Einzigartige Dirndl für das Oktoberfest: Handgefertigte Schätze und Pop-up-Stores | ABC-Z

Von einem Trachten-Trend kann man auf der Wiesn wirklich nicht mehr sprechen. Seit über einem Vierteljahrhundert schmeißen sich die Damen fürs Oktoberfest ins Dirndl und die Männer quetschen sich in die Lederne. Mal sind die Ausschnitte tiefer, mal züchtiger, mal sind die Farben gedeckt, mal knalliger, aber richtig unmodisch wird ein Dirndl eigentlich nie.
Deshalb lohnt es sich, auch mal in Omas Kleiderschrank zu kramen oder die Tante zu fragen, ob sie nicht noch ein gutes Stück im Schrank hat.
Aber die meisten sind auf die gängigen Trachtengeschäfte angewiesen, die in der Innenstadt jetzt wie Coffeeshops an jeder Ecke zu finden sind. Darunter gibt es auch ein paar besondere Perlen. Die AZ hat sie besucht.
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Meisterstück Pop-up-Store
Tina Meister ist Maßschneiderin, Kostümbildnerin und leidenschaftliche Sammlerin. Einmal hat sie für einen Film in Irschenberg Trachten gesucht und gemerkt: Auf dem Land haben viele Familien kistenweise Dirndl im Keller. Zum Teil sind die Modelle, die unsere Omas getragen haben, heute wieder hochmodern. Auch auf Flohmärkten findet sie immer wieder zum Teil handgeschneiderte, ganz besondere Dirndl. Auch viele Kinderdirndl, dazu die passenden – zum Teil noch von der Oma gestrickten – Janker. Da ist im Lauf der Jahre ganz schön etwas zusammengekommen. Und weil so kurz vor der Wiesn auf einmal alle ein neues Dirndl suchen, hat Meister ihr kleines Maßatelier kurzerhand zum Dirndl-Pop-up umfunktioniert.

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Bei schönem Wetter stellt sie Kleiderstangen und Schaufensterpuppen mit bunten Dirndln vor ihren Laden und die Kundinnen können nach Lust und Laune stöbern. Was man da so findet? “Nur Dirndl, die mir selber gefallen”, sagt Meister. Da gibt es Farben und Muster, die man so auf der Wiesn selten sieht. Modelle aus schwerem Leinen, mit Ärmeln, Winterdirndl und vieles mehr. Dirndl mit ganz besonderen Ausschnitten und Verzierungen. Auch viele Modelle, die den Busen nicht gar so ausladend betonen.
Der Preis hängt vom Dirndl ab, aber mehr als 89 Euro kostet keines. Von Größe 32 bis 46 findet jede Frau etwas. Wenn das Dirndl nicht hundertprozentig passt, näht Meister es gegen einen kleinen Aufpreis von 25 Euro noch um. “Enger und kürzer kann ich jedes Dirndl machen”, erzählt sie. Sogar das Mieder könnte sie bei Bedarf kürzen.
Ebenfalls im Laden: viele Stoffe für individuelle Schürzen. Zum Teil sind das Stoffe mit alten Webtechniken, die man sonst nirgends mehr findet. Mit einer solchen Schürze werden die ohnehin einmaligen Dirndl noch einmal zusätzlich zum individuell abgestimmten Unikat. Drei Schürzen-Varianten bietet Meister an. Zwischen 60 und 80 Euro kostet die Extra-Schürze, je nach Stoffverbrauch.

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Es gibt auch Vereine, die Dirndl sammeln. Einer kam kürzlich auf Meister zu und stellte ihr seine Dirndl zur Verfügung. Der Erlös dieser Dirndl geht an ein Kinder-Hospiz. Meisters Atelier ist recht klein. Bei schlechtem Wetter kann sie ihre Dirndl nicht nach draußen stellen. Darum sind die Kundinnen angehalten, einen persönlichen Termin mit ihr zu vereinbaren. Aber auch so nimmt sie sich Zeit für die individuelle Beratung. Und die Dirndl scheinen ihr nicht auszugehen. Sobald sich der Ständer leert, wird er mit den nächsten Dirndl aufgefüllt.
Meisterstück Pop-up Store
Watzmannstr. 10
Termine: bei schönem Wetter Mo-Sa ab 14 Uhr, auf Instagram, Facebook und nach telefonischer Vereinbarung unter 0177 6085015

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Herrgott Margot
“Ich bin eine Sammlerin”, sagt Margot Ortner. Sie ist Mitglied im Trachtenverein und hat immer Dirndl und Lederhosen gesammelt. Ihre Leidenschaft hat sich schon herumgesprochen. Inzwischen kommen Bekannte und Menschen, die von ihr gehört haben, auf sie zu und übergeben ihr ihre Schätze.
Seit drei Jahren betreibt sie jeweils zur Wiesn ein kleines Pop-up-Geschäft, jedes Jahr woanders. Viele Münchnerinnen kennen sie schon und kommen jedes Jahr. Dieses Mal hat es sie mitten in die Innenstadt verschlagen. Durch eine Passage in der Kaufingerstraße oder über die Weinstraße am Donisl vorbei gelangt man in das kleine Geschäft in der Thiereckstraße.

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Ortner betreibt es zusammen mit ihrer Tochter Verena. Im Erdgeschoss gibt es Lederhosen und Janker, im ersten Stock jede Menge Dirndl in allen Größen und Farben. Auch hier findet man Stücke, Schnitte und Verzierungen, die es sonst nirgends mehr gibt. Dirndl von Trachtenhändlern, die schon lange nicht mehr existieren. Alle Stücke sind noch bestens in Schuss. “Das Schöne ist: Ich bin Schneiderin und kann nähen”, erzählt Ortner. So kann sie die Dirndl gegebenenfalls auch anpassen oder ausbessern.

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Ortner und ihre Tochter stehen mit Rat und Tat zur Seite. Sie lassen die Kundinnen erst einmal durch die Dirndl stöbern. Und dann sehen sie schon, in welche Richtung der Geschmack der jeweiligen Kundin geht.
Aber nicht nur Dirndl hängen hier. Auch einige Trachten-Dreiteiler und ausgefallene Röcke aus alten Stoffen, die es nicht mehr gibt. Oder alte Trachten aus dem Berchtesgadener Land zum Beispiel, zum Teil aus reiner Seide. Sogar bei den Blusen findet man einige Schätze. Die Preise sind unterschiedlich. Da gibt es Dirndl für 55 Euro, für 129, je nach Modell.

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Herrgott Margot Trachten Pop-up
Thiereckstr. 4
Mo-Fr: 12 bis 19 Uhr
Sa: 11 bis 18 Uhr

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Alpenglühn Trachtengwand
Der Laden ist klein, aber die Dirndl-Liebe ist hier groß. Peter Guth ist mit Trachten aufgewachsen. Seit 1972 hatten seine Eltern ein Trachtengeschäft. Von 1991 bis 2006 mitten im bunten Glockenbachviertel in der Müllerstraße.
Bis letztes Jahr führte er mit seiner Frau Giséla Koch das Geschäft Alpenglühn Trachtengwand am Harras. Ganzjährig Dirndl und Lederhosen verkaufen lohnt sich einfach nicht mehr. Aber vorbei ist das Thema für das Paar trotzdem nicht: In diesem Jahr ist Guth an den Glockenbach zurückgekehrt. Zwar nur als Pop-up-Geschäft bis 18. Oktober, aber jetzt gibt er dort so richtig Gas.

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Sowohl Männer als auch Frauen werden hier fündig und mit viel Leidenschaft beraten. Beim AZ-Besuch stöbern gerade zwei Frauen durch die Dirndl. Guth muss nur kurz hinschauen und sagt ihnen, welche Größe sie brauchen. „Wir wissen viel, können viel und erklären das auch“, sagt Guth. Bei ihm gibt’s Dirndl ab 99 Euro, aber auch hochwertigere. Die Preise sind sehr fair.
Alpenglühn bezieht die Trachten von Händlern aus Bayern und Österreich. Produziert werden sie zwar nicht dort, aber immerhin in Slowenien, Tschechien oder Ungarn und nicht in China. “Wir versuchen schon, auf den ökologischen Fußabdruck zu achten.” Auch bei den Lederhosen. Die gehen bei Alpenglühn ab 199 Euro los.

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Guth mag München und er mag Menschen. An seinem Laden kommt keiner vorbei. Er spricht die Leute an, fragt sie, ob sie nicht einmal hereinschauen möchten. Er weiß genau, was ihnen steht. Auch seine Frau Giséla ist Expertin für Dirndl und Lederhosen. Sie stattet auch das ein oder andere Wiesnzelt mit Trachten aus. Sie kennt die Hersteller, die Stoffe und weiß, welche Farben gerade angesagt sind. Auch jede Menge Kindertrachten stehen zur Auswahl und natürlich die passenden Strickjacken, Janker, Strümpfe und Blusen.

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Die Beratung macht Koch Spaß. Hier wird man nicht zum Kauf gedrängt, sondern bekommt sogar ein Bier dazu, um ganz entspannt anzuprobieren und auszusuchen. Ab sofort hat das Geschäft in der Pestalozzistraße an sechs Tagen pro Woche ab 11 Uhr geöffnet.
Pestalozzistr. 13
Mo-Sa: ab 11 Uhr