Experte: Ukraine wird nächstes Jahr geteilt und eine große Fläche “russifiziert” | ABC-Z
Trumps Wahlsieg ist eine schlechte Nachricht für die Ukraine – und eine gute für Putin. Daran ist auch Europa schuld, erklärt Experte Peter Neumann in seiner Kolumne „Welt im Blick“.
Mit der Wahl von Donald Trump haben sich die Aussichten für die Ukraine über Nacht dramatisch verschlechtert. In erster Linie ist das natürlich Trumps Schuld und die seines isolationistischen Vizepräsidenten, J.D. Vance.
Nach deren Meinung ist der russische Angriffskrieg kein amerikanisches, sondern ein europäisches Problem. Die Zeiten, in denen sich die USA um europäische Probleme kümmern sollten, sind ihrer Ansicht nach vorbei.
Zieht Trump bald tatsächlich den Stecker für die Ukraine?
Aber es ist auch die Schuld Europas. Trump hat aus seinen Absichten nie ein Geheimnis gemacht. Und sein Wahlsieg war zu keinem Zeitpunkt unwahrscheinlich – ganz im Gegenteil.
Europa hätte sich auf diese Situation vorbereiten können. Doch in den meisten europäischen Hauptstädten galt das Motto: Wir hoffen auf das Beste. Erstmal abwarten, was passiert.
Deshalb gibt es aktuell keinen realistischen Plan, wie Amerikas Beitrag zur Unterstützung der Ukraine ersetzt werden könnte, wenn Trump tatsächlich den Stecker zieht.
Nichts, was europäische Politiker seit vergangener Woche angekündigt haben, entspricht nur annähernd dem, was erforderlich wäre.
USA geben mehr als fünfmal so viel für die Ukraine wie Deutschland
Laut Zahlen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft beträgt die US-Militärunterstützung für die Ukraine aktuell mehr als 55 Milliarden Dollar – fünfmal so viel wie der deutsche Beitrag und mehr als alle anderen Unterstützerstaaten zusammen.
Selbst wenn europäische Staaten das Geld plötzlich irgendwo finden würden, fehlt es an Produktionskapazitäten, speziell bei der Munition. Und niemand in Europa kann die Geheimdienstinformationen ersetzen, die die Ukraine aus dem globalen Spionagenetzwerk der USA bekommen.
Kurzum: Der Kaiser ist nackt. Trotz aller Sonntagsreden wird Europa nicht in der Lage sein, die Ukraine ohne amerikanische Unterstützung zu verteidigen. Dem Land droht eine katastrophale Niederlage.
Die Ukraine wird entlang der Front geteilt
Meine Prognose: Bereits nächstes Jahr wird der Konflikt entlang der aktuellen Frontlinie „eingefroren“, die Ukraine de facto geteilt. Russland wird die dazugewonnenen Territorien im Laufe der Jahre „russifizieren“ und im anderen Teil des Landes weiter Unruhe stiften.
Das Ergebnis ist eine Ukraine, die niemals die Möglichkeit bekommt, den Weg in Richtung Westen zu gehen. Auf Jahrzehnte eine offene Wunde. Und für Europa: ein sicherheits- und geopolitischer Offenbarungseid.