Europas Ariane 6 zu erstem kommerziellem Flug gestartet | ABC-Z

Die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 ist erstmals für einen kommerziellen Flug ins All gestartet. Die Rakete hob vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana am späten Donnerstagnachmittag um 17.24 Uhr mitteleuropäischer Zeit ab, wie Livebilder zeigten. An Bord hatte die Ariane 6 einen Satelliten der französischen Luftwaffe.
Der Start der Arina 6 musste dreimal verschoben werden, zuletzt am Montag wegen einer „Anomalie am Boden“, wie es hieß. Heute gaben die Flugingenieure grünes Licht und der Countdown lief ohne Unterbrechung ab.
Zwei Minuten nach dem die Rakete abgehoben und in den tiefhängenden Wolken verschwunden war, wurden in einer Höhe von 90 Kilometern die beiden Booster abgesprengt und die Oberstufe gezündet. Sechs Minuten später, in einer Höhe von rund 280 Kilometern, trennten sich Unter- und Oberstufe der Rakete. Letztere setzte mit ihrer Fracht an der Spitze ihre Reise fort. Etwa eine Stunde nach dem Start wurde der Satellit in einer Umlaufbahn ausgesetzt. Damit war die Mission des ersten kommerziellen Flugs der Ariane 6 war erfüllt.
Flexible Rakete ist nicht wiederverwendbar
Die Ariane 6, die ihren Jungfernflug im vergangenen Sommer absolvierte, ist das Nachfolgemodell der Ariane 5, die von 1996 bis 2023 im Einsatz war. Sie soll Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins All befördern und ist laut der europäischen Raumfahrtagentur Esa deutlich günstiger als ihre Vorgängerin. Mit der neuen Trägerrakete will Europa in der Raumfahrt unabhängiger von den USA und Russland werden.
Je nach Mission kann die flexible und modulare Rakete mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden. Beim Erstflug im Juli und nun auch flog sie mit zweien, Ende des Jahres soll sie erstmals mit vier Boostern abheben.
Die Rakete kann bis zu 11,5 Tonnen Nutzlast in höhere und bis zu 21,6 Tonnen in niedrigere Umlaufbahnen transportieren. Durch die Möglichkeit, die Oberstufe wiederholt zu zünden, kann die Ariane 6 Satelliten in verschiedene Positionen und Umlaufbahnen platzieren.
Die Esa sieht die Rakete als den aktuellen Herausforderungen gewachsen an. Der Raumfahrtexperte Martin Tajmar von der TU Dresden meint hingegen, dass sie nicht auf der Höhe der Zeit sei – zum Beispiel, weil sie nicht wiederverwendbar ist.
Zeitweise Krise mit Erststart überwunden
Eigentlich hätte die Ariane 6 bereits 2020 ins All fliegen sollen. Immer wieder kam es zu Verzögerungen. Die Rakete hob letztlich mit vier Jahren Verspätung erstmals ab. Ihre Vorgängerin war zu dem Zeitpunkt schon seit etwa einem Jahr nicht mehr im Dienst und die Vega C, die kleinere Satelliten transportiert, blieb nach ihrem gescheiterten kommerziellen Erststart am Boden.
Die Esa sprach von einer Krise des Trägerraketensektors. Teils wich sie auf Falcon-9-Raketen des US-Unternehmens SpaceX aus. Mit dem Ariane-6-Erststart sah die Esa die Krise als überwunden an.
Auch Deutschland hat Beitrag geleistet
Am Bau der Ariane 6 waren gut ein Dutzend Länder beteiligt. Die Oberstufe wurde in Bremen montiert, die Tanks der Oberstufe und Teile des Triebwerks kommen aus Augsburg beziehungsweise Ottobrunn. Im baden-württembergischen Lampoldshausen wurde das Vinci-Triebwerk getestet. Nach Frankreich ist Deutschland unter den Esa-Ländern der wichtigste Geldgeber und hat etwa 20 Prozent der Kosten von rund vier Milliarden Euro geschultert.