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Experte warnt vor horrenden Zinsen | ABC-Z

Kreditkarten ermöglichen weltweit schnelle Zahlungen und werben oft mit Vorteilen wie Versicherungen. Doch hinter manchen Angeboten verstecken sich unübersichtliche Kosten, die je nach Bank, Kartenart und Nutzung unterschiedlich hoch ausfallen. Ein Rechenbeispiel zeigt: Wer die Gebührenstruktur seiner Kreditkarte kennt und Konditionen vergleicht, spart. Ein Finanzexperte erklärt, welche Fehler besonders oft zu überraschend hohen Ausgaben führen.

Gebühren im Check: Was kostet eine Kreditkarte wirklich?

Kreditkartenanbieter geben auf ihren Websites in der Regel die Monats- oder Jahresgebühren an. Diese umfassen allerdings häufig nicht alle Ausgaben, sondern nur einen Teil der Gesamtkosten. Der Finanzexperte Volker Schmidtke von der Berliner Verbraucherzentrale erklärt gegenüber unserer Redaktion, auf welche Merkmale Verbraucher achten sollten: „Gängig sind die Jahresgebühr, Kosten fürs Geldabheben am Automaten und fürs Bezahlen oder Geldabheben im Ausland“, sagt er.

Bei Prepaid-Kreditkarten können zudem Gebühren fürs Aufladen von Guthaben anfallen. Selbst eine Inaktivitätsgebühr sei bei manchen Anbietern möglich, so Schmidtke – „wenn die Karte längere Zeit nicht genutzt wird“. Tatsächlich erhoben in unserer Recherche allerdings nur wenige Dienstleister eine solche Gebühr.

Besonderheit bei Teilzahlungskarten: Experte warnt vor Schulden

Genau wie Prepaid-Karten erheben auch Teilzahlungskarten oder Revolving-Kreditkarten besondere Gebühren. Diese bauen auf der Ratenrückzahlung der Geldbeträge auf: So begleicht der Kreditkartennehmer monatlich meist nicht den Gesamtbetrag, sondern jeweils einen Teil davon.

„Bei Karten mit Teilzahlung ist es wichtig, auf die Bedingungen und Voreinstellungen für die Teilzahlung zu achten“, sagt Schmidkte. Denn: „Auf die offenen Schulden werden oft hohe Zinsen fällig.“ Diese könnten zwischen zehn und über 20 Prozent ausmachen. „Deutlich höher als der Zins für ein normales Verbraucherdarlehen“, urteilt der Finanzexperte.

Wichtig: Bei vielen Kreditkarten ist die Teilrückzahlung voreingestellt. Die Option lässt sich im Kartenantrag abwählen oder im Online-Banking deaktivieren. „Bei den wenigen Kreditkarten, wo sie sich nicht deaktivieren lässt, kann man die Zinsen nur vermeiden, indem man den Saldo jeweils ausgleicht, bevor die Zinsen anfallen“, sagt Schmidtke. Das erfordere allerdings mehr Organisation und Aufwand.

Kreditkartenrechnungen werden in der Regel einmal im Monat abgerechnet.
© Getty Images | Sitthiphong

Kreditkarte: Diese Gebührenarten sollten Sie kennen

Besonders beliebt sind klassische Kreditkarten. Dabei werden die „mit der Karte getätigten Zahlungen gebündelt einmal monatlich abgerechnet und ganz oder teilweise vom Girokonto eingezogen“, erklärt Finanzexperte Schmidtke. Die klassische Kreditkarte funktioniert also im Prinzip auf Rechnung. Doch wie hoch sind die Gebühren dafür? Drei Kostenfaktoren spielen eine Rolle:

  • Grundgebühr
  • Auslandseinsatzgebühr
  • Bargeldabhebungsgebühr

Grundgebühr bei der Kreditkarte: Wie hoch sollte sie sein?

Für die Nutzung der Karte berechnen manche Anbieter eine sogenannte Grundgebühr. Die Höhe variiert: Oft sind pro Jahr Beiträge im mittleren zweistelligen Bereich fällig. Es gibt aber auch Kreditkarten ohne Grundgebühr und sogenannte Premiumkarten mit einer Gebühr im dreistelligen Bereich.

Zwei Beispiele:

Die American Express Platinum Card* kostet 60 Euro pro Monat und damit 720 Euro pro Jahr. Die Grundgebühr bringt allerdings bestimmte Vorteile mit sich: Kunden erhalten unter anderem 200 Euro Online-Reiseguthaben, 150 Euro für Restaurantbesuche, Zugang zu besseren Plätzen bei Events und verschiedene Versicherungen.

Die Barclays Platinum Double* kostet jährlich nur 99 Euro und bietet ebenfalls Versicherungen, bis zu drei Partnerkarten und ein 50-Euro-Startguthaben. Die Vorteile sind aber weniger ausgeprägt als bei der American Express Platinum Card.

Wichtig: Kunden sollten nicht nur die Gebühren vergleichen, sondern auch die Versicherungskonditionen durchlesen. „Bei Versicherungen über die Kreditkarte ist es oft so, dass Verbraucher diese gar nicht brauchen“, sagt Volker Schmidtke. „Gerade die enthaltenen Reiseversicherungen haben viele Verbraucher schon separat abgeschlossen.“ Wichtig sei vor allem bei Reisen außerhalb Europas eine Auslandsreise-Krankenversicherung. Nach einer Untersuchung der Stiftung Warentest reichten aber gerade hier die karteninkludierten Versicherungen oft nicht aus.

Mehr dazu: Kreditkarte mit Versicherung: Verbraucherschützer deckt Nachteile auf

Auslandseinsatzgebühr: Nicht jede Kreditkarte erhebt sie

Mit der Auslandseinsatzgebühr oder Fremdwährungsgebühr deckt der Anbieter in der Regel die Bearbeitungskosten internationaler Zahlungen. Dabei handelt es sich um einen prozentualen Aufschlag auf Transaktionen in Fremdwährungen außerhalb der Eurozone. Je nach Wechselkurs sind es häufig zwischen ein und zwei Prozent des Transaktionsbetrags, viele Anbieter arbeiten aber auch ohne Fremdwährungsgebühren.

Kreditkartengebühren für Bargeld: Abheben kann teuer werden

Auch wer mit der Kreditkarte Geld abheben möchte, sollte auf versteckte Kosten achten. Bei Bargeldhabhebungen müssen Verbraucher je nach Karte einen prozentualen Anteil als Gebühr zahlen – auch im Inland. Meist sind es zwischen ein bis vier Prozent, mindestens jedoch drei bis fünf Euro. Es gibt aber auch hier kostenlose Modelle.

Beispielrechnung: Das kostet eine Kreditkarte pro Jahr

Kostenlose Kreditkarten und Spartipps

Es gibt einige kostenlose Kreditkarten auf dem Markt. „Finanztip“ empfiehlt beispielsweise die Norwegian Bank
Visa, Barclays Visa* und die Hanseatic Genialcard*. Bei allen drei Karten fallen weder eine Jahresgebühr noch eine Bargeldabhebungsgebühr oder Fremdwährungsgebühr an. Zudem sollten Kreditkartennehmer:

  • Jahresgebühr durch Bonusprogramme ausgleichen: Die Jahresgebühr der Kreditkarte lässt sich oft mit Prämien, Cashback oder Punkten ausgleichen. Hier sollten Kunden nachrechnen.
  • Kombination mit dem Girokonto: Einige Banken bieten vergünstigte oder kostenlose Kreditkarten zusätzlich zum Girokonto an. Wer mehrere Produkte einer Bank bündelt, spart oft Nebenkosten und Verwaltungsaufwand.

Was bedeutet das *-Symbol im Text?

So vergleichen Sie Kreditkarten richtig

Wer eine Kreditkarte sucht, sollte systematisch vorgehen. Wird die Karte nur gelegentlich oder regelmäßig, für Reisen oder für Einkäufe genutzt? Wer häufig im Ausland zahlt, sollte beispielsweise auf geringe Fremdwährungsgebühren achten oder Karten ohne entsprechende Gebühren wählen. Ungenutzte Zusatzleistungen lohnen sich nicht.

Volker Schmidtke rät, Verbrauchertests wie jene der Stiftung Warentest zu Hilfe zu ziehen. „Zuletzt hat sie die Konditionen von 34 verbreiteten Kreditkarten anhand zwei verschiedener Modellpersonen verglichen (Test 3/25)“, so der Experte. Zusätzlich helfen Vergleichsseiten wie Check24* oder Verivox* oder unser Kreditkartenrechner:

Der wichtigste Gebührentipp: Kreditkartenschulden vermeiden

Während Kreditkarten schnelle Liquidität versprechen, können sie genauso schnell in eine Schuldenfalle führen. Marco Reuter leitet die AWO Schuldner- und Insolvenzberatung und warnt vor unbedachtem Handeln: „Das Problem ist, dass die Rückzahlung erst später fällig ist“, erklärt er unserer Redaktion. Das mache die Kreditkartennutzung problematisch: „Spätestens, wenn der Überblick verloren gegangen ist oder die erhoffte Liquidität nicht eintritt, droht das Konstrukt zu kippen.“

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat sich im vergangenen Jahr mit dem Thema beschäftigt: Ihr zufolge haben vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren Schwierigkeiten mit der Rückzahlung ihrer Kreditkartenschulden. Von rund 1000 Befragten gab die Hälfte an, regelmäßig Überziehungskredite zu nutzen. „Ein Fünftel nutzt Kreditkarten-Teilzahlungen, 15 Prozent nutzen beides“, heißt es in der Studie. Auch die Konditionen seien vielen Verbrauchern und Verbraucherinnen unbekannt.

Das führt langfristig zu größeren Problemen: „In vielen Fällen wird der Konsum durch die Kreditkarte gezahlt“, so Marco Reuter. „Eine Verschuldung hat dadurch auch direkt Auswirkungen auf Scorewerte in den Schuldnerverzeichnissen – beispielsweise der Schufa.“

Fazit: Wie Sie die passende Kreditkarte zum besten Preis finden

Schutz vor diesen Problemen bietet vor allem ein verantwortungsvoller Umgang. „Kreditkarten sollten nicht für Geschäfte des täglichen Bedarfs verwendet werden: Dort ist die Gefahr, den Überblick zu verlieren, zu groß“, empfiehlt auch Reuter. Für eine bessere Übersicht sorge eine Kreditkarte in Kombination mit dem Girokonto. Wer bereits Schulden habe, solle die Kreditkarte nicht mehr nutzen und Rat bei einer Schuldnerberatungsstelle suchen.

Auch teure Premiumangebote lohnen sich nicht, wenn die Kreditkarte nur zum Bezahlen zum Einsatz kommen soll. Eine einfache, günstige Karte reicht in der Regel völlig aus. Von teureren Zusatzleistungen profitieren vor allem Vielreisende, allerdings sind auch hier eher Goldkarten von Vorteil. Sie sind günstiger als Premiumkarten, bieten aber dennoch Versicherungsschutz und weitere Vorteile.

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