Eva Lys bei Australian Open gegen Iga Swiatek: „Ich genieße den Moment“ | ABC-Z

Eva Lys weiß nicht, wie ihr geschieht, und das seit Tagen. Wacht sie oder träumt sie? In der Qualifikation der Australian Open ausgeschieden, dann als „Lucky Loser“ auf den letzten Drücker ins Hauptfeld gerückt und nun im Achtelfinale gegen die Weltranglistenzweite Iga Świątek – „ich fühle mich gerade ein bisschen leer, weil so viel passiert ist“, sagte die Hamburgerin, nachdem sie sich nach einer märchenhaften Woche in Melbourne die Begegnung mit der Polin an diesem Montag (9.00 Uhr MEZ live bei Eurosport) gesichert hatte.
Vom Quali-Aus bis in die zweite Woche eines Grand-Slam-Turniers: So etwas haben in der Tennisgeschichte bisher nur sechs Frauen geschafft; in Melbourne ist Lys sogar die Erste, der es gelungen ist.
Jetzt vor 15.000 Fans in der großen Arena
Statt wie in der Qualifikation vor ein paar Dutzend Menschen auf den hinteren Plätzen wird die Deutsche gegen Świątek erstmals vor 15.000 Zuschauern in der großen Rod Laver Arena auflaufen. So ein Bühnenwechsel ist dazu angetan, unerfahrene Protagonisten zu überwältigen und umzuhauen. Zumal Lys zu jenen gehört, die sich sowieso oft einen Kopf machen und sogar während der Matches gedanklich vom Geschehen entfernen.
Wie vor einem Jahr in Melbourne, als sie in ihrem Erstrundenmatch gegen die Spanierin Cristina Bucșa einen Satz gewonnen hatte und zu überlegen anfing, was der bevorstehende Sieg für ihr Fortkommen in der Weltrangliste bedeuten würde. Die Folge: Sie verlor die folgenden Sätze 0:6 und 2:6. Seither versucht Lys, sich solche Abschweifungen zu verkneifen. „Ich genieße den Moment und werde es auf mich zukommen lassen“, sagte die in Kiew geborene Tochter ukrainischer Eltern.
Dass sie mit dem Halligalli umgehen kann, das die nicht durchweg stocknüchternen Zuschauer in Australien veranstalten, bewies Lys in den Runden zuvor. Der Lärm gehöre zum Profigeschäft und störe sie nicht, sagte die Deutsche: „Ich finde einen guten Fokus, mich davon gar nicht ablenken zu lassen.“ Im Achtelfinale könnte „Lucky Lys“ sogar zugutekommen, dass die Zuschauer eher sie als bestenfalls befreit aufspielende Außenseiterin ins Herz schließen als die introvertierte und meist unerbittliche Iga Świątek. Sie gehe mit „superviel confidence“ ins Match, sagte Lys: „Solange ich Spaß auf dem Platz habe, weiß ich, dass ich eine sehr gefährliche Spielerin bin.“
Und solange sie ihre Gedanken zusammenhält und weiter möglichst unbeschwert spielt. Die in den vergangenen Jahren immer wieder störende Frage, wann sie endlich unter die besten 100 Spielerinnen der Welt komme, hat sich inzwischen immerhin erledigt. Dank ihrer Melbourner Erfolgsserie steht Eva Lys im Liveranking aktuell auf Platz 91.