“Experte für alles”: Klaas ist jetzt seriös – zumindest ein bisschen | ABC-Z

Er habe bisher “nur genommen, genommen, genommen”, sagt Klaas Heufer-Umlauf. Diesmal jedoch werde er “etwas zurückgeben”. Nur wenige Wochen nachdem er sich von der Late Night losgesagt hat, ist der Moderator also schon auf neuer Mission – mit einem Servicemagazin, durch das er, so legt es zumindest der Titel nahe, irgendwann “Experte für alles” sein wird. “Angelegt auf mehrere 100 Jahre” sei das Format, kündigt Heufer-Umlauf sogleich in der Premieren-Folge an und verspricht: “Das erste Mal wird man bei ProSieben eine Stunde Fernsehen genießen und einen Erkenntnisgewinn haben.”
In der “Stern TV”-Redaktion wird man vor der neuen Sendung allerdings nicht zittern (oder um es mit Klaas auszudrücken: sich gefickt legen) müssen, denn natürlich zielt “Experte für alles” in erster Linie auf Lacher ab – auch wenn am Ende tatsächlich ein bisschen was hängen bleibt. Zum Beispiel, wie man einen Raum betritt, obwohl man zehn Minuten zu spät zum Meeting kommt, und wie man die Reifen eines Ferraris wechselt. Und dass illegales Cannabis oft gefährliche Pestizide, E-Coli-Bakterien, Spuren von Haarspray und sogar “Menschenscheiße” enthalten kann.
Es ist dann glücklicherweise doch keine klare Kaufempfehlung für Bubatz im Görlitzer Park, auch wenn der zuvor auf seriös getrimmte Filmbeitrag zunächst noch einen ernsthaften Vergleich zwischen dem Cannabis-Kauf in der Apotheke und beim Dealer zu ziehen versucht (“In Berlin verfügt illegales Cannabis über ein dichtes Filialnetz”). Die “deutlich flexiblerer Öffnungszeiten” und die kurze Wartezeit können letztlich nicht über das “große Manko” beim illegalen Cannabis-Kauf hinwegtäuschen: “Es ist illegal”, so das Fazit des Tests.
Der Film ist eine wunderbare Parodie auf klassische Servicemagazin-Beiträge und lebt zusätzlich davon, dass Klaas Heufer-Umlauf ihn jederzeit unterbrechen und mit Anmerkungen versehen kann. Wie überhaupt “Experte für alles” in geradezu herausragender Manier auf die Spontaneität des Gastgebers ausgerichtet ist. Mehr noch als in “Late Night Berlin”, kann Heufer-Umlauf beim Körpersprache-Exkurs mit Palina Ronjinski oder beim Reifenwechsel mit Shirin David diese Stärke ausspielen. Dass die beiden Promi-Gäste nicht gekommen sind, um ein neues Projekt zu bewerben, sondern sich dem vermeintlichen Service-Gedanken der Show unterordnen, ist der Formatidee ebenfalls zugute.
Einzig die Tatsache, dass Heufer-Umlauf im Vorfeld nicht weiß, welche Themen ihn in der nächsten Stunde erwarten, wirkt wenig zielführend und stellenweise unnötig, weil sie seine abgelesenen Anmoderationen stellenweise arg unbeholfen daherkommen lassen. Immerhin: Ex-Sidekick Jakob Lundt kommt als Überbringer der Moderationskarten dann doch noch zu seinem Auftritt in der neuen Show, die abgesehen von kleineren Schwächen wie dieser bei ihrer Premiere nicht nur erstaunlich ausgereift, sondern auch bemerkenswert frisch daherkommt. “Experte für alles” mutet glücklicherweise nicht wie der siebenunddreißigste Aufguss altbekannter Comedy-Formate an, sondern sorgt in vielerlei Hinsicht für neue Impulse in einem Genre, das echte Innovation zuletzt häufig vermissen ließ.
Das gilt auch für die Optik, die mit ihrer Strandhaus- und Badetuch-Anmutung alles ist – außer gewöhnlich. Dass die Produktionsfirma Florida Entertainment aus unerfindlichen Gründen den costaricanischen Ferienort Santa Teresa als fiktive Location der Show auswählte (warum eigentlich nicht Florida?!), macht zwar keinen Sinn, ist aber letztlich auch völlig egal, weil die opulente Kulisse auch ohne konkreten inhaltlichen Bezug Maßstäbe setzt.
Nur der große Tresen in der Mitte des Studios wirkt zum Auftakt noch etwas verloren. Dessen Einsatz lässt sich in den nächsten Jahrhunderten jedoch mit Sicherheit noch optimieren. Ein langes Leben wäre der Sendung gewiss zu wünschen. An fähigen Experten hinter den Kulissen mangelt es jedenfalls nicht.
“Experte für alles”, dienstags um 21:25 Uhr bei ProSieben