Eintracht Frankfurt düpiert ideenlose Leipziger | ABC-Z

Dass er froh über das Viertelfinal-Aus in der Europa League ist, lässt sich von Dino Toppmöller nicht behaupten. Der Trainer der Frankfurter Eintracht hätte sich mit seinen Spielern gerne den Traum vom Endspiel in Bilbao Ende Mai erfüllt. Doch immerhin hatte die Niederlage gegen Tottenham einen halbwegs positiven Nebeneffekt zur Folge: Es sind in der Saisonschlussphase keine Englischen Wochen mehr zu absolvieren, es gibt demnach, wie der 44-Jährige zuletzt festhielt, mehr Möglichkeiten, im Training Abläufe einzustudieren und sich auf die verbleibenden Einsätze vorzubereiten, die ja durchaus bedeutungsvoll für den Klub sind.
Das erste von vier Endspielen um Europa entschieden die Hessen zu ihren Gunsten: Sie bezwangen am Samstag vor eigenem Publikum Verfolger RB Leipzig überzeugend mit 4:0 Toren. Der Auftritt gehörte zum Besten, was von der Eintracht in diesem Jahr zu sehen war.
Die Spieler hätten den Matchplan „hervorragend umgesetzt“, lobte Eintrachts Sportvorstand Markus Krösche am Mikrofon des TV-Senders „Sky“: „Wir haben es gut gemacht, waren konsequent und haben keine Minute daran gezweifelt, dass wir heute das Spiel gewinnen können.“
Der Erfolg war nichts weniger als eine Ansage an die Konkurrenz, die ebenfalls ein Auge auf die Plätze hinter Spitzenreiter München und Titelverteidiger Leverkusen geworfen hat. Toppmöllers Mannschaft, die sich nach dem Scheitern gegen die Hotspurs mehr denn je zum Ziel gesetzt hat, erstmals über die Bundesliga die Qualifikation für die Champions League zu erreichen, erhöhte ihren Punktestand auf 55 – dadurch stärkte sie ihre Position auf dem dritten Platz vor den finalen drei Partien erheblich. Die Sachsen verblieben dagegen bei 49 Zählern.
„Wir haben einen riesigen Schritt gemacht. Der Job ist noch nicht erledigt, aber wir wollen so weitermachen“, kündigte Kapitän Kevin Trapp nach Abpfiff an.
Leipzig von Beginn an unter Druck
Dass es kein leichter Gang für die Leipziger werden würde, zeigte sich von den ersten Minuten an, in denen sie sofort schwer unter Druck gerieten. Die Eintracht entschied sich für ein couragiertes Pressing mit den beiden weit nach vorne postierten Außenverteidigern Nnamdi Collins (rechts) und Nathaniel Brown (links). Als Tempomacher, die in einem Speed unterwegs waren, bei denen die Profis in den rot-weißen Bullentrikots nur leidlich Schritt halten konnten, taten sich Ansgar Knauff und Jean-Mattéo Bahoya hervor, die ihren Gegenspielern Castello Lukeba und Kosta Nedeljković immer wieder enteilten.
„Wir waren in allen Bereichen unterlegen, das müssen wir leider Gottes akzeptieren“, räumte Leipzigs Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer ein: „Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein, der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung. Das war nicht das, was man braucht, um in die Champions League einzuziehen.“
Die erste Tormöglichkeit hatten dennoch die Leipziger, die in ihren Offensivanstrengungen nahezu vollständig auf Benjamin Šeško ausgerichtet waren; der Slowene prüfte Kevin Trapp mit einem Fernschuss, den der Frankfurter Keeper zur Ecke abwehrte (13. Minute).
Danach ging von RB kaum noch Gefahr aus und die Dinge entwickelten sich entsprechend dem Einsatz, den beide Seiten zeigten: Die Eintracht agierte, Leipzig reagierte – und befand sich unter dem Sturm und Drang von Toppmöllers Truppe defensiv zusehends in der Bredouille.
Ein schneller Vorstoß, bei dem sich Lukas Klostermann nur eskortierend um den heraneilenden Hugo Ekitiké gekümmert hatte, brachte die Frankfurter Führung: Knauff profitierte von der Vorlage des Franzosen und traf zum 1:0 (21.). Er und seine Nebenleute mussten sich danach den Vorwurf gefallen lassen, gegen einen sichtlich derangierten Gegner vor der Pause nicht noch weitere Treffer nachgelegt zu haben; so ließ Tuta eine Kopfballchance aus kurzer Distanz ungenutzt (30.), ehe Knauff freistehend zwischen Strafstoßpunkt und Fünfmeterraum zu überhastet abschloss (40.).
Großes Ziel zum Greifen nahe
Mit der Hereinnahme von Lois Openda (für Nedeljković) versprach sich der Leipziger Interimstrainer Zsolt Löw für den zweiten Abschnitt mehr Schwung und Unterstützung für Xavi Simons. Ein unmittelbar folgender Platzverweis warf aber alle seine Pläne über den Haufen.
Einen Konter der Eintracht unterband El Chadaille Bitshiabu mit einem Tritt in die Beine von Knauff – kurz vor der Strafraumgrenze. Dafür sah der Franzose von Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Rote Karte und die Missetat hatte sogleich noch eine weitere bittere Konsequenz. Den Freistoß von Arthur Theate wehrte Torwart Maarten Vandervoordt vor die Füße von Knauff ab, der nicht lange fackelte und den Ball zum 2:0 über die Linie drosch (52.).
Und es kam noch besser für die SGE: Ekitiké traf nach einer Bahoya-Flanke zum 3:0 (67.). Damit waren Fakten geschaffen, an denen RB mit seinen begrenzten Möglichkeiten nicht mehr zu rütteln im Stande war. Und Robin Koch rundete mit dem 4:0 (71.) das Eintracht-Glück an diesem Abend ab, der ihre Fans vor Verzücken jubeln ließ: Die Königsklasse ist jetzt zum Greifen nahe.