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Enkeltrick, Schockanrufe: Lieber nicht zu viel Mut beweisen – Fürstenfeldbruck | ABC-Z

Enkeltrick, Schockanrufe oder falsche Polizisten: Die Betrugsversuche krimineller Banden nehmen zu. Die Polizei arbeitet mit Aufklärung dagegen an. „Betrüger wollen Ihr Geld. Wir sagen: Nicht mit meinem Opa, nicht mit meiner Oma“ lautet eine Flyer-Kampagne der Polizei Oberbayern-Nord, die auch für Germering zuständig ist. Es gibt auch direkte Aufklärung. In der Germeringer Stadtbibliothek übernimmt das Roland Nist, der stellvertretende Leiter der Germeringer Inspektion. Er rät den zehn älteren Menschen, die ihm zuhören, davon ab, als „Fallensteller“ zu fungieren. 

„Das hat ein älterer Herr aus Eichenau zweimal fertiggebracht“, erzählt Nist, und die Polizei habe auch zweimal Geldabholer, denen er nervenstark die Falle gestellt hat, festgenommen. Trotzdem: „Machen Sie es nicht!“, mahnt er die Anwesenden nachdrücklich. „99 Prozent der Menschen sind dazu nicht geeignet, weil die Abgebrühtheit nicht da ist.“ Solche Festnahmen sind offenbar nur selten und an die Hintermänner ist nur schwer heranzukommen. Manchmal würden Handydaten der Abholer Licht ins Dunkel bringen. Auch, dass es sich um Banden auf Zypern, in der Türkei oder in Osteuropa handelt. „Dort ist kein Callcenter im klassischen Sinne, sondern nur eine leerstehende Wohnung mit Telefonen,“ sagt Nist. Die Geldabholer würden dann in Deutschland oder in den Nachbarländern rekrutiert. „Die machen das dann für ein paar Euro.“ 

Die neue Betrugsmasche läuft über Whatsapp und SMS

Besonders bei Schockanrufen werde großer Druck aufgebaut und die Betrüger zögen alle Register. Roland Nist: „Manchmal geht das stundenlang am Telefon und die Leute knicken ein.“ Es läuft so: Am Telefon ist angeblich kurz die Tochter, die weinend erzählt, sie hätte bei einem Unfall jemanden totgefahren und reicht dann den Hörer an einen angeblichen Polizisten weiter. Der teilt dem Vater oder der Mutter mit, dass die Tochter gegen die Zahlung einer zumeist fünfstelligen Kaution nicht sofort ins Gefängnis müsse. Die weinende Stimme der Tochter halten Vater oder Mutter im Schockzustand für die ihres Kindes. Sie lassen sich auch auf ein Gespräch ein, weil sie natürlich emotional betroffen sind und ihrer Tochter helfen wollen. „Rufen sie sofort ihre Tochter an!“, rät Polizist Nist den Anwesenden, um die Sache umgehend zu verifizieren.

Ähnlich laufe es mit dem Enkeltrick. Weil viele Großeltern am Telefon erkennen würden, dass es nicht die Stimme ihres Enkels ist, erfolge die Betrugsmasche jetzt per Whatsapp oder SMS. „Ich bin in einer Notlage, bitte überweise mir 500 Euro“, schreibt die vermeintliche Enkelin per SMS. Solche Nachrichten würden die Betrüger zu Tausenden verschicken, weiß Nist zu berichten. Sie gehen auch auf kleinere Beträge über, weil damit der Erfolg größer ist. Der Germeringer Polizeibeamte warnt noch vor anderen Betrugsmaschen. Die Ideen scheinen den Kriminellen nicht auszugehen. So gebe es auch Anrufe, wonach beim Sohn oder der Tochter im Krankenhaus nach einem Unfall eine Notoperation anstehe, die nur durchgeführt werden kann, wenn Vorkasse geleistet wird. Auch die angeblichen Anrufe von Microsoft, die es seit Jahren gibt und die aus Asien oder Übersee kommen. Wenn man sich darauf einlasse, können sie den eigenen PC lahm legen und Geld erpressen, wenn man ihn wieder nutzen will.

Der Polizei gelingt es bisher nicht, dem einen Riegel vorzuschieben, weil die Betrüger die Telefonnummern, unter denen sie anrufen, selbst mit Programmen erstellen. Roland Nist berichtet auch von einem Fall, bei dem eine Frau aus Gröbenzell auf einen vermeintlichen Liebhaber im Internet beim sogenannten „Love-Scamming“ reingefallen ist, dem sie insgesamt 630 000 Euro überwies, obwohl sie ihn nie persönlich gesehen hatte.

Auch KI kommt bei den Betrügern zum Einsatz

Eher ratlos ist die Polizei, gesteht Hauptkommissar Nist, wie sie mit der expandierenden künstlichen Intelligenz (KI) und deren kriminellen Einsatz umgehen soll. Mit einer Zehn-Sekunden-Sequenz der Stimme, die man im Netz finden kann, ist diese Stimme per KI jederzeit zu imitieren, der Person identisch zuzuordnen und immer wieder einsetzbar. Leider sei die Gesetzgebung der EU hier „Lichtjahre zurück“, so Nist: „Man hat das ganze Ausmaß noch gar nicht erfasst.“ Eine gute Nachricht hat er noch: „Die Zahl der Einbrüche geht zurück. Daheim auf dem Sofa vorm Internet ist es offenbar für Verbrecher schöner.“ Eine Aufklärungs-Internetseite der Polizei findet sich unter www.polizei-beratung.de

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