Entlassung von Bahnchef Lutz: Ein Umdenken in der Politik ist nötig | ABC-Z

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Um das Unternehmen Bahn schlagkräftiger und zuverlässiger zu machen, braucht es ein Umdenken in der Politik, meint Jan-Peter Bartels. Ein Sondervermögen reicht für eine neue Chance und ein Ende des Schimpfens nicht aus.
Schimpfen auf die Bahn ist in Deutschland ein Volkssport geworden. Ist auch einfach: Zug verspätet, Zug ausgefallen, irgendetwas ist immer. Den meisten ist da wohl egal, wie der Bahnchef heißt. Sie wollen wissen, wann sich was ändert. Bei dieser Frage lässt die Politik die Bahn gern allein.
Zumindest hier ist der Abgang des Bahnchefs ein erstes Signal: Es soll sich etwas ändern. Unter Lutz ist viel passiert, was Bahnkunden befremdet hat: Es gab etwa hohe Bonuszahlungen für die Vorstände, trotz aller Probleme. Oder die Abschaffung der beliebten Familienreservierung.
Da wurde das Schimpfen auf die Bahn noch einfacher. Es fehlte das Gespür für die Menschen, die in den Zügen sitzen und das Missmanagement ausbaden. Dieses Gespür muss eine neue Bahnspitze mitbringen.
Veränderungen brauchen Zeit
Wenn das Unternehmen wirklich schlagkräftiger, schlanker und zuverlässiger werden soll, dann braucht es aber zusätzlich ein echtes Umdenken in der Politik. Denn politisch gesehen ist die Bahn ein schwieriges Geschäft: Sie kostet Geld ohne die Aussicht auf kurzfristigen Applaus von Wählerinnen und Wählern, denn echte Veränderungen brauchen Zeit.
Es ist nicht damit getan, die Bahn einmal mit dem Sondervermögen auf Vordermann zu bringen – sie muss dann auch auf dem Niveau gehalten werden. Das kostet dauerhaft Geld im regulären Haushalt, denn die Bahn braucht eine langfristige Planungs- und Finanzierungssicherheit über den nächsten Wahltermin hinaus.
Wenn es an die neue Strategie geht, muss Verkehrsminister Patrick Schnieder auch liefern. Es braucht nicht nur eine neue Spitze für die Bahn, sondern auch eine politische Idee. Damit die Bahn eine Chance bekommt und das Schimpfen endlich aufhört.
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