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England – Spanien: Die Königin der Löwinnen | ABC-Z

Wie ging es aus?

EM-Finale, England – Spanien 4:2 (0:1) nach Elfmeterschießen

Tore: Mariona Caldentey (25. Minute), Alessia Russo (57. Minute) 

Elfmeter: Beth Mead verschießt gegen Cata Coll, Patri trifft, Greenwood trifft, Caldentey verschießt gegen Hampton, Charles trifft, Bonmatí verschießt gegen Hampton, Williamson verschießt gegen Cata Coll, Paralluelo schießt rechts am Tor vorbei, Kelly trifft 

Was war das für ein Spiel?

Ein Finale, wie es im Buche steht: Über weite Strecken nicht gerade schön anzuschauen, aber definitiv spannend, auch dramatisch und am Ende ein bisschen tragisch. Die Spanierinnen spielten den schönen Fußball, die Engländerinnen den effektiven. Den Spanierinnen gelangen mehr als doppelt so viele Pässe, sie hatten mehr als doppelt so viele Abschlüsse – und am Ende der regulären Spielzeit stand es trotzdem 1:1. Das lag daran, dass die Engländerinnen intensiv verteidigten. Sie hatten aber auch das nötige Glück. 

Wie fiel das erste Tor?

Nachdem die Engländerinnen forsch begannen und mit Lauren James eine erste Chance verpassten, passierte zunächst wenig. England ließ sich einlullen, oder, wenn man es andersrum dreht: Die Spanierinnen machten, was sie eben so machen. Kombinierten sich mit vier, fünf Pässen von der Mittellinie bis fast an die Grundlinie. Da schnappte sich Aitana Bonmatí den Ball und machte das schnelle Spiel noch schneller. Der Ball landete bei Athenea im Strafraum, die passte weiter zu Ona Batlle und deren Flanke landete auf dem Kopf von Mariona Caldentey. Mitverantwortlich für das Tor: Englands Lucy Bronze. Die war zuständig für Caldentey, in diesem Augenblick aber schaute sie nur hinterher. So köpfte Caldentey elegant an allen vorbei ins rechte Eck, Torhüterin Hannah Hampton war chancenlos. 

Wie ging es weiter?

Mit der frühen Einwechslung von Englands Superjoker Chloe Kelly, die sowohl im Viertelfinale als auch im Halbfinale entscheidend war. Sie kam für die verletzte James. Dennoch blieb Spanien am Drücker, nur ein Tor schossen sie nicht. Viele Male konnten sich die Spanierinnen nicht zum Abschluss entschließen, schoben den Ball lieber noch einmal weiter, und weiter, und weiter, und weiter. 

Wie fiel der Ausgleich?

Aus dem Nichts. Spanien dominierte auch den Beginn der zweiten Hälfte. Bis Chloe Kelly den Ball auf links bekam, in den Strafraum flankte und dort Alessia Russo fand. Wie, das werden sich die Spanierinnen auch gefragt haben, denn eigentlich waren zwei Innenverteidigerinnen bei ihr. Russo stieg zwischen ihnen aber perfekt hoch und glich aus. Und erweckte die lethargischen Engländerinnen. Auf den Ausgleich folgte ihre stärkste Phase. Besonders gefährlich: Kelly, die immer wieder Druck machte.  Einen von ihr aufs Tor gespitzelten Ball konnte Spaniens Cata Coll mit den Fingerspitzen gerade noch so vorbeilenken. Doch auch die eingewechselte 19 Jahre alte Michelle Agyemang änderte nichts an dem Fakt: Drehen konnten die Engländerinnen das Spiel in der regulären Spielzeit nicht. 

Schon wieder Verlängerung?

Drunter macht es England offenbar bei dieser EM nicht. Gegen die Schwedinnen im Viertelfinale ging es bis ins Elfmeterschießen, gegen Italien im Halbfinale erlöste sie ein glücklicher Elfmeter in der 117. Minute, der erst im Nachschuss reinging. In dieser Verlängerung konnten die Engländerinnen froh sein, dass die Spanierinnen ihre Abschlussschwäche nicht überwanden. Weder Paralluelo noch López, die Hauptabnehmerinnen im Sturm, konnten etwas aus den Vorlagen machen. Paralluelo erwischte gleich zweimal den Ball nicht richtig, López semmelte einen Schuss deutlich übers Tor.  

Elfmeterschießen also auch noch?

Erst einmal war bisher eine Fußball-EM der Frauen im Elfmeterschießen entschieden worden: 1984, Schweden gegen England. Damals verlor England. Nach dem katastrophal schlechten Elfmeterschießen im Viertelfinale hätte man ihnen auch dieses Mal nicht unbedingt große Chancen ausgerechnet. Der erste Elfmeter schien dann auch gleich wie ein schlechtes Omen. Beth Mead rutschte aus, traf trotzdem, musste dann aber erneut antreten, weil sie den Ball doppelt berührt hatte. Den zweiten Schuss – mittig und halbhoch geschossen – parierte Cata Coll. Aber die Engländerinnen kämpften sich auch im Elfmeterschießen zurück. Torhüterin Hannah Hampton parierte zwei Elfmeter und wurde dafür als Spielerin des Spiels ausgezeichnet; und Chloe Kelly versenkte den entscheidenden Elfmeter in gewohnter Manier. Heißt: Mit absoluter Coolness und kleinem Gazellensprung zum Auftakt.  

War das ein verdienter Turniersieg?

Verdient ist ein großes Wort. Den schöneren Fußball spielten die Spanierinnen. Aber man kann eben auch in Schönheit verlieren. England stand ab Spiel Eins und der Niederlage gegen Frankreich unter Druck und so richtig verstand man nicht, was bei Trainerin Sarina Wiegman und ihrem Team los war. In Gang kamen sie eigentlich immer erst, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen. Die Zündung in allen K.O.-Spielen hieß Chloe Kelly. Gegen Schweden legte sie vor, gegen Italien traf sie den entscheidenden Elfmeter in der 119. Minute. Ein Konzept mit Tradition: Schon 2022 hatte sie England im Finale gegen Deutschland zum EM-Sieg geschossen. Nur konsequent, dass Wiegman und ihr Team im Finale wieder genauso spielten und sich auf Kelly und ihre Lasst-mich-mal-machen-Attitüde verließen. Ob das wirklich so etwas wie eine Taktik war? Sarina Wiegmann wird darauf immer mit Ja antworten und auf ihre Vitrine zu Hause verweisen. Da steht nun der EM-Pokal 2017, der EM-Pokal 2022 und der EM-Pokal von 2025. 

Was waren die Zitate des Abends?

“Ich finde, dass dieses Team mehr verdient.” Spaniens Trainerin Montserrat Tomé hat nicht unrecht, aber eben auch nicht gewonnen.

“Wir haben gesagt, dass wir auf jede erdenkliche Weise gewinnen können – und genau das haben wir heute wieder gezeigt.” Englands Trainerin Sarina Wiegman mit der umfassenden Taktikerklärung 

“Ich habe das ganze Turnier mit einem gebrochenen Schienbein gespielt.” Englands Lucy Bronze lässt keinen Zweifel an ihrem Kampfgeist

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