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Basketball-EM: Deutsche Frauen besiegen Schweden in Hamburg – Sport | ABC-Z

Diese Gelegenheit wollte keine verpassen. Den Anfang machte Leonie Fiebich, die wohl beste und sicherlich prominenteste Spielerin im deutschen Team bei dieser Basketball-EM. Nachdem die Schlusssirene ertönt war, machte sich Fiebich schnurstracks auf zur Haupttribüne, denn dort saß niemand Geringeres als der beste und prominenteste Spieler der deutschen Basketballgeschichte: Dirk Nowitzki hatte sich aus dem fernen Dallas, Texas, in die schnuckelige Arena im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg begeben, um dem DBB-Team seine geistig-moralische Unterstützung zuzusichern. Und das nicht an irgendeinem Tag. Nowitzki feierte seinen 47. Geburtstag.

Fiebich reichte Nowitzki die Hand, es folgten Emily Bessoir, Alexis Peterson und Alexandra Wilke, bis ausnahmslos jede Spielerin beim früheren NBA-Champion war. Nowitzki schien die Aufmerksamkeit beinahe unangenehm zu sein, deswegen war er ja nicht gekommen. Andererseits gab es selten griffigere Belege dafür, wie sehr männliche Sportgrößen auch Frauen inspirieren können, als rund um diesen 89:76-Auftaktsieg am Donnerstagabend gegen Schweden. Auf der Pressekonferenz etwa saß Forward Frieda Bühner vorn auf dem Podium und berichtete von ihrem „kleinen Fangirl-Moment“, es sei eben besonders, wenn so eine „Basketball-Legende“ einem die Ehre erweise. Bühner, 21, hatte schon in den Tagen zuvor ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass „der Dirk kommt“ – und daher sei es umso schöner, dessen Erscheinen mit einem Sieg veredelt zu haben. Bei all dem Händeschütteln wurde eines übrigens nicht vergessen: Nowitzki bekam von den deutschen Basketballerinnen natürlich auch Geburtstagsgratulationen übermittelt.

Die Spielerinnen haben sich etwas vorgenommen für dieses Kontinentalturnier, dessen Gruppenphase sich von den Spielorten Piräus, Bologna, Brno bis Norddeutschland erstreckt. Am Donnerstag in Hamburg war die Halle voll und die Stimmung gut, mal abgesehen von typisch-deutschen Irritationen, sobald eine typisch-US-amerikanische Erfindung wie die „Kiss-Cam“ Pärchen zu öffentlicher Romantik auffordert. Fiebich, in Diensten von New York Liberty und auch in Manhattan eine bekannte Figur, kennt derlei Schabernack aus ihrem Alltag in der US-Profiliga WNBA. Frieda Bühner dagegen läuft auf Klubebene für CB Estudiantes in Madrid auf und repräsentiert somit den überwiegenden Teil der DBB-Spielerinnen: Die meisten sind bei Vereinen im europäischen Ausland angestellt, weshalb Bundestrainerin Lisa Thomaidis nun die nicht ganz unkomplizierte Aufgabe zukommt, unterschiedlichste Spielkulturen und Spielerinnentypen miteinander zu verrühren. Ein Beispiel: Die jüngste im DBB-Kader, die erst 17-jährige Clara Bielefeld, wurde zwei Jahrzehnte nach Romy Bär geboren, eine Routinière, die gegen Schweden ihr 100. Länderspiel absolvierte.

„Die macht einfach, die hat keine Angst“, lobt Fiebich Teamkollegin Bühner

Dieser kunterbunte Melting-Pot ergibt sich auch dadurch, dass beträchtliche Stützen der deutschen Führungsachse vor Turnierstart weggebrochen sind; die Liste reicht von DBB-Kapitänin Marie Gülich (Kreuzbandriss) bis zu den WNBA-Profis Satou und Nyara Sabally. Zweifellos ein Qualitätsverlust. Aber auch eine Lücke, in der Spielerinnen wie Frieda Bühner nun Raum zur Entfaltung finden können. Sie ist die zweitjüngste Deutsche bei dieser EM, ihr erstes Länderspiel war gerade mal ein Jahr her, doch die 1,86 Meter große Flügelspielerin bewegte sich mit geradezu beeindruckender Selbstverständlichkeit übers Feld:  18 Punkte, immer anspielbereit, wie eine Dampfwalze zog sie zum Korb.

„Frieda ist so eine Instinktspielerin“, lobte Teamkollegin Fiebich: „Die macht einfach, die hat keine Angst.“ Bühner selbst sagte, sie traue sich schon zu, bei diesem Turnier eine „Führungsrolle“ zu übernehmen – nicht zuletzt auch deshalb, weil sie in der zurückliegenden Saison in Spanien einiges dazugelernt habe. Dort gehe es deutlich körperlicher zur Sache als in Deutschlands Basketballligen, nicht selten müsse sie sich gegen Spielerinnen durchsetzen, die ihr physisch überlegen seien, erklärte Bühner. Deshalb habe sie an „Sternschritten“ und „Spin-Moves“ gefeilt, an ihrer Technik also. Und somit an einem Repertoire an Fertigkeiten, das ihr am Freitag durchaus nutzen dürfte: Da geht es für die DBB-Frauen gegen die Auswahl Spaniens (20 Uhr).

Mit Drucksituationen kennt sich Bühner jedenfalls aus, trotz ihres junges Alters. Vor einem Jahr, bei Olympia in Paris, sprang die gebürtige Niedersächsin schon mal für die verletzte Sabally ein und erzielte sogleich elf Punkte gegen Europameister Belgien. Damals habe Bühner laut eigenen Angaben am „ganzen Körper“ gezittert“. Am Donnertag gegen Schweden war das keineswegs der Fall – es sei denn, Dirk Nowitzki hätte vom Handshake nach Spielende Gegenteiliges zu berichten.

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