Es lebe das Betriebsfest – eine Phänomenologie – Gesellschaft | ABC-Z

Die lieben Kollegen: Wer das Wesen einer Firma verstehen will, sollte sich beim Sommerfest umschauen und die verschiedenen Typen studieren.
Wenn sich der Geschäftsführer menschlich gibt, die HR-Frau tanzt, der Disponent bunte Socken trägt und der Aufsichtsratsstiesel einen jovialen Eindruck erwecken möchte, ist Sommerfest. Der Juli ist der Monat der Sommerfeste, und da, wo die Ferien früher beginnen als im unsolidarischen Bayern und seinem imitationsfrohen Nachbarn BaWü, wird auch schon im Juni betriebsgefestet. Das Betriebsfest ist ein organisationssoziologisches Phänomen, das sich von der allgegenwärtigen Frage „Wer ist denn das da drüben in dem bunten Kleid?“ bis zur Fraternisierung beziehungsweise Sororisierung verschiedener Hierarchieebenen am späten Abend erstreckt. Über alledem schwebt die Vorstellung, „wir“ seien so etwas wie eine Familie, die sich einmal im Jahr in einer coolen Eventlokalität materialisiert. In einer Familie allerdings, so dysfunktional sie auch sein mag, gibt es immer einige Personen, die man liebt. Liebt man jemanden in der Firma, wird’s problematisch. Ziemlich oft jedenfalls.