„Erwarten vom Ministerium eine Nachjustierung der Kraftwerksstrategie“ | ABC-Z
WirtschaftsWoche: Herr Kramer, der Berg hat gekreißt und am vergangenen Freitag, ein paar Stunden bevor das Deutschland-Spiel bei der EM angepfiffen worden ist, wurde die lange erwartete Kraftwerksstrategie der Bundesregierung geboren. Das Okay aus Brüssel fehlt zwar immer noch. Aber wie ist Ihre Einschätzung? Ist das der große Wurf?
Thorsten Kramer: Die Strategie kommt mit zwei Jahren Verspätung. Wenn die Ausschreibung für zusätzliche Kapazitäten für Gaskraftwerke im nächsten Januar beginnt, dann wächst die Verspätung auf drei Jahre. Bis die Aufträge rausgehen, werden erneut Monate vergehen. Alles wird sich also maximal verzögern. Für die Energiewende ist diese Verzögerung eine Katastrophe. Ein weiteres Problem ist die Wasserstoffverfügbarkeit. Stand jetzt, werden in einem bestimmten Jahr, wenn die Umstellung erfolgen soll, Unmengen von Wasserstoff benötigt. Um den hohen Wasserstoffpreis am Markt auszugleichen, wird es wahrscheinlich Differenzverträge – Contracts of Difference – geben. Noch aber ist unklar, wie das genau ausgepreist werden soll. Und was uns als Erzeuger am meisten Bauchschmerzen bereitet, ist, dass die Baukosten für Gaskraftwerke in den vergangenen vier, fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen sind.