EU-Staaten wollen eine Altersgrenze für soziale Netzwerke | ABC-Z

Die EU-Staaten haben sich auf ihrem Gipfel für ein Mindestalter bei der Nutzung sozialer Medien ausgesprochen. Bis aus der Absichtserklärung eine konkrete Altersgrenze wird, kann es noch dauern.
Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten fordern ein Mindestalter auf Plattformen wie TikTok oder Instagram. In einer beim EU-Gipfel in Brüssel beschlossenen Erklärung heißt es, es sei wichtig, Minderjährige im digitalen Raum zu schützen, unter anderem durch ein Mindestalter für den Zugang zu sozialen Medien. Sie ergänzen aber, dass dabei nationale Zuständigkeiten respektiert werden müssten.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte der Debatte mit ihrer Forderung nach einer Altersgrenze in den sozialen Medien zuletzt neuen Auftrieb gegeben. Eine Expertengruppe sollte demnach bis Ende des Jahres über das beste Vorgehen für Europa beraten.
Es könne und müsse mehr getan werden, um Kinder im Internet besser zu schützen, sagte ein Kommissionssprecher. Von der Leyen verglich mögliche Altersvorgaben für Social Media mit denen für Tabak und Alkohol.
Australien als Vorbild
Australien könne bei dem Thema als Vorbild dienen, sagte von der Leyen. Als erstes Land der Welt hatte das australische Parlament im November 2024 ein Nutzungsverbot Sozialer Medien für Jugendliche unter 16 Jahren beschlossen.
Allerdings kann das Verbot laut einem Bericht der australischen Online-Sicherheitsbehörde eSafety leicht umgangen werden – und das wird es offenbar auch. Die Mindestalterregeln seien schlecht durchgesetzt, heißt es. Die meisten Kinder müssen demnach bei der Anmeldung lediglich ihr Alter angeben.
Justizministerin Hubig für Altersgrenze
In Deutschland ist das Thema umstritten. In der Union war man sich im September noch uneinig, einige CDU-Politiker hielten die Altersgrenze für schwer umsetzbar, CSU-Chef Markus Söder lehnte sie ab. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte sich dagegen bereits im Juni für ein Mindestalter ausgesprochen. Auch die Grünen-Chefin Franziska Brantner befürwortet die Idee.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck, setzt sich ebenfalls für “strikt abgestufte Altersvorgaben für soziale Medien” ein, um den hohen digitalen Medienkonsum Minderjähriger zu begrenzen. In einem Interview mit der Rheinischen Post im August hatte er von einer “Verhaltenssucht” vieler Kinder gesprochen.
Studie: Jugendliche schauen ungewollt noch mehr Videos
Aktuelle Zahlen zur Videonutzung in Deutschland stützen diese Aussage. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Landesmedienanstalten zeigt, dass die Mehrheit der Befragten, die regelmäßig online Kurzvideos schauen, mehr Zeit damit verbringen, als ihnen lieb ist.
Je jünger die Nutzenden, desto häufiger werden nach eigener Wahrnehmung zu viele TikToks, Reels und Shorts geschaut. Bei den 14- bis 19-Jährigen ist die ungewollte Nutzung demnach am höchsten: Hier geben 72 Prozent an, TikTok häufig länger als gewollt zu nutzen – und 65 Prozent Instagram Reels. Insgesamt sehen sich 41,6 Millionen Menschen über 14 Jahre in Deutschland regelmäßig Kurzvideos auf TikTok und Co. an.
EU arbeitet an Verifizierungs-App
An den technischen Voraussetzungen für eine mögliche Altersbeschränkung arbeitet die EU bereits. Denn die Europäische Kommission entwickelt eine Verifizierungs-App zum Jugendschutz. Das Ziel: verlässliche Altersnachweissysteme für Inhalte, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind, um zu verhindern, dass mögliche Altersgrenzen einfach umgangen werden können.
Dennoch: Bis ein Social Media-Verbot für Jugendliche unter 16 kommen könnte, kann es noch dauern.





















