Eklat im Trump-Prozess: Richter lässt Saal räumen – Politik | ABC-Z
Im Prozess gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar ist es zum Eklat gekommen. Richter Juan Merchan platzte bei der Befragung des Entlastungszeugen Robert Costello am Montag in New York der Kragen, weil dieser eine Entscheidungen Merchans infrage zu stellen schien: Costello, der den Kronzeugen Michael Cohen unglaubwürdig machen sollte, antwortete mehrfach auf Fragen, zu denen Merchan zuvor den Einspruch der Staatsanwaltschaft zugelassen hatte.
Der Richter belehrte den Zeugen – Costello ist selbst Jurist – dass dieser in solchen Fällen nicht antworten dürfe. Zu einem stattgegebenen Einspruch sagte Costello dann vernehmlich “Jeesh” – übersetzbar etwa mit “Oh mein Gott”. Merchan ließ die Geschworenen in der Folge aus dem Saal bringen und sagte zu dem Trump-Verbündeten Costello: “Ich möchte in meinem Gerichtssaal über den richtigen Anstand sprechen.” Er verbitte sich Kommentare zu seinen Entscheidungen. Als Costello den Richter dann fortwährend finster anschaute, platzte es aus Merchan hörbar verärgert heraus: “Starren Sie mich nieder?”
Er ließ daraufhin den Saal räumen – mithilfe lauter und schneidender Anweisungen des Personals im Gericht. Journalistinnen und Journalisten sowie Beobachterinnen und Beobachter durften Saal 1530 nach einigen Minuten wieder betreten, die Befragung wurde fortgesetzt.
Cohen gesteht Diebstahl
Inzwischen neigt sich der Prozess seinem Ende zu: Die Anklage verkündete am Montag nach der Befragung von Cohen, dass sie keine weiteren Personen in den Zeugenstand rufen werde. Cohen hatte am Montag zugegeben, dass er Trump 30 000 US-Dollar im Rahmen der Schweigegeldzahlung von 130 000 Dollar für die Erotikdarstellerin gestohlen hat. Einen Teil hat Cohen nach eigenen Angaben an das Technologieunternehmen Red Finch gezahlt, das Trumps Image aufpolieren sollte. Doch Trump soll sich geweigert haben, die Firma zu bezahlen, also, sagte Cohen, sei mit seinem eigenen Geld eingesprungen. Er habe sich “unter Druck gesetzt” gefühlt, dem Chef von Red Finch für seine Arbeit zu bezahlen, und habe ihm deshalb 20 000 US-Dollar in einer “Papiertüte” übergeben.
Trump-Anwalt Todd Blanche zufolge könnte die nun anstehende Befragung von Entlastungszeugen der Verteidigung innerhalb eines Sitzungstages erledigt sein. Danach könnten bereits die Schlussplädoyers folgen. Richter Merchan nannte als möglichen Termin den Dienstag kommender Woche. Dann würde nur noch die Beratung der zwölf Geschworenen für ein Urteil folgen. Offiziell gibt es für die Beratungen kein Zeitlimit, für gewöhnlich beraten Jurys aber einige Stunden bis mehrere Tage.
Bei einem Schuldspruch würde Richter Merchan das Strafmaß festlegen. Trump droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte, oder eine Geldstrafe.