Wirtschaft

Exportbann für Seltene Erden: China setzt seine Superwaffe im Handelskrieg ein | ABC-Z

Noch bevor Donald Trump ins Weiße Haus einzieht, schwingt China die Rohstoffkeule: Ab sofort liefert Peking unverzichtbare Metalle für die Hightech-Industrie nicht mehr in die USA. Der Präventivschlag zeigt, dass der kommende Wirtschaftskrieg mit Washington viel härter wird als in Trumps erster Amtszeit.

Seit Dienstag ist es offiziell: Das chinesische Handelsministerium hat angekündigt, dass die Volksrepublik mit sofortiger Wirkung die Seltenen Erden Gallium, Germanium oder Antimon und Hartmetalle wie Wolfram nicht mehr in die USA exportiert. Offiziell heißt es zur Begründung, die unverzichtbaren Metalle seien Dual-Use-Rohstoffe, die sowohl zivil als auch militärisch verwendet werden könnten.

Und das stimmt auch: Die 17 magischen Metalle sind für die Herstellung von Lasern, Batterien, Magneten, Bildschirmen, Elektromotoren, Satelliten und vielen anderen Hightech-Produkten unersetzlich. Man braucht sie zur Produktion von Halbleitern wie auch für Militärsprengstoff, zur Herstellung von Smartphones genauso wie für Smart Bombs.

Am Tag zuvor hatte die US-Regierung wiederum weitere Restriktionen für den Verkauf von Hochleistungschips nach China erlassen. Es ist bereits das dritte Mal in den vergangenen drei Jahren, dass US-Präsident Biden den Export der neusten Chips oder der Maschinen zu ihrer Herstellung nach China beschränkt, um die Entwicklung von Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz zu verlangsamen und Chinas Wirtschaftskraft und militärische Aufrüstung zu schwächen.

Was auf den ersten Blick aussieht, wie eine weitere Quid-pro-Quo-Vergeltungsmaßnahme in diesem schon seit Jahren schwelenden Tech-Krieg ist eine strategische chinesische Rohstoff-Blockade der USA mit Blick auf den Amtsantritt von Donald Trump im Januar. Denn China hat faktisch ein weltweites Monopol auf den Abbau und die Verarbeitung der Seltenen Erden. Das Embargo kann die US-Wirtschaft mittel- bis langfristig daher empfindlich treffen. Man muss es als präventive Eskalation verstehen, mit der sich Chinas Präsident Xi Jinping für den kommenden Mega-Konflikt mit Donald Trump wappnet.

Nur die Eröffnungssalve im kommenden Handelskrieg

Denn schon jahrelang spielt Peking immer wieder mit dem Gedanken, die Lieferketten für die unverzichtbaren Rohstoffe in den Westen zu kappen. Schon in Trumps erster Amtszeit hat China den USA gedroht, seine Superwaffe im Handelskrieg scharfzumachen. Schon im vergangenen Jahr hat das Politbüro den Rechtsrahmen für Exportkontrollen bei Germanium und Gallium gesetzt. Und seit Oktober müssen chinesische Exporteure detailliert nachweisen, wie Seltene Erden in westlichen Lieferketten eingesetzt werden.

Doch diesmal belässt es Peking nicht bei Säbelrasseln, sondern macht Ernst und setzt seine Superwaffe ein. Es ist der stärkste Pfeil, den China wirtschaftlich gegen die USA im Köcher hat. Denn Donald Trump droht bei der Wiederauflage seines Handelskriegs mit Zöllen von bis zu 60 Prozent auf chinesische Exporte. Ein wenig wirkt das chinesische Embargo daher wie die Kursk-Invasion der Ukraine. Es geht nicht um Geländegewinne im Handelskrieg. Sondern mindestens darum, ein Druckmittel in die Hand zu bekommen, das man bei einem Deal wieder aufgeben kann – in Verhandlungen, die zweifellos kommen werden. Und die USA als Chinas Erzrivalen nebenbei noch militärisch zu schwächen.

Technisch gesehen eskaliert Peking weiterhin vergleichsweise besonnen: Zunächst einmal geht es nur um 3 von 17 Seltenen Erden. Chinas direkte Exporte von Gallium und Germanium in die USA liegen inzwischen ohnehin bei Null, weil sich die US-Industrie eher mit halbverarbeiteten Varianten der Metalle in anderen Ländern eindeckt, die die Rohstoffe in China kaufen.

Doch das Politbüro hat den Rubikon diesmal ganz gezielt überschritten. “Das könnte nur der Anfang davon sein, dass das Land seine nationale Sicherheit und seine strategische Rolle bei mineralischen Rohstoffen absichert”, heißt es in einer Analyse der chinesischen Investmentbank Citic. Denn China dominiert nicht nur die Gewinnung der 17 magischen Metalle. Sondern auch die weltweite Produktion von Molybdän, Titan, Chrom oder Arsen.

Chinas Rohstoffkeule soll auch US-Waffenindustrie treffen

Die USA und auch Deutschland dürften die Folgen des Embargos mittelfristig deutlich zu spüren bekommen. Denn nennenswerte eigene Herstellungskapazitäten für Seltene Erden existieren im Westen nicht. Das war einst anders: Bis in die 90er Jahre kam der Großteil der weltweiten Förderung sogar aus der Mountain-Pass-Mine in Kalifornien. Doch zur Aufbereitung wurden die Metalle dann nach China geschickt.

Denn weil die Elemente sich stark ähneln, lassen sie sich nur durch extrem umweltbelastende chemische Prozesse voneinander trennen. Die Seltenen Erden werden getrocknet, ausgelaugt, gereinigt und durch Säurebäder gezogen. Dabei fallen stets radioaktive Abfälle an. Das macht die Produktion schmutzig und teuer.

Auch die kürzlich etwa in Schweden entdeckten Rekordvorkommen nützen kurzfristig also wenig, weil es Jahre dauern wird, bis es auch Verarbeitungskapazitäten in Europa gibt. Zwar haben die USA aus Chinas Drohungen in der ersten Trump-Amtszeit gelernt: mit Millionen-Subventionen der Biden-Regierung haben sie die Aufbereitungsanlage für Seltene Erden in Mountain Pass wieder flott gemacht.

Und im texanischen Fort Worth steht inzwischen die erste vollintegrierte Fabrik für Neodym-Dauermagneten aus Seltenen Erden in den USA – laut US-Regierung “unersetzliche Schüsseltechnologie zur Verteidigung”, weil sie nicht nur in Elektroautos, Robotern und Turbinen, sondern auch in Predator-Drohnen und Tomahawk-Marschflugkörpern stecken. Trotzdem liegt Chinas Marktanteil momentan bei über 90 Prozent. Dass Chinas Embargo auch strategische, militärische Motive hat, zeigt sich spätestens daran, dass Peking nun erstmals auch den Export von Wolfram beschränkt: Es wird zur Herstellung panzerbrechender Munition verwendet.

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