Berlin

Einmal Regen, ganzes Haus evakuiert! | ABC-Z

Von Pia Fredebeul

Mieter-Alptraum in Wilmersdorf! In einem Mehrfamilienhaus musste in der Nacht auf Sonntag die Feuerwehr anrücken. Der Grund: Durch das Dach liefen Wassermassen von oben herab in die Wohnungen! Das gesamte Haus musste evakuiert werden. Ob die Wohnungen überhaupt noch bewohnbar sind, ist unklar.

„Ich bin mitten in der Nacht von einem Tropfen im Badezimmer aufgewacht und da lief das Wasser schon die Wände hinab“, sagt Claus Müller (46, Name geändert), der seit über 20 Jahren in dem Haus an der Mecklenburgischen Straße in Wilmersdorf lebt. „Im Treppenhaus strömten ganze Wasserfälle von der Decke hinab!“

Mit seinem Handy filmte Mieter Claus Müller (46), wie das Wasser aus der Decke strömte Foto: privat

Der Mieter rief sofort die Feuerwehr zu Hilfe, sämtliche Bewohner wurden von den Rettungskräften aus dem Schlaf geklingelt und mussten das Gebäude verlassen. Der Grund für den Wasserschaden: Bauarbeiten auf dem Gebäudedach. Aktuell wird das Wohnhaus aufgestockt, das Dach ist dabei jedoch nicht ordnungsgemäß abgedeckt worden. Eine Plane oder gar Schutzvorrichtungen – Fehlanzeige!

„Offenbar wollte der Eigentümer sparen“, so Mieter Naser Abou Agwa (41). „Da es jetzt schon öfter vorgekommen ist, dass es reingeregnet hat, wurde Dachpappe ausgelegt, aber wohl nicht fachgemäß!“ Das Resultat: Wasser fließt weiter ungehindert in die unteren Etagen. Sonntagmorgen wurde zudem der Strom im gesamten Haus abgestellt.

Das Wohnzimmer von Naser Abou Agwa (41) hat es besonders schwer getroffen. Er wird erst einmal im Hotel unterkommen Foto: Ralf Günther / BILD

Besonders schlimm trifft es die Wohnung von Naser Abou Agwa in der 5. Etage, der erst am Sonnabend aus dem Urlaub zurückkehrte. In seiner Küche hat sich eine Wasserpfütze gebildet, an den Wänden im Wohnzimmer tropft es ungehemmt, ein Teil der Zimmerdecke hat sich bereits gelöst. „Ich bin sehr traurig darüber, denn ich habe sehr viel in meiner Wohnung selbst gemacht und sie mit viel Liebe eingerichtet“, so der Arzt.

Wie es jetzt für die Mieter und ihre Wohnungen weitergeht, ist unklar. Hilfe gibt es jedoch vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Bezirksamt hat für die Mieter ein Hotel als Unterbringung zur Verfügung gestellt – dieses liegt jedoch in Spandau, über zehn Kilometer von dem Wohnhaus entfernt.

Die Decke im Hausflur des Gebäudes wölbt sich bereits unter den Wassermassen, die noch immer auf dem Dach liegen Foto: Ralf Günther / BILD

Der Eigentümer und die Hausverwaltung tauchen nach Aussage betroffener Mieter vollkommen ab. Sie reagieren schon seit Monaten nicht auf die Beschwerden und verzweifelten Hilferufe der Mieter.

„Ich vermute, dass uns der Eigentümer hier rausekeln will und deshalb mit Absicht beim Bau pfuscht, damit er die Wohnungen dann deutlich teurer vermieten kann“, sagt Claus Müller. Eine B.Z.-Anfrage ließen Eigentümer und Hausverwaltung bislang unbeantwortet.

Auf dem Dach des Wohnhauses steht das Wasser noch immer einige Zentimeter hoch. Bis auf die Dachpappe gibt es keinen Schutz vor Unwettern Foto: Ralf Günther / BILD

Nur wenige Kilometer entfernt musste die Feuerwehr Sonntagfrüh auch noch bei der Schaubühne am Lehniner Platz anrücken. Hier liefen gegen 4.40 Uhr die Keller voll Wasser. Nach ersten Erkenntnissen drückte Regenwasser von draußen in das Gebäude.  Inwieweit ein Sachschaden entstand, konnte zunächst nicht gesagt werden. Immerhin: Vom 19. Juli bis 1. September ist gerade Spielpause an der Schaubühne.

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