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Nina Baltromei gewinnt als erste Frau das Deutsche Derby | ABC-Z

In den Steigbügeln stehend, reckte sie den rechten Arm in den Himmel: „Ich hatte ganz viel Glück von oben, von meinem Papa“, rang Nina Baltromei um Worte. Einen Tag vor ihrem 27. Geburtstag schrieb die Tochter des 2012 verstorbenen Galopptrainers Werner Baltromei Galoppgeschichte: Als erste Frau im Sattel hat sie das seit 1869 ausgetragene Deutsche Derby gewonnen.

Erst 1979 nahm mit Monika Blasczyk erstmals eine Reiterin teil, 2001 hatte Sibylle Vogt mit Rang Drei das bislang beste Ergebnis erzielt, bis zu diesem mehrfach denkwürdigen Sonntag: Denn Baltromei hat erst vor wenigen Wochen ihre Ausbildung zum Jockey begonnen – bei Yasmin Almenräder in Mülheim an der Ruhr, dort wo früher ihr Vater Vollblüter trainierte.

„Ich war eigentlich immer am Rennstall“

„Ich habe quasi im Bauch meiner Mutter das Reiten gelernt“, sagte Baltromei in einem früheren Interview. „Ich habe als Kind ein Pony bekommen und die Pferde kennen und lieben gelernt. Ich war eigentlich immer am Rennstall.“ Dass sie mit Rennpferden beruflich zu tun haben wollte, war immer klar, das Ziel Jockey zu werden dagegen nicht unbedingt. Sie begann im Stall von Almenräder als Pferdepflegerin und Arbeitsreiterin, bevor sie auf Rennreiterin umschulte. In den vergangenen zweieinhalb Jahren legte sie eine erfolgreiche Amateurkarriere hin, wurde 2024 die erfolgreichste Amateurreiterin im Land.

Als angehender Profi gelang ihr Mitte Juni gleich beim ersten Ritt ein Sieg, der Gewinn des Derbys mit dem dreijährigen Hengst Hochkönig war insgesamt ihr 50. Erfolg im Sattel eines Vollblüters. Dabei hatte sie im mit 650.000 Euro Preisgeld dotierten wichtigsten Rennen des Jahres keinen guten Start, sie lag mit Hochkönig im hinteren Feld der 17 Starter. „Gegenüber hatte ich etwas Schnappatmung“, sagte die Trainerin. „Das ganze Feld vor uns.“ Das sei nicht so geplant gewesen, doch bald wendete sich das Blatt. In der Zielgeraden drehten Baltromei und Hochkönig gewaltig auf und schnappten dem englischem Gast Convergent im letzten Galoppsprung noch den Sieg weg.

„Sie hat das wieder so unglaublich intelligent gelöst“

„Ich bin überwältigt von allem“, sagte Almenräder. „Von dem Pferd, und von der Reiterin. Sie hat das wieder so unglaublich intelligent gelöst.“ Es wurde der erste große Zahltag für das laut Trainerin „Mega-Talent“, denn die Reiterin erhält fünf Prozent der Siegprämie von 390.000 Euro, kein schlechtes vorgezogenes Geburtstagsgeschenk. „Er war heute auf 1000 Prozent, ich habe ihn rausgenommen und er ist einfach geflogen“, so Baltromei, die Hochkönig bestens aus der täglichen Trainingsarbeit kennt. Er ist seit zwei Jahren am Stall in Mülheim. „Am Vormittag seit dem Rennbahntrubel ist Hochkönig etwas nervöser geworden, aber er ist schnell wieder runtergekommen. Ich habe ihn besucht und ihm gesagt, Junge alles gut, Hauptsache gesund aus dem Rennen kommen.“ Falls die Reiterin nervös vor ihrem ersten Derbyritt war, dann zeigte sie es nicht.

„Ich kenne sie nur so, dass sie großartig reitet“, lobt Almenräder ihre Auszubildende. Die Trainerin ist seit 2014 in Mülheim tätig. Nach 60 Siegen als Amateurreiterin betreute sie zunächst nur die eigenen Pferde, bevor sie 2009 Pferdewirtschaftsmeisterin wurde. „Für das Training des Sportlers Pferd ist es mir besonders wichtig, den Pferden ein möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen, denn nur dann können sie auch die geforderte Leistung erbringen“, betont sie auf ihrer Website. Almenräder ist nach Sarah Steinberg, die vor zwei Jahren mit Fantastic Moon triumphierte, nun die zweite Frau, die einen deutschen Derbysieger trainiert.

Auf Hochkönig ruhen nun die Hoffnungen, dass der Derbyjahrgang 2022 wieder einmal ein besonderer ist. Das könnte sein nächster Start beweisen, zum Beispiel Anfang September im Großen Preis von Baden. Das Rennen für dreijährige und ältere Pferde führt ebenfalls über die klassische Derbydistanz von 2400 Meter und zählt wie das Derby zu den sieben Gruppe-I-Prüfungen in Deutschland. Den seit 1858 ausgetragenen Badener Grand Prix hat noch nie eine Frau im Sattel gewonnen.

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