„Er ist ziemlich direkt und hat eine klare Meinung“: Bayern-Trainer Herbert holt sich Rat von Trainerfuchs Pesic | ABC-Z
Gordon Herbert hatte endlich einmal richtig viel Zeit, ein Spiel aufzuarbeiten – und diese Zeit war auch bitter nötig. Exakt eine Woche liegt zwischen der Blamage gegen Bologna (72:82) und der erhofften Wiedergutmachung in Berlin am Freitag (20 Uhr/Magentasport). Tage, die er auch nutzte, um sich mit einem der intimsten Kenner der Szene und des FC Bayern Basketball auszutauschen – mit Svetislav Pesic.
Der Gipfel der Trainer-Titanen stieg am vergangenen Sonntag. Der Chef der Bayern-Basketballer und Weltmeistercoach ist ja gemeinhin kein sonderlich Ich-bezogener Typ und für jeden Ratschlag offen – vielleicht auch ein Geheimnis seines Erfolgs. Und so nahm er aufgeschlossen auch die Ansichten seines zehn Jahre älteren Kollegen zur Kenntnis.
Gordon Herbert : Hinweise von Pesic sind „immer hilfreich“
Der 75-jährige Pesic war dem 65-jährigen Herbert gegenüber aber nicht zimperlich. „Er ist ziemlich direkt und hat eine klare Meinung“, erzählte Herbert. Die Unterhaltung sei nicht immer nur spaßig gewesen. Aber die Hinweise des Vaters von Geschäftsführer Marko Pesic, der selbst die Bayern zwischen 2012 und 2016 trainiert und 2014 eine Meisterschaft gewonnen hatte, der Blick von außen sei immer hilfreich.
Pesic, sagte Herbert, „macht sich Gedanken um dieses Team, es interessiert ihn, wohin der Weg geht.“ Ob beide auch über ihre gemeinsamen Duelle philosophierten? Schließlich wurde Pesic von Herbert im WM-Finale 2023 als Trainer der serbischen Nationalmannschaft geschlagen und revanchierte sich im vergangenen Sommer in Paris beim Spiel um Olympia-Bronze – Herberts letztem Auftritt als Trainer des deutschen Nationalteams.
„Wir haben einige Anpassungen vorgenommen“: Herbert nach Bologna-Pleite
Zu Gesprächsinhalten wollte Herbert nichts preisgeben. Wahrscheinlicher als der Plausch über die Vergangenheit ist aber, dass beide über das bevorstehende deutsche Euroleague-Derby sprachen und welches Bayern-Gesicht da zu sehen sein sollte. Herbert war ja bitter enttäuscht gewesen vom FCBB-Auftritt gegen Bologna, seine Mannschaft sei davor von der „Siegerkrankheit“ befallen gewesen. Der spektakuläre Erfolg zuvor gegen Top-Team Monaco (95:94) hatte für eine trügerische Zufriedenheit gesorgt.
Die Folge: Herbert ging nicht nur in sich, sondern setzte auch ein paar Reizpunkte. „Wir haben einige Anpassungen vorgenommen“, sagte der Kanadier allgemein. Das Bayern-Spiel sei zuletzt zu sehr „Ost-West“ anstatt „Nord-Süd“ gewesen. Soll heißen, zu viel wurde in die Breite, zu wenig in die Tiefe gespielt. Dazu müsse sich die Präsenz unter dem Korb verbessern. Herberts Heilmittel sind neue taktische Kniffe.
Herbert pocht auf Revanche: Bayerns Basketballer verloren zuletzt das BBL-Duell gegen Alba Berlin
Und in Berlin haben die Münchner ohnehin noch etwas geradezubiegen. Im Bundesliga-Duell der beiden Rivalen vor knapp drei Wochen lagen die Bayern komfortabel in Führung, erlebten dann aber einen Einbruch und verloren 81:88. Es ist auch dieser Auftritt, der Herbert mehr beschäftigt als die 115:88-Abfuhr, die der FCBB den Albatrossen im Euroleague-Heimspiel im November erteilte.
„Alba kommt, sie sind wieder gesund und haben neue Spieler“, befand Herbert, der letzte Tabellenplatz in der Königsklasse dürfe den Blick nicht vernebeln: „Wichtig ist mir, dass wir wieder guten Basketball und stabiler spielen.“ Bologna soll eine Lehre gewesen sein.
Auch Nick Weiler-Babb, der Taktgeber des Teams aus dem Sendlinger Westpark, warnt eindringlich: „Es ist immer knifflig gegen Alba, denn gegen uns spielen sie immer besser. Wir dürfen dieses Spiel nicht zu leichtnehmen.“ Zumal das enge Playoff-Rennen kaum weitere Fehler verzeihen dürfte. Um an den Top-Sechs, die direkt in die Endrunde gehen, dranzubleiben, ist ein Sieg Pflicht.