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EM-Eröffnungsspiel : Starke Schweizerinnen unterliegen Norwegen dramatisch | ABC-Z

Stand: 03.07.2025 00:44 Uhr

Gastgeber Schweiz hat das Eröffnungsspiel der Fußball-EM verloren. In einer dramatischen Partie unterlag das Team von Trainerin Pia Sundhage am Mittwochabend vor 34.063 Fans in Basel Norwegen mit 1:2 (1:0) und steht nun vor der zweiten Partie am Sonntag gegen Island bereits unter Druck.

Dabei zeigten die Eidgenössinnen gegen ihren Angstgegner eine überzeugende Leistung. Zur Pause hatte es nach einem Treffer von Linksverteidigerin Nadine Riesen von Eintracht Frankfurt (28.) so ausgesehen, als sollte der “Nati” im fünften Duell mit den Skandinavierinnen endlich der erste Sieg oder zumindest ein Punktgewinn gelingen.

Nach der Halbzeit brachten sich die Schweizerinnen durch individuelle Aussetzer dann aber selbst um den Lohn für einen sehr couragierten Auftritt. Norwegen drehte durch einen Treffer von Ada Hegerberg (54.) sowie ein Eigentor von Julia Stierli (58.) noch die Begegnung. Hegerberg verschoss dabei sogar noch einen Elfmeter (70.).

Ein bisschen müde sei sie, sagte Hegerberg nach dem Spiel im ARD-Interview. “Es ist nie einfach, in einem solchen Stadion mit so vielen Leuten zu spielen. Die Stimmung war fantastisch. Wir hatten 1.500 Norweger im Stadion. Das war echt klasse.” Mit der ersten Halbzeit sei das Team nicht zufrieden gewesen: “Das war nicht gut genug. Wir waren schlecht in der Abwehr und in den Zweikämpfen. Das ist eine Frage der Einstellung”, so die 29-Jährige. Sie sei aber “wirklich stolz auf die Mädels, weil wir in der zweiten Halbzeit gut gekämpft haben.”

Die Schweizerinnen haderten hingegen mit dem Ergebnis. “Ich finde nicht, dass wir hier verdient als Verliererinnen vom Platz gehen”, sagte Géraldine Reuteler, Stürmerin von Eintracht Frankfurt, im ARD-Interview. “Wir haben bis zum Ende gekämpft und daran geglaubt, dass wir das 2:2 noch machen werden. Dass wir das nicht geschafft haben, ist natürlich bitter.”

“Wir hätten mehr verdient gehabt. Wir haben einfach die Tore nicht gemacht. Das Glück war auf ihrer Seite. Wir können uns nicht viel vorwerfen. Außer, dass wir hinten einige Male schlecht gestanden haben”, resümierte auch Kapitänin Lia Wälti im Interview mit dem “Schweizer Radio und Fernsehen” (“SRF”).

Sundhage-Team nicht wiederzuerkennen

Nach zwei Jahren des sportlichen Dahindarbens inklusive zweier Trainerwechsel und etlicher Personal-Experimente auf dem Feld wurde die Schweiz vor ihrer Premieren-Darbietung trotz ihrer Gastgeber-Rolle in Expertenkreisen nur sehr bedingt zum Favoritenkreis auf den Titel gezählt. Zumal die Generalprobe der “Nati” für das Duell mit den Norwegerinnen gegen die männliche U15-Auswahl des FC Luzern beim 1:7 ja maximal missglückte. Zumindest aus Sicht der neutralen Beobachter. Denn offenbar brachte dieser vom Resultat her peinliche Auftritt Sundhage wertvolle Erkenntnisse.

Die Schwedin schickte jedenfalls eine Startelf auf den Rasen des “Joggeli”, wie die Baseler liebevoll den St. Jakob-Park nennen, die in puncto Einsatzbereitschaft, Leidenschaft und taktische Disziplin von Beginn an zu 100 Prozent überzeugte. Und auch fußballerisch war die Vorstellung der Eidgenössinnen ansprechend.

Riesen belohnt Schweizerinnen für großartigen Auftritt

Das Sundhage-Team übte unter den Augen der Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter sowie von UEFA-Boss Aleksander Čeferin von Beginn an Dominanz auf den zweimaligen Europameister aus. Immer wieder gelang es den Gastgeberinnen, die norwegische Abwehr durch präzise Diagonalbälle auseinanderzureißen. Konsequent trug die “Nati” mit ihren extrem offensiven Außenverteidigerinnen Iman Beney und Riesen ihre Angriffe über die Flügel vor.

Norwegen schien überrascht von dieser Herangehensweise des Gegners. Rechtzeitig unterbinden konnte der EM-Mitfavorit die Schweizer Vorstöße jedenfalls nur selten. Zunächst verhinderten Keeperin Cecilie Fiskerstrand sowie bei einem Schuss der umtriebigen Géraldine Reuteler das Aluminium (24.) noch den Rückstand für die Mannschaft von Trainerin Gemma Grainger.

Doch in der 28. Minute war das norwegische Glück dann aufgebraucht: Nach einem weiteren klug vorgetragenen Angriff zog Riesen von links nach innen und sorgte mit einem Rechtsschuss, der vom Innenpfosten über die Linie kullerte, für das überfällige 1:0.

Norwegen enttäuscht auf ganzer Linie

Eine Reaktion der Norwegerinnen? Gab es nicht. Zumindest nicht vor dem Pausenpfiff. Dem Weltmeister von 1995 um seine Offensivstars Hegerberg und Caroline Graham Hansen mangelte es in den ersten 45 Minuten in der Vorwärtsbewegung an Tempo, Ideen und Durchschlagskraft im letzten Drittel des Feldes. Und auch die Arbeit gegen den Ball genügte keinen höheren Ansprüchen. Kurzum: Norwegen spielte so, wie man es vor dem Anpfiff von der Schweiz nach ihrer schwachen Vorbereitung hatte befürchten können.

Peng-Fehler und Stierli-Eigentor drehen das Spiel

Vieles, eigentlich alles, musste also besser werden bei den Skandinavierinnen. Und zumindest einiges wurde dann nach der Pause auch besser. Allerdings mit freundlicher Unterstützung der Gastgeberinnen. Denn beim Kopfballtreffer von Hegerberg zum 1:1 flog Torsteherin Livia Peng an einem Eckstoß von Böe Risa vorbei, sodass die Stürmerin nur noch einnicken musste. Und nur vier Minuten später bugsierte Stierli eine Hereingabe von Graham Hansen in die eigenen Maschen.

Hegerberg verschießt Elfmeter, Schweiz darf Strafstoß nicht ausführen

Das Spiel war auf den Kopf gestellt. Nicht wegen einer norwegischen Leistungsexplosion, sondern einem Schweizer Aussetzer und einer misslungenen Abwehraktion. Ein Unglück kommt eben selten allein. Im Falle der Schweiz an diesem denkwürdigen Abend in Basel sowieso nicht.

Weitere Beispiele für diese Weisheit folgten im Minutentakt. Zunächst unterlief Reuteler im eigenen Strafraum ein Handspiel, das Schiedsrichterin Alina Peşu (Rumänien) mit einem Elfmeter sanktionierte. Hegerberg lief an und schoss den Ball links am Gehäuse vorbei. Im direkten Gegenzug sank Riesen nach einem Zweikampf ohne Körperkontakt mit Mathilde Harviken zu Boden. Peşu zeigte dennoch auf den Punkt.

Doch zur Ausführung des Strafstoßes kam es nicht. Denn Videoassistent Dennis Higler aus den Niederlanden wies die Unparteiische darauf hin, dass vor jener Szene im Strafraum, die zum Elfmeter führte, eine Abseitsstellung von Alayah Pilgrim vorgelegen hatte. Peşu nahm den Penalty folgerichtig zurück.

“Nati” kämpft vergeblich um den Ausgleich

Das Sundhage-Team ließ sich davon nicht demoralisieren. Die Schweizerinnen kämpften leidenschaftlich um den Ausgleich, besaßen auch Chancen zum 2:2, standen am Ende aber mit leeren Händen da.

Am kommenden Sonntag (21 Uhr) stehen die Gastgeberinnen in Bern gegen Island nun schon unter großem Druck. Norwegen tritt am selben Tag um 18 Uhr in Sion gegen Finnland an.

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