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Escape Room als Show: “The Way Out” nimmt zu viele Umwege | ABC-Z

Gefühlt ist die Hoch-Zeit, in der Escape Rooms in deutschen Großstädten wie Pilze aus dem Boden schossen, ein wenig vorbei. Doch wer mit Freunden einen schönen Abend oder mit seinen Arbeitskollegen das Teambuilding stärken will, kann sich vielerorts noch immer für ein gutes Stündchen einsperren lassen, um dem Ausweg durch gemeinsames Rätseln auf die Schliche zu kommen.

Mit einiger Verspätung hat nun auch das deutsche Fernsehen diesen Trend erkannt. Bei Prime Video startet jetzt “The Way Out”, “die erste deutsche Escape-Room-Comedyshow”, wie es direkt zu Beginn heißt. Das Konzept ist dann auch bemerkenswert simpel: Zwei prominent besetzte Vierer-Teams treten in Escape Rooms gegeneinander an – und wer am schnellsten den Ausgang findet, hat gewonnen. Frei nach dem Motto: Alles muss raus. Oder besser gesagt: Alle müssen raus. Jeweils zu zweit gilt es für die Teams, insgesamt vier Räume bewältigen. Und die haben es durchaus in sich: Mal geht es in ein U-Boot, mal auf eine Horror-Kirmes – und gleich zu Beginn wartet ein Märchenwald, der mitunter ziemlich gruselig (und blutig) daherkommt.


Die Escape Rooms, die bisweilen eher ganzen Escape-Welten gleichen, sind dann auch die eigentlichen Stars der Show. In Sachen Ausstattung haben Prime Video und die Produktionsfirma Fabiola bei der deutschen Adaption von “The Way Out”, einem im Original aus Belgien stammenden Format, ganze Arbeit geleistet. Durch viele liebevolle Details gelingt es, nicht nur die Promis in die Geschichte eintauchen zu lassen, sondern auch das Publikum.

Leider wird der Spaß ein ums andere Mal jäh unterbrochen, weil sich die Spieler bei der Nachlese im Studio – auf der einen Comedians wie Michael Kessler und Mirja Boes, auf der anderen Seite Creator wie Papaplatte und Julia Beautx – in regelmäßigen Abständen gegenseitig attestieren müssen, wie aufregend und kompliziert das alles im Escape Room war. Daneben tritt auch noch eine TikTokerin in Erscheinung, um etwa in der Premieren-Folge in bester “Clever”-Manier unter Beweis zu stellen, dass ein Haarzopf wie jener von Rapunzel aus dem Märchenwald in der Lage dazu ist, einen schweren Tresor zu halten. Das taugt bei lahmenden Partygesprächen vielleicht als nettes Faktenwissen, nimmt der Show aber leider zusätzlich das Tempo.

Ohnehin erweist sich der Studio-Teil als größte Schwäche von “The Way Out” – was auch an den beiden Moderatoren liegt. Julien Bam und Joon Kim, sonst als Content Creator unterwegs, machen zwar als gut gelaunte Kommentatoren des Geschehens im Bully-Stil eine ordentliche Figur, bleiben in der Rolle der Interviewer jedoch blass. Und weshalb es das Publikum im Studio gebraucht hat, will bis zum Schluss nicht so recht einleuchten. An einer Stelle hört man die Zuschauer zwar klatschen und jubeln, sieht aber, dass sie ihn Wirklichkeit ziemlich still geblieben sind. Ein klassischer Fall von Ton-Bild-Schere – und ärgerlich noch dazu. Gleichzeitig belegt diese kleine Momentaufnahme jedoch eindrücklich, dass mehr Konzentration auf den Kern der Show gut getan hätte.


Trotz des gelungenen Settings und vieler kreativer Ideen bremst sich “The Way Out” durch unnötige Umwege wie diese leider immer wieder selbst aus. Womöglich hätte Prime Video gut daran getan, sich bei seiner neuen Show stärker an seinem Comedy-Hit “LOL” zu orientieren und die Fernduelle in den Escape Rooms ohne störende Nebenschauplätze so zu verdichten, dass vor dem Fernseher kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Wie so oft gilt: Weniger ist mehr. So aber fehlt es bei den Talks im Studio ausgerechnet an einem: Dem Ausweg.

“The Way Out”, ab sofort bei Prime Video

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