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„Erhebliche Auswirkungen“: Trumps Zollkeule zielt auch auf Deutschland | ABC-Z


„Erhebliche Auswirkungen“

Trumps Zollkeule zielt auch auf Deutschland

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Donald Trump droht mit erheblichen Zöllen gegen europäische Produkte. Vor allem Autos hat er im Visier. An den Börsen geht es für deutsche Konzerne abwärts.

Donald Trump scheint entschlossen, Zölle gegen die wichtigsten Handelspartner zu verhängen. Nun kündigte er an, dass die USA Zölle gegen die EU und damit auch auf in Deutschland hergestellte Produkte einführen werden. „Wir haben eine Entscheidung getroffen und werden sie sehr bald bekannt geben, und es werden 25 Prozent sein, allgemein gesprochen, und das wird auf Autos und all diese Dinge sein“, sagte der US-Präsident.

Trump benutzt Zolldrohungen immer wieder als Verhandlungstaktik, um Zugeständnisse in Bereichen auch außerhalb von Handelsbeziehungen zu erreichen. Er wirft ständig Zahlen und Termine in den Raum – und setzt verhängte Zölle auch wieder aus. Welche Zölle wann gegen EU-Waren tatsächlich kommen, ist also offen. Die EU-Kommission teilte mit, sie werde entschlossen und ohne Zögern auf ungerechtfertigte Hindernisse für den freien und fairen Handel reagieren.

Trotz des Rätselratens gibt es bereits konkrete Auswirkungen an den Aktienmärkten. An der Frankfurter Börse gerieten etwa Autokonzerne unter Druck, der europäische Auto-Index verlor knapp vier Prozent. Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit immer wieder kritisiert, dass in den USA zu viele Autos deutscher Marken unterwegs seien.

„Ein pauschaler Strafzoll von 25 Prozent auf alle Exporte in die USA würde Europa in eine tiefe Rezession stürzen“, prognostiziert Jochen Stanzl von CMC Markets. Für ihn wirke die Zahl wie eine Übertreibung und dürfte auch als Druckmittel dienen, um Forderungen nach höheren Verteidigungsausgaben der Europäer Nachdruck zu verleihen.

Gestörte Lieferketten

Wie stark Zölle und Gegenzölle die europäische und die deutsche Wirtschaft treffen werden, ist angesichts der unklaren Lage zwar offen. Doch Wirtschaftsforscher versuchen, sich mit ihren Modellen möglichen Szenarien anzunähern. So geht das Kieler IfW davon aus, dass ein transatlantischer Handelskrieg mit von beiden Seiten verhängten 25-Prozent-Zöllen die europäische Wirtschaft im ersten Jahr um rund 0,5 Prozent schrumpfen würde.

Die Exporte der EU in die USA würden demnach drastisch zurückgehen – im Durchschnitt um 15 bis 17 Prozent, wobei Deutschland mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent besonders hart getroffen wäre. Insgesamt würden die deutschen Exporte dem IfW zufolge um etwa 1,5 Prozent sinken. Besonders stark betroffen wäre die deutsche Industrie, bei der die Produktion im Automobilsektor um bis zu 4 Prozent sinken könnte.

Schon die Drohung mit Zöllen kann der Denkfabrik zufolge Schaden anrichten. „Die Unsicherheit darüber, welche dieser Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, macht es Unternehmen schwer, strategisch vorauszuplanen“, sagte Julian Hinz, Forschungsdirektor für Handelspolitik beim IfW. „Allein diese Unberechenbarkeit könnte Investitionen bremsen, Lieferketten stören und das Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten des Atlantiks dämpfen.“

Diese Unsicherheit zeigt sich beispielsweise bei Beiersdorf. Die von Trump angekündigten Zölle können „erhebliche Auswirkungen“ auf das eigene Geschäft haben, sagte Finanzvorständin Astrid Hermann. Der Konsumgüterhersteller von Marken wie Nivea, Eucerin, Chantecaille, La Prairie und Tesa habe in den USA in seinem Lager einen gewissen Bestand aufgebaut, um zumindest vorübergehend mit diesen Auswirkungen fertig zu werden. Ein Drittel des US-Geschäfts werde im Land selbst produziert, etwa zwei Drittel außerhalb der USA – ein Großteil davon in Mexiko. Auch gegen das Nachbarland hat Trump Zölle in Aussicht gestellt.

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