Edward Clugs „Sommernachtstraum“-Ballett in Berlin – Kultur | ABC-Z

Wenn Schauspieler über die Warterei am Filmset stöhnen, sollten sie beim Ballett hospitieren. Da vergehen schon mal zwei Stunden ohne Einsatz – und ohne Bewegung: Also wird Garderobe repariert, der Spitzenschuh ausgebessert, die Faszienrolle beturnt. So geschieht es an diesem Vormittag beim Berliner Staatsballett, wo Edward Clug einen neuen „Sommernachtstraum“ Richtung Finale schiebt. Bestens gelaunt schwirrt der Choreograf umher, switcht von einer Rolle zur nächsten, ist mal Oberon, mal Titania, Helena, Hermia oder Puck – das ganze Shakespeare-Liebespersonal als Solo-Performance. Derweil sortieren sich zwei Dutzend Tänzer zum Liegekreis und warten wie auf den Rücken gefallene Käfer darauf, dass der Maestro sich mit ihnen beschäftigt. Fünf Minuten, zehn Minuten – Clug lässt sich weder beirren noch einschüchtern von sechzig Leuten, die er durch den Raum dirigiert: Schrittfertigung in Serie für die „Ladies and Gentlemen“ des Staatsballetts. Dafür hat Milko Lazar eine attraktive Originalpartitur zwischen Latino-Rhythmen und Minimalismus à la Phil Glass komponiert.