Neubiberg: Ein virtueller Rundgang durch die Schule – Landkreis München | ABC-Z

Wer ihnen begegnete, staunte vermutlich: Mit einem weißen Gerät auf den Schultern, wie eine große Kamera mit Stativ, liefen Sophie Trabitzsch und zwei Klassenkameradinnen aus der 10e durch die Neubiberger Realschule. Immer wieder blieben die drei Mädchen stehen, drückten auf einen Knopf – und weiter ging’s. Wer nachfragte, erfuhr: Das Gerät ist ein hochmoderner, mobiler 3-D-Laser-Scanner. Die Schülerinnen nutzten es, um für ein Projekt im Informatik-Unterricht einen virtuellen Rundgang der Schule zu erstellen. Heraus kam ein sehr realistisches digitales Modell, das vielleicht einmal der ganzen Schule zugutekommen wird. Und die Schülerinnen selbst hatten die Gelegenheit, eine innovative Technologie auszuprobieren.
Informatik-Lehrerin Stefanie Olbrich ist es nach eigenen Worten wichtig, dass projektorientiert gearbeitet wird. Dass die Schüler erst einmal Überlegungen anstellen, reflektieren und sich Punkte überlegen, wie man es im Berufsleben später bei Projekten auch macht. Dass die drei Mädchen in diesem Fall mit einem besonderen Verfahren arbeiteten, war ihr bewusst. Sie war dennoch offen dafür, „weil ich wusste, dass etwas Professionelles dabei herauskommen kann und weil ich finde, dass man als Schüler auch die Ressourcen nutzen können sollte, die man hat“. Der übliche Weg wäre gewesen, den Rundgang per Powerpoint zu erstellen.
Bei dem Scanner handelt es sich um ein hochmodernes Gerät der Firma Navvis aus München. Das Unternehmen bietet Laserscan-Lösungen komplexer Standorte und eine Technologie zum Erstellen digitaler Zwillinge an. Bei letzterem handelt sich um eine Kopie physischer Objekte, die genauso aussieht und sich verhält wie ihr reales Gegenstück. Der Vorteil ist: Man kann es dann am Computer betrachten, ohne vor Ort sein zu müssen. Kunden sind etwa Vermessungsämter oder die Automobilbranche. Sophies Vater ermöglichte über berufliche Kontakte, dass die Mädchen das Gerät nutzen konnten. Er beschäftigt sich selbst mit der Digitalisierung im Bauwesen und konnte Bauingenieur Christian Rust von Navvis, den er beruflich kennt, dafür gewinnen, den Schülerinnen das Gerät zur Verfügung zu stellen, um sie an die neueste Technologie heranzuführen.
So liefen Sophie und ihre Klassenkameradinnen Alexa Obermeier und Patricia Privistirescu mit dem Gerät durch die Schule und vermaßen innerhalb von zwei Stunden etwa 5700 Quadratmeter Fläche in Untergeschoss, Erdgeschoss und erstem Stock. Jede von ihnen übernahm ein Stockwerk. „Man läuft durch die Gegend, muss alle fünf bis zehn Meter stehen bleiben und auf einen Knopf drücken, um ein Foto zu machen – das ist simpel“, erzählt Sophie. Vorher hatten sie einen Plan des Gebäudes erstellt und verschlossene Türen geöffnet, damit sie von Raum zu Raum gelangten.
Insgesamt machten die Mädchen etwa 440 Fotos. Durch den Laserscan wurde eine sogenannte Punktewolke, eine Ansammlung von sehr vielen Messpunkten, zur Dokumentation und Vermessung erzeugt. „Es war sehr spannend, weil das Gerät von sich aus die Gebäudeumrisse erkannt hat, schon während man durch das Gebäude gelaufen ist“, sagt Sophie. Das Gerät scannt dabei vertikal und horizontal. „Es geht schnell und einfach“, nennt Christian Rust den Vorteil der mobilen Scans. Er wies die Schülerinnen zuvor in das Gerät ein. „Es war eine Erleichterung und eine supercoole Erfahrung“, sagt Sophie.
Mit einer speziellen Software führten die Schülerinnen anschließend die Daten zusammen. Herausgekommen ein sehr realistischer digitaler Rundgang durch die Schule. Sophie vergleicht die Optik mit Google Street View. „Man kann sich vorwärts klicken und rundherum gucken“, erklärt sie. Auch ihrer Klassenkameradin Alexa gefiel es zu sehen, wie die Aufnahmen entstanden und wie schnell die Daten verarbeitet wurden.
Künftige Schüler können sich die Schule schon mal vorher anschauen
Für eine gute Orientierung sorgen beim Rundgang sogenannte „Points of Interest“, die die Schülerinnen noch einfügten, also Punkte, die im Schulhaus von Interesse sind wie etwa die Schulsozialarbeit oder die Bücherei. Klickt man darauf, springt man automatisch in dem Rundgang dorthin und bekommt einen kurzen Infotext eingeblendet. Etwa, dass man bei der Schulsozialarbeit jederzeit willkommen sei und Rat und Hilfe erhalte.
Der Rundgang ist somit nicht nur für die Schule, sondern auch für künftige Schüler interessant, die sich so das Gebäude ansehen können, ohne selbst dort sein zu müssen. Sophie und ihre Klassenkameradinnen jedenfalls wollen ihr Produkt allen Schülern zur Verfügung stellen. Ihre Lehrerin sieht das ähnlich: „Natürlich werde ich vorschlagen, es auf die Homepage der Schule zu stellen.“