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EM 2024: Deutschlands Gegner Spanien spielt wunderbar, aber nicht unverwundbar | ABC-Z

Unai Simon reckte nach dem Schlusspfiff demonstrativ seine rechte Faust in die Luft. Der spanische Torhüter strahlte auf dem Weg zu den Fans in der roten Kurve des Kölner Stadions Siegessicherheit aus. Kurz zuvor hatten er und seine Mitspieler Georgien 4:1 (1:1) bezwungen. Das georgische Märchen bei dieser Europameisterschaft hätte sogar noch brutaler enden können.

Die Spanier richteten den Blick nach ihrem vierten Sieg im vierten EM-Spiel gleich auf das Viertelfinale gegen Deutschland (Freitag, 18 Uhr, im Liveticker auf WELT). „Wir sind nicht froh, dass wir jetzt gegen sie spielen. Die Deutschen haben ein Heimspiel, aber auch wir haben unsere Waffen“, versuchte es Rodri, Torschütze zum 1:1, mit einem Mix aus Favoritenrolle beiseiteschieben und die eigenen Stärken hervorheben.

In der Tat verfügt Spanien gerade in der Offensive über viele gefährliche Optionen, die der deutschen Abwehr Probleme bereiten dürften. Nico Williams und Lamine Yamal spielten Georgien über die Außenbahnen ein ums andere Mal schwindelig. Die spanische Überlegenheit spiegelte sich in der Statistik wider. 35:4 Torschüsse, 75 Prozent Ballbesitz bei einer Passquote von 94 Prozent. Pure Dominanz.

Spanische Flügelzange: Nico Williams (l.) jubelt nach seinem Tor zum 3:1 mit Lamine Yamal

Quelle: dpa/Rolf Vennenbernd

Nach dem vierten spanischen Treffer von Dani Olmo (M) jubelte Nico Williams (r.) erneut, diesmal mit Mikel Merino

Quelle: dpa/Rolf Vennenbernd

„Es hat alles gut funktioniert, wir sind sehr froh, dass wir im Viertelfinale sind. Das wird auf jeden Fall ein schwieriges Spiel. Aber wir müssen uns auf uns konzentrieren, wir haben eine wunderbare Mannschaft“, sagte Jungstar Williams nach dem Sieg.

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Diese „wunderbare Mannschaft“ gilt auch nach dem Achtelfinale als Topfavorit auf den Titel, spielt sie bisher doch eine Klasse besser als alle anderen Teams. Aber die mutigen Georgier, angetrieben von ihren leidenschaftlichen Fans, legten zumindest ein paar wenige Schwachstellen bei den Spaniern offen.

Anfällig, wenn es schnell geht

„Die Spanier sind auch verwundbar“, sprach Michael Ballack, Experte bei Magenta TV, nach dem Spiel eine Auffälligkeit im spanischen Spiel an. „Wenn sie in der Vorwärtsbewegung den Ball verlieren, stehen sie hinten ungeordnet.“ Tatsächlich erschienen die Spanier in einigen Situationen erstaunlich anfällig, vor allem wenn Georgien konterte.

Vor dem 0:1 hatten die Georgier Spanien in Person von Georges Mikautadze regelrecht überrannt. Seine Hereingabe zwang Abwehrspieler Robin Le Normand zu einem Eigentor. Besonders in der ersten Hälfte nutzte der Außenseiter die Geschwindigkeit seiner Offensivspieler, um mehrmals gefährlich vor dem spanischen Tor aufzutauchen.

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Kurz nach der Pause wurde es sogar kurios. Nach einem Ballgewinn vor dem eigenen Strafraum schaltete Georgien abermals schnell um, ehe Khvicha Kvaratskhelia von der Mittellinie zum Schuss ansetzte. Der Ball rauschte nur knapp am überrumpelten Simon und dem linken Pfosten des spanischen Gehäuses vorbei. Spaniens Taktgeber Rodri fasste sich erschrocken an die Stirn. Später spielte der spanischen Abwehr in die Karten, dass den georgischen Spielern ein wenig die Kraft für ihre überfallartigen Angriffe auszugehen schien.

Spanien zeigt kurz Nerven

Die Spanier präsentieren sich bei dieser EM bisher als perfekt eingestellter Motor. Die Laufwege stimmen, in der Regel brauchen die Spieler nur einen Ballkontakt um ihren besser postierten Kollegen zu finden. Doch nach der überraschenden Führung Georgiens war der Favorit zumindest für wenige Minuten sichtlich irritiert. Vor allem, weil das Gegentor die starke Anfangsphase der Spanier abrupt unterbrochen hatte.

Spanien zeigte in einigen Momenten Nerven, verlor sich in kleinen Ablenkungen. Ein Stück rutschiger Rasen hier, ein Hadern über einen misslungenen Pass dort. Oder, wie bei Flügelspieler Williams, ein vorwurfsvolles Abwinken, nachdem er bei einem Konter einen Ball nicht bekommen hatte. Die Folge waren einige uninspirierte Schüsse aus der Distanz, die so gar nicht ins flüssige Kombinationsspiel Spaniens passten.

Unerwartete Führung: Georgiens Chwischa Kwaratschelia (r.) jubelt nach dem Eigentor von Spaniens Robin Le Normand zum 0:1

Quelle: dpa/David Inderlied

„Wir haben diesen Fehler gemacht, ein Eigentor, aber wir haben uns gut erholt“, ordnete Williams die kurze Schwächephase anschließend ein. Für Ordnung hatte auf dem Rasen indessen Rodri gesorgt. Der groß gewachsene Mittelfeldspieler von Manchester City beruhigte seine Mitspieler nach dem 0:1 gestenreich mit beiden Händen: Durchatmen, ruhig bleiben. Dass er dabei im Mittelkreis den Ball am Fuß hatte, störte ihn nicht. Gleiches tat Luis de la Fuente, Spaniens Trainer, an der Seitenlinie. Mit Erfolg.

Die Chancenverwertung

Spätestens nach dem 2:1 (51.) hatte Spanien die Partie fest im Griff und spielte sich Chance um Chance heraus. Dabei agierte jedoch Jungstar Yamal zu fahrlässig. Eine Zeit lang verpasste es der Favorit deshalb, das Spiel zu entscheiden. Als Kraft und Glaube bei den Georgiern sichtlich schwanden, erhöhte Spanien dann aber noch locker auf 4:1.

Mit ein wenig mehr Effizienz wären doppelt so viele Tore an diesem Abend möglich gewesen, empfand auch de la Fuente. „Das Spiel hätte 8:1 oder 9:1 ausgehen müssen. Das Gegentor hat uns ein wenig zögern lassen, aber wir haben schnell wieder die Kontrolle übernommen“, analysierte der spanische Trainer den Auftritt seiner Elf.

Spaniens Trainer Luis de la Fuente (M.) bespricht sich mit Taktgeber Rodri

Quelle: dpa/Marius Becker

Das Selbstbewusstsein ist vor dem Duell mit Deutschland groß. „Wir haben die beste Mannschaft und die besten Spieler. Wir werden kämpfen und wissen, was wir vor uns haben, nämlich Deutschland“, so de la Fuente und fügte an. „Wir haben Qualität, Engagement und Selbstvertrauen. Der nächste Gegner ist ein Kraftpaket mit großartigen Spielern. Es ist die bekannte deutsche Maschine.“ Er erwarte ein enges Spiel, „aber wir sind sehr zuversichtlich, was uns betrifft.“

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