Einkommenslücke schließen: Wie man sich vor den stark steigenden Pflegekosten schützen kann | ABC-Z

Einkommenslücke schließen
Wie man sich vor den stark steigenden Pflegekosten schützen kann
28.04.2025, 19:10 Uhr
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Für das Demografie-Problem der Pflege gibt es stabile Lösungen durch kapitalgedeckte Vorsorge. Die Preis-Leistungs-Analyse von Pflegezusatzversicherungen ergibt: Eigenanteile an den Pflegekosten lassen sich zu moderaten Beiträgen absichern.
Mehr als 3000 Euro monatlich müssen Pflegebedürftige im Heim im Durchschnitt aus eigener Tasche zahlen – Tendenz steigend. Dabei gibt es schon heute gute und bezahlbare Lösungen für die private Vorsorge, um diese Pflegelücke zu schließen. Das belegt eine aktuelle Marktanalyse der Rating-Agentur Assekurata, die im Auftrag des PKV-Verbands das Angebot an Pflegezusatzversicherungen untersucht hat.
Volle Absicherung der Pflegekosten schon ab 32 Euro/Monat
Die reinen Pflegekosten bei stationärer Unterbringung betragen derzeit 1764 Euro pro Monat (Bundesdurchschnitt laut PKV-Pflegedatenbank). Eine volle Absicherung durch ein monatliches Pflegegeld in Höhe von 1800 Euro gibt es zum Beispiel bei Versicherungsbeginn im Alter von 25 Jahren bereits ab 32 Euro monatlich, für 35-Jährige ab 47 Euro und für 45-Jährige ab 71 Euro. Die Studie zeigt: Je früher eine Pflegezusatzversicherung abgeschlossen wird, desto günstiger ist sie über die gesamte Laufzeit.
Für die Verbraucherzentrale NRW gilt hingegen als Richtschnur: Für Menschen bis etwa 50 Jahre lohnt in der Regel noch keine Pflegezusatzversicherung, so die Verbraucherschützer. Danach gehöre die finanzielle Situation im Alter auf den Prüfstand: Mit welcher gesetzlichen Rente kann ich rechnen? Kommt noch eine private Rente dazu? Gibt es Vermögen? Könnten oder wollten Angehörige die Pflege ganz oder teilweise leisten? Und wie viel an Beiträgen könnte ich überhaupt für eine Zusatzversicherung zahlen?
Wer nach dieser Selbstanalyse eine Pflegezusatzversicherung in Betracht zieht, sollte über die gängigen Modelle Bescheid wissen:
Pflegetagegeldversicherung
Sie wird am häufigsten gewählt. Im Pflegefall gibt es ein Tagegeld, egal, wie die Pflege organisiert wird. Den vollen Tagessatz zahlt die Versicherung aber meist erst ab Pflegegrad 5. Von Tarifen ohne Leistungsanspruch bei ambulanter Pflege raten die Verbraucherschützer ab, da die meisten Menschen zu Hause gepflegt werden.
Drei weitere Tipps:
Wählen Sie eine Gesellschaft, wo Sie eine Beitragsbefreiung für den Pflegefall vereinbaren können – nicht erst im seltenen Fall von Grad 5.
Entscheiden Sie sich für einen Vertrag, bei dem es ausreicht, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die Pflegebedürftigkeit festgestellt hat und keine regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen seitens des Versicherers verlangt werden dürfen.
Vergleichen Sie die Preise, denn die Unterschiede sind groß.
Geförderte Pflegegeldtarife
Tarife mit bestimmten Voraussetzungen werden staatlich mit fünf Euro pro Monat gefördert. Der Vorteil: Jeder und jede muss jederzeit aufgenommen werden, unabhängig von Alter und Gesundheitszustand. Nachteile unter anderem: Die Leistungen fallen hier häufig sehr niedrig aus. Der Beitrag ist durchzuzahlen und schmälert die Auszahlung. Auch von einer Kombi mit anderen Versicherungen rät die Verbraucherzentrale eher ab.
Pflegekostenversicherung
Hier werden nur nachgewiesene Pflegekosten übernommen. Das sind in der Regel Leistungen aus dem Katalog der gesetzlichen Pflegeversicherung, wo die Versicherung den Eigenanteil teilweise oder ganz übernimmt. Kosten für Unterkunft und Verpflegung im Heim werden also meist nicht übernommen. Und häufig wird bei Pflegegrad 1 nicht gezahlt.
Pflegerentenversicherung
Unabhängig von den tatsächlichen Kosten bekommt man eine vereinbarte Pflegerente, die durch die Überschussbeteiligung möglicherweise noch aufgestockt wird. Ob die volle oder nur eine anteilige Pflegerente gezahlt wird, hängt vom Pflegegrad ab. Das Geld steht dann zur freien Verfügung. Im Vergleich zu den anderen Pflegezusatzversicherungen ist der Beitrag hier aber oft zwei- bis dreimal so hoch.
Der Entwurf des Koalitionsvertrages von Union und SPD sieht eine große Pflegereform vor, um den Herausforderungen in der Pflege zu begegnen. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll dazu unter anderem Anreize zur eigenverantwortlichen Vorsorge prüfen.
Dazu erklärt der Direktor des PKV-Verbandes, Florian Reuther: “Noch reicht die Zeit, um vorzusorgen, bevor unserer alternden Gesellschaft die Pflegekosten über den Kopf wachsen. Aber die Politik muss endlich anfangen, die zusätzliche kapitalgedeckte Eigenvorsorge zu stärken. Nur so können wir die Steuer- und Beitragszahler vor Überlastung schützen. Die Private Krankenversicherung ist bereit, ihre in vier Jahrzehnten gewachsene Expertise in generationengerechter Pflegevorsorge aktiv in die Arbeit der Reformkommission einzubringen.”