte der EZB erwarten, dass die Verbraucherpreise im laufenden Jahr um durchschnittlich 2,5 Prozent zulegen, wie sie in ihrem Ausblick schreiben. Für 2025 prognostizieren sie 2,2 Prozent, für 2026 1,9 Prozent. Damit wäre das Zwei-Prozent-Ziel erreicht.

Entscheidend für die weitere Zinsentwicklung ist neben der Inflation auch die Konjunktur. Die EZB blickt inzwischen etwas pessimistischer auf die Wirtschaft als noch im Juni. In ihrem Ausblick senkte sie die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes um 0,1 Prozentpunkte auf noch 0,8 Prozent. Für 2025 wird noch mit einem Plus von 1,3 (bisher: 1,4) Prozent gerechnet, für 2026 von 1,5 (bisher: 1,6) Prozent.

Begründet wird die Abwärtskorrektur mit einem schwächeren Beitrag der Binnennachfrage. „Die Finanzierungsbedingungen bleiben restriktiv und die Konjunktur ist nach wie vor gedämpft, worin sich der schwache private Konsum und die schwache Investitionstätigkeit widerspiegeln“, hieß es dazu.

Ökonomen rechnen mit weiteren EZB-Zinssenkungen

Ökonomen begrüßten die Entscheidung der Notenbank. „Die heutige Zinssenkung der EZB war richtig, sie hätte aber stärker ausfallen können“, sagte Silke Tober vom gewerkschaftsnahen IMK-Institut. Sie hätte eine Senkung um einen halben Prozentpunkt begrüßt, da die Inflation bereits unter Kontrolle zu sein scheint. „Für Ende 2024 erwarte ich einen Leitzins von drei Prozent.“

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust hält die Zinssenkung von 0,25 Prozentpunkten für angemessen. „Es dürfte noch eine weitere bis Jahresende folgen“, sagte er. „Der Zinspfad in 2025 wird jedoch nicht so deutlich nach unten gehen, wie es die Finanzmärkte derzeit erwarten.“

Und Joachim Schallmayer von der Dekabank erwartet weitere Zinssenkungen um jeweils ein Viertelprozentpunkt. Er mahnt aber auch: „Zur Belebung der Wirtschaft braucht es mehr als nur niedrigere Zinsen.“

Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde ließen indes offen, wie sie weiterverfahren. „Der EZB-Rat legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“, hieß es.

Reuters/dpa/sebe

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