Elon Musk: Neue Eskalationsstufe im Streit mit OpenAI | ABC-Z
Elon Musk gehörte zu den Mitgründern und ersten Geldgebern von OpenAI. Finanziell profitierte er aber nie vom großen Erfolg des Unternehmens. Verärgert klagt Musk schon zum zweiten Mal gegen den KI-Star. Jetzt erhebt er neue Vorwürfe – nicht nur OpenAI könnte es diesmal ernst werden.
US-Tech-Milliardär Elon Musk lässt seinen Streit mit dem KI-Start-up OpenAI weiter eskalieren – und setzt die Firma nun vor Gericht gehörig unter Druck.
Elon Musk gehörte zu den Mitgründern und ersten Geldgebern von OpenAI. Er spendete von 2015 bis 2017 laut OpenAI etwas weniger als 45 Millionen Dollar zur Gründung des ursprünglich nicht gewinnorientierten Start-ups. OpenAI sollte, so die ursprüngliche Intention der Gründer, für das Wohl der Menschheit arbeiten und nicht für Gewinne der Investoren. Musk hatte damals für sein Geld auch keine Anteile bekommen.
Doch 2019 gründete Sam Altman, OpenAI-CEO, eine Tochterfirma unter gleichem Namen und finanzierte diese über eine Partnerschaft mit Microsoft, da der Kapitalbedarf für das KI-Training deutlich höher ausfiel als ursprünglich erwartet. Die gleichnamige OpenAI-Tochter ist sehr wohl gewinnorientiert und wird inzwischen mit über 157 Milliarden Dollar bewertet, höher als Dax-Riesen wie Siemens oder die Deutsche Telekom.
Einen Vorschlag Musks, die gewinnorientierte Tochter unter das Dach von Tesla zu nehmen und darüber zu finanzieren, lehnte Altmann ab. Entsprechende Mails hatte OpenAI im März veröffentlicht. Musk gründete anschließend das eigene KI-Labor „X.AI“, doch dieses ist längst nicht so erfolgreich wie OpenAI. Dementsprechend verärgert ist Musk darüber, dass er am OpenAI-Erfolg finanziell nicht beteiligt ist –und bemüht seit Anfang des Jahres US-Gerichte mit Klagen gegen die Firma.
Eine erste Klage reichte er bereits im Februar ein. Gegenstand: Musk beschuldigte das KI-Start-up und zwei seiner Gründer, Altman und Greg Brockman, den Gründungsvertrag von OpenAI verletzt zu haben, da sie mit Gründung der Tochterfirma kommerzielle Interessen vor den ursprünglichen Zweck der Firma stellen würden. Die milliardenschwere Partnerschaft mit Microsoft, so Musks Klage, breche das Gründungsversprechen, KI zum Wohle aller zu entwickeln und diese als Open-Source-Software zu veröffentlichen.
Neuer Vorwurf: Kartellrechtsverstöße
Im Juni hatten Musks Anwälte die Klage überraschend zurückgezogen, doch damit war der Fall nicht beendet. Im Gegenteil: Anfang August ließ Musk erneut Klage einreichen, diesmal mit deutlich konkreteren Vorwürfen: Musks Anwälte argumentieren, dass OpenAI gegen US-Bundesgesetze zur Bekämpfung von organisierter Kriminalität verstoßen habe, indem Altman und Microsoft sich gegen Musk verschworen hätten, um eine finanzielle Beteiligung Musks am Erfolg der Tochterfirma zu verhindern. „Die vorherige Klage hatte keine Zähne – und ich glaube nicht an die Zahnfee“, sagte sein Anwalt Marc Toberoff in einem Interview.
Jetzt verpassen die Anwälte der Klage noch mehr Biss: In einem Addendum klagt Musk nun auch auf Kartellrechtsverstöße, und nimmt Microsoft in die Riege der Beklagten auf. Der Vorwurf: Microsoft habe über seine Managerin Dee Templeton im OpenAI-Aufsichtsrat eine „De-facto-Fusion“ zwischen OpenAI und Microsoft verhandelt und den Austausch vertraulicher Informationen vereinbart. Dies stelle einen Verstoß gegen das Kartellrecht dar.
Zudem, so behauptet die Klageschrift weiter, würde OpenAI „aktiv versuchen, Konkurrenten wie X.AI auszuschalten“, indem man Investoren das Versprechen abnötige, die Konkurrenz nicht zu finanzieren. Weiterhin habe OpenAI unfair von der Partnerschaft mit Microsoft profitiert und günstigen Zugang zu dessen Rechenleistung, Infrastruktur und Fachwissen erhalten. „X.AI wurde unter anderem dadurch geschädigt, dass es nicht in der Lage war, Rechenleistung von Microsoft zu annähernd so günstigen Bedingungen zu erhalten wie OpenAI“, so die Klageschrift.
OpenAI äußerte sich zunächst nicht erneut zu den Vorwürfen, verweist auf die Veröffentlichung im März. Microsoft und OpenAI müssen die Klage nun deutlich ernster nehmen als den Vorstoß im Frühjahr – auch da Musk in der neu gewählten US-Regierung unter Bald-Präsident Donald Trump erheblich mehr Einfluss haben wird als zuvor.
Die Überwachung von Kartellgesetzen unterliegt in den USA direkt dem Justizministerium – dieses kann entscheiden, ob es entsprechende Verfahren gegen US-Firmen eröffnet. Sollte ein Justizministerium unter Trump Musks Argumentation folgen, hätten OpenAI und Microsoft ein echtes Problem und könnten eher dazu bereit sein Musk finanziell abzufinden oder zu beteiligen, um einen Vergleich zu erzielen.
Benedikt Fuest ist Wirtschaftskorrespondent für Innovation, Netzwelt und IT.