Stadt Toyoake in Japan begrenzt Handyzeit ihrer Bürger |ABC-Z

Vor allem für Teenager dürften diese neuen Regeln der blanke Horror sein: Nur zwei Stunden am Tag dürfen sie künftig noch ihre Smartphones benutzen. Von 22 Uhr an soll das Handy ganz ausgeschaltet bleiben. Gleiches gilt für Videospielkonsolen und andere digitale Geräte.
Mit solchen strikten Vorgaben will in Japan die Stadt Toyoake der digitalen Dauerberieselung ihrer Bürger Einhalt gebieten und negativen Folgen für die Gesundheit und die soziale Bindung vorbeugen. Die Verordnung, die die Handynutzung auf maximal zwei Stunden am Tag begrenzt und eine Reihe weiterer digitaler Leitplanken aufstellt, hat die Stadtversammlung von Toyoake am Montag beschlossen. Sie soll am 1. Oktober in Kraft treten.
Auch für Grundschulkinder sollen Zeitlimits gelten: Sie sollen höchstens bis 21 Uhr digitale Geräte nutzen dürfen. Schließlich sei „ausreichender Schlaf für das körperliche und geistige Wachstum“ aller Kinder unter 18 Jahren unerlässlich. Die Verordnung appelliert an Erziehungsberechtigte, Hausregeln für die Gerätebenutzung festzulegen. Doch das Stadtparlament hat auch das Wohl älterer Menschen im Blick, bei denen die ständige Handynutzung ebenfalls vermehrt zu Schlafstörungen führe. Auch für Senioren gilt daher: Nach 22 Uhr bleibt das Handy ausgeschaltet.
Bis zu sechs Stunden am Smartphone
Durch alle Altersklassen hinweg nutzen die Japaner ihre Mobiltelefone im Durchschnitt weit länger als zwei Stunden am Tag. Eine Erhebung des Innenministeriums ergab, dass japanische Teenager zwischen viereinhalb und sechs Stunden an ihren Smartphones hängen. Bei den Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren sind es zwischen drei und sechs Stunden.
In der Verordnung heißt es ausdrücklich, dass die Notwendigkeit von Smartphones, Tablets und anderen digitalen Geräten für viele Lebensbereiche anerkannt wird. Und die Regelungen gelten auch nur außerhalb der Schule und des Berufslebens. Aber die Verordnung warnt davor, dass übermäßiges Streaming von Videos schädliche Folgen haben könne, einschließlich Schlafmangel und verringerter familiärer Interaktion.
Den Vorschlag für die Verordnung machte im August der Bürgermeister der 70.000 Einwohner zählenden Pendlerstadt zwischen den Millionenmetropolen Osaka und Nagoya. Masafumi Koki betonte gegenüber einer japanischen Zeitung aber ausdrücklich, dass die Stadt nicht die Rechte ihrer Bewohner einschränken oder ihnen zusätzliche Pflichten auferlegen wolle. „Vielmehr hoffe ich, dass es für jede Familie eine Gelegenheit ist, darüber nachzudenken und zu diskutieren, wie viel Zeit sie mit Smartphones verbringen und zu welchen Tageszeiten sie diese Geräte nutzen.“
So sieht die Verordnung auch keine Bestrafung vor für diejenigen, die sie nicht befolgen. Im regelbewussten Japan reicht es allerdings oft, Regeln aufzustellen, ohne sie zu sanktionieren. Der Vorgang erinnert an eine Verordnung aus dem nahen Osaka. Dort ist es Senioren untersagt, am Handy zu telefonieren, während sie am Geldautomaten sind. Auch diese Regelung soll die Alten schützen, in dem Fall vor Telefonbetrügern. Auch für diese Verordnung ist keine Bestrafung vorgesehen. Sie soll aber alle aufmerksamer machen für den Fall, dass ein Rentner gerade per Telefonansage um seine Ersparnisse gebracht wird.




















