Entscheidung ist Liebenswürdigkeit: IAA soll in München bleiben | ABC-Z
München – Die Auto-Messe IAA kann auch nach 2025 wieder nach München kommen – und zwar mit dem gleichen Konzept wie in den Jahren 2023 und 2021: Nicht nur auf dem Messegelände, sondern auch auf den prominentesten historischen Plätzen in der Stadt dürfen wieder Messestände, der sogenannte Open Space, aufgebaut werden. Das hat der Stadtrat am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss mehrheitlich entschieden.
IAA weiterhin in München – Automobilindustrie freut sich
Darüber freute sich Jürgen Mindel, der Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), der die IAA organisiert: “Das gibt uns unglaublich Rückenwind im VDA bei der Entscheidung, wie wir die IAA in den Jahren 2027 und folgende fortführen.” In einer der nächsten Vorstandssitzungen (allerdings nicht mehr in diesem Jahr) wolle sich der VDA für einen Standort ab 2027 entscheiden.
Er persönlich sei in München immer sehr glücklich gewesen – “und ich habe auch von niemandem gehört, der in München unglücklich war”. Aber es gebe auch andere “ernsthafte Bewerber”. Einer ist Frankfurt. Bevor die IAA 2021 nach München kam, fand sie dort seit Anfang der 50er statt.
Streitpunkt: Wie sehr darf sich die Messe auf den öffentlichen Plätzen ausbreiten?
Allerdings wollten längst nicht alle im Stadtrat, dass die IAA einfach so in München weiter machen darf. Ein Streitpunkt: Wie sehr sollte sich die Messe auf den öffentlichen Plätzen ausbreiten? Und was sollte sie dafür bezahlen?
Die Chefin des Bezirksausschusses Maxvorstadt, Svenja Jarchow von den Grünen, schilderte, dass sich bei ihr Anwohner beschweren, deren “alltägliches Leben” durch die IAA beeinträchtigt werde – etwa weil sie Umwege in Kauf nehmen müssen oder sich nicht auf dem Königsplatz aufhalten können. “Auch das Kunstareal zeigt Unverständnis, weil der Zugang stark eingeschränkt wird.” Beim KVR gingen allerdings nur zwei Beschwerden ein.
Jarchow forderte ebenso wie der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Sebastian Weisenburger, dass es keine IAA mehr im öffentlichen Raum geben solle, sie solle – wie andere Messen auch – aufs Messegelände nach Riem. Schließlich stelle alles andere eine Ungleichbehandlung dar. “Oder mit welcher Begründung lehnen wir dann Baukräne während der Bauma auf dem Königsplatz ab?”, fragte Weisenburger.
Kritisch sehen die Grünen auch, wie günstig die Stadt den öffentlichen Raum an den VDA vergibt: 30 Cent muss dieser pro Quadratmeter und Tag zahlen. Der VDA verlangt wiederum von den Ausstellern für den Messe-Zeitraum bis zu 593 Euro pro Quadratmeter. Hinzu kommt ein Kommunikationsbeitrag von 1250 Euro.
Die Grünen fordern eine doppelte Gebühr
Die Grünen wollten erreichen, dass der VDA nach 2025 das Doppelte, also 60 Cent pro Quadratmeter, zahlen muss. Ein schlechtes Signal an den VDA, aber kein nennenswerter Beitrag zum Haushalt, lautete das Fazit von OB Dieter Reiter (SPD). “Einen Witz” nannte ÖDP-Chef Tobias Ruff die Idee. Schon die Arbeit an der Beschlussvorlage sei teurer als das, was die Stadt damit zusätzlich einnehmen würde.
Er schlug vor, dass sich die Miete für den öffentlichen Raum am Umsatz des VDA orientieren solle. Zwar kostet der Open Space keinen Eintritt und dort werden auch keine Autos verkauft, allerdings meint Ruff, dass der VDA auch mit den Standmieten einen Gewinn erzielen dürfte. VDA-Chef Mindel erinnerte daran, dass sein Verband auch für Sicherheitsdienst, Strom und Wasser zahlen müsse. Gleichzeitig würden Gastronomie, Hotellerie und Handel profitieren.
Eine halbe Million Menschen auf den Open Spaces
Große Fürsprecher für eine IAA samt Open Space waren SPD und CSU – mit ähnlichen Argumenten. “Es geht um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts München”, sagte SPDler Christian Vorländer. Und CSU-Chef Manuel Pretzl rechnete vor, dass die Stadt die 500 Millionen, die sie jedes Jahr für freiwillige Leistungen ausgebe, streichen könnte – ohne die Steuereinnahmen der Auto-Industrie. Die IAA in der Innenstadt sei ein Publikumsmagnet, sagten beide: Fast eine halbe Million Menschen hätten den Open Space besucht. 90 Prozent der Besucher seien zufrieden gewesen.
Komplette Einigkeit gab es aber auch in der SPD-Volt-Fraktion nicht. Volt-Stadtrat Felix Sproll nahm nicht an der Sitzung teil, verteilte vor dem Saal aber eine Pressemitteilung. Sproll ist für die IAA, gerne auch mit Open Space, wie er sagt. Doch er ist gegen die “Hinterzimmer-Politik”. Denn beim Vertrag zwischen VDA und Messe München solle der Stadtrat wieder keine Mitsprache haben. Sproll wünscht sich, dass Stadtrat und Bezirksausschüsse mehr mitsprechen dürfen, zu welchen Bedingungen die Stadt die öffentlichen Plätze vergibt. Einen Änderungsantrag will er bei der Vollversammlung nächste Woche Mittwoch stellen. Dann entscheidet der Stadtrat nämlich final über die IAA.