Finale der Nations League: Das DFB-Team verschwendet zu viele Chancen – Sport | ABC-Z

Christian Wück versuchte es am Freitag wieder auf eine Weise, die sich schon im Halbfinale der Nations League gegen Frankreich bewährt hatte. Der Bundestrainer setzte auf Talente, zwar nicht von Anfang an, da ließ er außer Franziska Kett in der Außenverteidigung Spielerinnen mit mehr Erfahrungen beginnen. Aber als noch etwa 20 Minuten übrig waren, brachte der Bundestrainer Alara Şehitler für Selina Cerci, und bald darauf durfte Shekira Martinez für das deutsche Nationalteam debütieren, ausgerechnet gegen die Weltmeisterinnen aus Spanien im Final-Hinspiel. Beinahe wäre das auch die Geschichte des Abends geworden: Martinez war zweimal knapp dran an einem Treffer, in der 84. Minute aus der Nähe und in der dritten Minute der Nachspielzeit aus dem Mittelfeld auf das verwaiste Tor. Allein: Es blieb beim Konjunktiv und beim 0:0.
Für das Rückspiel am Dienstag in Madrid (18.30 Uhr, ARD) könnte die Ausgangslage schlechter sein. Nun läuft es auf ein wahres Finale hinaus, in das die deutschen Fußballerinnen mit gestärktem Selbstvertrauen gehen, weil sie eines der stärksten Teams weitgehend unter Kontrolle hatten. Aber das war nicht das Gefühl, mit dem sie den Platz verließen. Denn sie hatten insgesamt eine der stärksten Leistungen unter Wück geliefert, das Spiel hätten sie gewinnen können, vielleicht müssen. Vor den 40 159 Zuschauern auf dem Betzenberg in Kaiserslautern wäre deutlich mehr drin gewesen, wieder hatte das Team all die guten Chancen nicht genutzt und sich von einer seiner Schwächen nicht befreien können.
:Sie hält und hält … und hält?
Ann-Katrin Berger ist jetzt US-Meisterin und steht wohl auch wieder im deutschen Tor. Vor dem Wiedersehen mit Spanien im Nations-League-Finale geht es aber um die Frage, wie ihre Zukunft aussieht.
Dabei war genau das in den Trainingseinheiten das Thema gewesen. Schon da hatte der Bundestrainer unzufrieden gewirkt, manch Übung früh unterbrochen mit zwei Kritikpunkten: Er fand, seine Spielerinnen müssten mehr miteinander sprechen und mehr im Besitz des Balles bleiben. Den durften sie den Spanierinnen mit ihrem gefährlichen Kurzpassspiel auf keinen Fall überlassen. „Was ist denn das Problem?“, rief Wück also einmal sauer über den Platz. Erst im Sommer bei der Europameisterschaft hatte sein Team erfahren, wie gnadenlos eine Chance von Spanien genutzt werden kann, als Aitana Bonmatí in der Verlängerung des Halbfinals mit einem Schuss ins kurze Eck Torhüterin Ann-Katrin Berger überwand. „Wir müssen ihnen den Spaß am Fußball nehmen. Und wir brauchen vorne die Effizienz, die hat uns bei der Euro gefehlt“, sagte Wück. „Das war ein Trainingsschwerpunkt und ich hoffe, dass wir die Entwicklung, die wir gegen die Französinnen hatten, gegen die Spanierinnen fortsetzen.“
Spanien hat mehr Ballbesitz, mehr Abschlüsse liefern die Deutschen
Beim Wiedersehen mit Frankreich nach dem EM-Viertelfinal-Spektakel war in der Nations League nach einem 1:0 im Halbfinal-Hinspiel durch ein 2:2 im Rückspiel der Einzug ins Finale gelungen, fußballerisch verbessert, kämpferisch stark. Aber mit der altbekannten Schwäche im Abschluss. Das also sollte nun beim nächsten EM-Wiedersehen mit den Spanierinnen besser werden. In der ganzen ersten Hälfte konnte dann zwar kein Tor bejubelt werden, aber die Herangehensweise stimmte. Die Deutschen starteten offensiv und druckvoll. Klara Bühl versuchte es in der zweiten Minute, bald darauf folgte auf einen spanischen Fehlpass ein schneller Konter, an dessen Ende Nicole Anyomi knapp vorbeizog.
Immer wieder Ballgewinne, immer wieder Steilpässe, aber eben auch immer wieder verpasste Gelegenheiten. Vor allem Bühl auf dem linken Flügel war wieder ein Fixstern im deutschen Spiel, gegen Frankreich war sie entscheidend gewesen, nun war sie in der 19. Minute abermals nah dran an einem Tor, traf aus spitzem Winkel aber nur Cata Coll, die dann auch einen Schuss von Franziska Kett parierte. Kurz danach versuchte es Brand, wieder Bühl, schließlich Rebekka Knaak. Vor allem über Sjoeke Nüsken als Schaltzentrale, Jule Brand auf der Zehn, Bühl und Anyomi im Sturm passte die Dynamik.
Brand vom rechten Flügel auf die Spielmacher-Position zu ziehen, hatte schon gegen Frankreich funktioniert – und ging nun erneut auf. Die Spanierinnen hatten den Ball öfter am Fuß, mehr Abschlüsse aber lieferten die Deutschen. Sie gingen konsequent in die Zweikämpfe, bauten die Konter stringent auf, die beiden Außenverteidigerinnen Kett und Giulia Gwinn zogen das Spiel gut in die Breite. Zumindest hinter den Punkt „Spaß verderben“ konnte auf der Aufgabenliste ein Häkchen gesetzt werden, die Spanierinnen kamen gar nicht dazu, ihre Stärken zu entfalten. Hinter dem Punkt „Effizienz“ hingegen nicht.
Nach der Pause wirkte es, als hätte der Besuch in der Kabine die Deutschen aus ihrem vielversprechenden Angriffsrhythmus gebracht – und die Spanierinnen durch Anweisungen von Trainerin Sonia Bermúdez besser in ihr Kombinationsspiel gefunden. In der 49. Minute versuchte es Alexia Putellas, in der 54. Minute scheiterte Esther González nur knapp am Pfosten. Aber auch sie blieben einer ihrer wenigen Schwächen treu, ähnlich verschwenderisch mit Torchancen umzugehen wie die Deutschen. Christian Wück hatte am Seitenrand schon in jener Phase des Spiels teils ungehalten gewirkt, als es ordentlich lief. Nun bekam er weitere Szenen geliefert, an denen er verzweifelt sein dürfte. Klara Bühl wirbelte zwar wieder beachtlich, klebte aber oft zu lange am Ball und verhedderte sich dann im spanischen Abwehrgeflecht.
In gewisser Weise war es dann aber auch sie, die ihr Team nach einer passiven Viertelstunde in der 71. Minute wachrüttelte. Dem typischen Bühl-Move mit einem Haken von der linken Seite folgte ein donnernder Schuss an den Pfosten. Vier Minuten später traf Brand die Latte und die für Anyomi eingewechselte Shekiera Martinez probierte es noch zweimal. Aber an diesem Abend auf dem Betzenberg wollte der Ball einfach nicht über die Linie.





















