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Eishockey: Tim Stützle überzeugt bei WM-Einsatz in Herning – Sport | ABC-Z

Die Wendung „Präsenz zeigen“ gehört zum Grundwortschatz der modernen Eishockey-Berichterstattung wie „Speed“ und „Skill“. Wer mit diesen von Medienleuten oft etwas angeberisch eingeworfenen Termini wenig anzufangen weiß, muss sich Tim Stützle anschauen und ihm zuhören. „Hier bin ich“, sagte der Stürmer von den Ottawa Senators am Montag schlicht, nachdem er erstmals mit der deutschen Mannschaft in Herning trainiert hatte.

Am Dienstag beim 5:2 gegen Norwegen, seinem ersten WM-Einsatz seit drei Jahren und dem dritten deutschen Sieg im dritten Gruppenspiel, zeigte Stützle dann auf dem Eis seine Gegenwart. Und bewies, was er dem DEB-Team an Geschwindigkeit und Geschick hinzuzufügen vermag. Das 1:0 durch Yasin Ehliz bereitete der 23-Jährige maßgerecht vor, und als die Norweger am Ende noch einmal Druck aufbauten, erlief Stützle eine Scheibe tief im norwegischen Drittel und entlastete so die Defensive. Nur ein Detail, aber „eine wichtige Aktion“, wie Bundestrainer Harold Kreis lobte.

Seit Stützle am Sonntag in Dänemark angekommen ist, lauteten die immer selben Fragen: Ist er fit? Wann kann er spielen? Nach dem Playoff-Aus in der NHL mit Ottawa war Stützles WM-Einsatz wegen mehrerer körperlicher Probleme fraglich. Gegen Norwegen bestand er den Härtetest. „Lasst den Jungen erst mal ankommen“, bat Nebenmann Marc Michaelis.

Für Reichel wird wahrscheinlich Leo Pföderl zurückkehren

Die technisch und läuferisch unterlegenen Norweger versuchten ihre Defizite mit Härte auszugleichen. „Das war physisch mit das intensivste Länderspiel, was ich bis jetzt erlebt habe“, sagte Michaelis: „Ich will nicht sagen, dass die Norweger dreckig gespielt haben, aber einige Checks waren schon sehr, sehr spät.“ Am folgenschwersten traf es Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks, der im zweiten Drittel mit der Schulter unglücklich gegen die Bande prallte und vorzeitig in die Kabine musste. Am Mittwoch gab der DEB bekannt, dass der 22-Jährige, der in den ersten drei Spielen ein Tor und drei Vorlagen beigesteuert hatte, für den Rest des Turniers ausfällt. Bittere Pointe: „Das war einer der wenigen fairen Checks“, sagte Harold Kreis.

Der Bundestrainer setzte am Mittwoch darauf, dass die Mannschaft den Rückschlag gemeinschaftlich kompensiert. „Wir haben in den ersten Spielen einen großartigen Teamgeist gezeigt und insgesamt sehr stabil agiert. Für Lukas ist es sehr bitter, er hatte einen starken Start ins Turnier und hat einen großen Beitrag geleistet. Dennoch haben wir genug Qualität im Team, mit solchen Situationen umgehen zu können.“ Für Reichel wird wahrscheinlich Leo Pföderl in den Kader zurückkehren, der am Dienstag geschont wurde. Auch Manuel Wiederer, der bislang nicht zum Einsatz gekommen war, ist eine Option.

Für Patrick Hager, mit 36 Jahren der erfahrenste Spieler im Team, kommt es ohnehin darauf an, die Verantwortung möglichst gleichmäßig zu verteilen. „Am wichtigsten für uns ist es, dass wir für die Jungs aus der NHL einen Rahmen schaffen, dass sie nicht den ganzen Druck auf ihren Schultern spüren. Sie wollen alle Verantwortung übernehmen, aber im richtigen Moment müssen sie sich auf sich fokussieren und ihr Spiel spielen können. Wenn wir das schaffen, haben wir schon ganz, ganz viel richtig gemacht.“

Im Duell mit dem alten Rivalen Schweiz am Donnerstag (16.20 Uhr, Pro7 und Magentasport), dem WM-Zweiten von 2024, geht es vor allem darum, Fehler im Spielaufbau zu vermeiden. „Wir haben technisch so exzellente Spieler, die alles spielerisch zu lösen versuchen. Aber wenn die Pässe nicht ankommen, dann hast du zwei, drei Konter gegen dich, und das darf uns nicht passieren“, forderte Marc Michaelis. „Auch die Schweizer werden körperbetont und mit hohem Tempo“, prophezeite Harold Kreis: „Sie agieren sehr strukturiert, aber dafür sind wir gut gewappnet.“

Ein Dauerthema in Herning ist das Eis in der Jyske Bank Boxen. Das erste Drittel gegen Norwegen musste minutenlang unterbrochen und schließlich vorzeitig beendet werden, weil an der Bande ein großes Loch aufgebrochen war. Die Verletzungsgefahr für die Spieler sei sehr hoch, sagte Torhüter Philipp Grubauer: „Vielleicht können sie die Pause eine Minute oder zwei verlängern, damit das Eis wirklich mal anzieht. Aber am Schluss geht einfach nichts mehr.“ Der Weltverband IIHF hat darauf bislang nicht reagiert, von den örtlichen Veranstaltern hieß es, die Kühlanlage laufe auf hundert Prozent. „It is, what it is“, sagte Kreis.

Am Mittwoch beschäftigte das Loch im Eis das Team dann weit weniger als das Loch im Kader, das Reichel hinterlässt.

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