Eröffnung der Münchner Opernfestspiele mit Mozarts „Don Giovanni“: Meisterlich – Kultur | ABC-Z

Mozarts „Don Giovanni“ kennt zwei Extrempositionen von Männlichkeit. In München leuchten Dirigent Vladimir Jurowski und ein exzellentes Sängerteam deren Abgründe und Unvereinbarkeit meisterlich aus.
Es ist, als würde unter der Erde plötzlich etwas Ungeheures detonieren, dunkle Geröllmassen werden weit in die Höhe geschleudert. So bedrohlich explodiert der Orchesterklang im Münchner Nationaltheater, als Vladimir Jurowski, der Musikchef der Bayerischen Staatsoper, den Einsatz gibt zu Mozarts Klamauk-, Sex- und Gruseloper „Don Giovanni“. Deren Premiere eröffnet die diesjährigen Opernfestspiele. Jurowski startet aus der Pole-Position und lässt sich danach nicht mehr die Führung nehmen. Er bietet einen nüchternen Mozart, der dennoch emotional packt, und aus einer Distanz heraus erzählt, wie sie auch ein Soziologe bei dieser vertrackten Fallstudie hätte wahren können. So zeichnet Jurowski die misslingenden Sexualeskapaden eines finanziell unabhängigen und vor Ego strotzenden Jungmachos, der vor nichts Angst hat, einem aus der Welt gefallenen Ehrenkodex anhängt und nur die im Klischee Wein-Weib-Gesang zusammengefassten Vergnügungen kennt, ergänzt um eine in München karnevalesk bunte Fressorgie.