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EM-Kader der DFB-Frauen: FC Bayern Deutschland – Sport | ABC-Z

Diesmal hatte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) etwas anderes überlegt als die inzwischen oft übliche Präsentation von Turnierkadern nur auf Social-Media-Plattformen. Wenn schon ein Ort im baden-württembergischen Ortenaukreis die passende Umgebung liefert, wieso dann nicht dorthin fahren? Und so saß Bundestrainer Christian Wück am Donnerstag zusammen mit Sportdirektorin Nia Künzer auf einem Podium im Schweizer Themenpark des Europapark Rust. Zwischen Holzhütten und Wimpeln mit der Schweizer Flagge wurden die Namen jener 23 Spielerinnen verkündet, die am 19. Juni zur Vorbereitung nach Herzogenaurach und in wenigen Wochen mit in die richtige Schweiz zur Europameisterschaft reisen dürfen.

„Den Unterschied bei dieser EM wird das Team ausmachen“, sagte Wück, während im Hintergrund immer wieder das Rattern einer Achterbahn zu hören war. „Unsere Aufgabe war es zu schauen, wie kriegen wir die unterschiedlichen Qualitäten zusammen. Auf dem Platz und vor allen Dingen auch neben dem Platz. Das war für uns schon eine Puzzlearbeit.“ Beim Zusammenstellen der Teile setzt Wück mit seinen Co-Trainerinnen Maren Meinert und Saskia Bartusiak auf eine Mischung aus Unbekümmertheit und Routine. Für sieben Spielerinnen ist es das erste Turnier mit den DFB-Frauen, ihnen gegenüber steht Sara Däbritz (Olympique Lyon, 108 Länderspiele) als letzte verbliebene Europameisterin von 2013 im Aufgebot. Den größten Block stellt der FC Bayern, vom Double-Gewinner werden neben DFB-Kapitänin Giulia Gwinn sechs weitere Nominierte mitreisen. Elf Spielerinnen sind noch aus dem Kader dabei, der 2022 das EM-Finale erreichte.

Dass es keine ganz großen Überraschungen mehr geben würde im Vergleich zur Besetzung des vorherigen Kaders für die Nations League, hatte sich zuletzt bereits angedeutet. Am Tag nach dem 6:0-Sieg gegen Österreich beim Abschluss der Gruppenphase (zugleich das letzte Spiel vor der EM) war die größte Diskussion bereits beendet worden – die um Lena Oberdorf. Wück hatte lange offengelassen, ob er sie nach ihrem Kreuzbandriss mitnehmen würde, obwohl Oberdorf seit gut einem Jahr kein Spiel mehr bestritten hat. Doch die EM kommt für sie zu früh. Am Montag dann hatte Sara Doorsoun ihren Rücktritt erklärt, nachdem die 33 Jahre alte Abwehrspielerin erfahren hatte, dass sie es nur ins erweiterte EM-Aufgebot geschafft hatte.

Wück hat eine Achse gebildet, die er je nach Gegner anpassen möchte

Ein paar Personalien gab es im Freizeitpark dennoch zu klären. Nicole Anyomi, die Spielerin mit den meisten Torbeteiligungen (14 Treffer, neun Assists für Eintracht Frankfurt) dieser Bundesligasaison, steht nicht einmal auf Abruf bereit. „Der Impuls kam von ihr“, erklärte Wück. „Bei ihr ist es einfach so, dass sie die Kniebeschwerden, die sie seit geraumer Zeit hat, ausheilen lassen möchte. Das ist eine Geschichte, die dauert nicht nur zwei, drei Wochen.“ Alara Şehitler ist zwar gesund, hat aber im Mittelfeld derzeit zu viel Konkurrenz und mit 18 Jahren voraussichtlich noch so viele Turniere vor sich, dass Wück auf die Bayern-Spielerin verzichtete. Bei Felicitas Rauch sei eine Grundsatzfrage gestellt worden, ob man auf ihre Erfahrung oder in Franziska Kett auf eine „junge Wilde“ setzen wolle. In beiden Fällen, betonte Wück, sei es keine Entscheidung gegen diese Spielerinnen gewesen, sondern für andere.

Das passte zu einem weiteren, von Wück genannten Kriterium der Auswahl: „Wir haben vor allem gut harmonierende Spielerinnen. Deshalb glaube ich, dass wir Entscheidungen getroffen haben, die den Grundstein gelegt haben, um erfolgreich zu sein.“ Wie sich Erfolg in diesem Fall für den achtmaligen Europameister definiert, beantwortete dann Nia Künzer, die das „Zielbild Titel“ ausgab, auch wenn schon die Gruppenphase mit den Gegnern Polen (4. Juli), Dänemark (8. Juli) und Schweden (12. Juli) herausfordernd werden dürfte: „Ich habe aber schon das Gefühl, dass wir uns in den letzten Monaten erarbeitet haben, dass unsere Gegner auch Respekt haben.“

Zwischen Holzhütten und Wimpeln: Sportdirektorin Nia Künzer (li.) und Bundestrainer Christian Wück bei der Präsentation des deutschen Kaders für die Europameisterschaft in der Schweiz.
Zwischen Holzhütten und Wimpeln: Sportdirektorin Nia Künzer (li.) und Bundestrainer Christian Wück bei der Präsentation des deutschen Kaders für die Europameisterschaft in der Schweiz. (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Die hohen Siege zuletzt gegen die Niederlande und Österreich mögen das Selbstvertrauen gestärkt haben. Die Auftritte seit Wücks Start im vergangenen Herbst aber waren bisweilen wechselhaft. Die Abwehr ist die Problemzone, begleitet von der Suche nach neuen Leistungsträgerinnen nach Rücktritten von beispielsweise Alexandra Popp. Wück hat um Kapitänin Gwinn eine Achse und eine Stammelf gebildet, die er je nach Gegner auf einzelnen Positionen anpassen möchte. Die bessere Eingespieltheit war schon erkennbar, nicht zuletzt auch durch den Bayern-Block. Aber im Gegensatz zu den anderen favorisierten Nationen wie den Weltmeisterinnen aus Spanien oder den Europameisterinnen aus England zehrt Deutschland – abgesehen von Bronze bei Olympia 2024 – nicht von zusätzlichem Selbstvertrauen aus internationalen Titeln, auch nicht auf Klubebene. In der Champions League war für den FC Bayern und den VfL Wolfsburg jeweils im Viertelfinale Schluss.

Dass Wück Titel gewinnen kann, hat er gezeigt, als er die U17-Junioren im Juni 2023 erst zu Europameistern und im Dezember auch noch zu Weltmeistern gemacht hat. Aber es ist eben sein erstes Turnier als Verantwortlicher für ein A-Nationalteam. Und so brachte der 52-Jährige zur Sicherheit noch das Thema Entwicklung ins Spiel, was das Netz liefert, um das Abschneiden im Juli auch im Fall der Fälle erklären zu können. Und das zudem den Umbruch auf der Trainerbank wie im Kader einbezieht. „Diese Entwicklung ist noch nicht zu Ende. Wir wissen, dass noch Luft nach oben ist“, sagte Wück. Der Weg sei aber schon erkennbar. Und „ich glaube schon, dass wir von unseren Konkurrentinnen als Mitfavorit angesehen werden. Genau so wollen wir reingehen.“

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