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„Eine Künstlerseele zu haben ist mein größtes Glück“ | ABC-Z

„Typisch Deutsch?“ lautete der Titel seiner großen Sonderausstellung im Museum für Angewandte Kunst Köln mit Designobjekten, die sich mit deutschen Tugenden – Fleiß, Reinlichkeit, Bodenständigkeit, Schwermut, Gemütlichkeit – auseinandersetzte. Rolf Sachs ist Schweizer, lebt seit einigen Jahren schon in Rom. Der Sohn von Gunter Sachs hat Wirtschaftswissenschaften studiert und zunächst als Investmentbanker gearbeitet, bevor er Möbeldesigner, Bühnenbildner und freischaffender Künstler wurde. Die Kunsthalle Schweinfurt ehrt Sachs, der im August 70 Jahre alt wird, vom 18. Juli an mit der großen Ausstellung „Rolf Sachs: be-rühren“. Gezeigt werden mehr als 150 Arbeiten aus den Bereichen Skulptur, Fotografie, Design und Malerei. In einem Gebäude, das Ernst Sachs 1927 bauen ließ – der Industrielle (Fichtel & Sachs) und Ehrenbürger der Stadt war der Urgroßvater von Rolf Sachs.

Was essen Sie zum Frühstück?

Doppelter Espresso mit Sahne und ein großes Glas Sprudelwasser. Ich mache jeden Tag Intervallfasten 16/8, einmal in der Woche 24 Stunden. Kann ich jedem nur empfehlen – man gewöhnt sich relativ schnell daran.

Wo kaufen Sie Ihre Kleidung ein?

Langärmelige T-Shirts: bei Uniqlo, James Perse, Son of a Tailor. Schwarze Jeans: Uniqlo oder Levi’s. Arbeiterjacken, meine Uniform: Markt von St. Tropez, Wolf (Etsy) oder Lafaurie. Schneider: Cifonelli, Paris. Kaftane: Aya, Marrakesch. Hemdenmacher: Midena, Rom. Schals und Sarongs: wo ich sie finde!

Was ist das älteste Kleidungsstück in Ihrem Schrank?

Meine Adidas Stan Smith, Jahrgang zirka 1974. Einige Blazer oder Anzüge aus den Achtzigern – passen wieder! Auch eine Lederhose, die mehr als 40 Jahre alt ist.

Wann haben Sie zuletzt handschriftlich einen Brief verfasst?

Ich schreibe dauernd handgeschriebene Briefe – mit kalligraphischer Lamy-Feder -, fotografiere sie und verschicke sie digital.

Welches Buch hat Sie im Leben am meisten beeindruckt?

„Elementarteilchen“ von Michel Houellebecq. Aber insgesamt komme ich zu wenig zum Lesen – eigene Schuld! Letztens habe ich ein Buch gelesen, das mich als Künstler wirklich inspiriert hat: „The Creative Act: A Way of Being“ von Rick Rubin.

Wie informieren Sie sich über das Weltgeschehen?

Ich lese täglich die „New York Times“ und die „Financial Times“ auf meinem iPad. Eigentlich sollte ich anstelle von Nachrichten lieber Literatur oder Biographien lesen – das inspiriert mehr fürs Leben!

Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema?

Humor, aber ich hasse Witze! Hoffentlich ergibt sich eine Konversation, die der Gruppe oder beiden Gesprächspartnern etwas bringt. Wenn dabei gelacht wird, umso besser.

Bei welchem Film haben Sie zuletzt geweint?

Ich weine ständig im Kino. Früher habe ich mich fast dafür geschämt, heute finde ich es schön.

Bedingt – ich bin halb Franzose, und die lateinischen Länder sind abergläubisch. Ich reiche nie direkt das Salz, verschenke keine Schuhe oder Messer – und wenn, verlange ich dafür stets einen Euro.

Worüber können Sie lachen?

Zum Glück über vieles, auch über mich selbst. Ich habe das große Glück, viele englische Freunde zu haben, mit feinsinnigem, teils sarkastischem Humor. Früher habe ich mir meine Freunde oft nach dem Humor ausgesucht, das war der gemeinsame Draht, auch in härteren Zeiten.

Mafalda, Roya, Philipp und Frederik – alles sehr persönlich. Namen sind mit Assoziationen verbunden.

Machen Sie eine Mittagspause?

Jeden Mittag isst mein gesamtes Studio gemeinsam. Ein paar Mal pro Woche auch mit Gästen – ein wertvoller Teil des Studiolebens.

In welchem Land würden Sie gerne leben?

Auf jeden Fall in Europa. Jetzt lebe ich in Italien – das liegt mir sehr. Davor war ich in London, einer echten Weltmetropole. Paris, Madrid oder Berlin kann ich mir auch gut vorstellen.

Was fehlt nie in Ihrem Kühlschrank?

Sahne für meinen Kaffee, Butter, 99-Prozent-Schokolade, man gewöhnt sich an alles. Schinken, Sprudel, Bier und Pinot Noir – den trinke ich gern kühl!

Fühlen Sie sich mit oder ohne Auto freier?

Ich fahre meist Motorrad, da fühle ich mich frei, schon seit der Jugend.

Was ist Ihr größtes Talent?

Ich säe gerne Harmonie. Ich habe konstant neue Ideen, ob gut oder schlecht, aber der Fluss ist zumindest unaufhörlich.

Was tun Sie, obwohl es unvernünftig ist?

Früher vieles – heute hält sich das in Grenzen. Soll ich sagen „zum Glück“ oder „schade“?

Welcher historischen Person würden Sie gerne begegnen?

Da käme ein größeres Dinner zusammen: Alexander der Große, Katharina die Große, Goethe, Hafis, Jim Morrison, Serge Gainsbourg, Marcel Duchamp, Yves Klein, Jean Fautrier . . .

Tragen Sie Schmuck? Und eine Uhr?

Eine Uhr – aus funktionalem Grund oder als Erinnerungsstück, zum Beispiel eine Cartier Tank, Konfirmationsgeschenk meiner Großmutter.

Haben Sie einen Lieblingsduft?

Immer nur: Hermès Eau d’Orange Concentré.

Was war Ihr schönstes Ferienerlebnis?

Ich liebe Zeltreisen mit guten Freunden, voller Abenteuer und Entdeckungen. Einmal im Norden des Yukon, zu Pferd unterwegs, oder in der Mongolei. Als Jugendlicher ging ich mit meinem Onkel 1972 in ein Camp nach Kenia und Tansania und danach zu den Olympischen Spielen in München. Unvergesslich!

Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?

Früher waren Rockkonzerte meine Passion, jetzt Jazz, Pop, Ballett oder Oper. Das letzte war eine Oper in Rom – leider nicht so beeindruckend. Jetzt freue ich mich auf das Festival da Jazz in St. Moritz – mit dem Abschlusskonzert von Helge Schneider!

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Eine Künstlerseele zu haben und damit stets beschäftigt zu sein, ist mein größtes Glück. Meine Kunst einem breiteren Publikum näherzubringen, ist natürlich ein Ziel. Im Juli habe ich die Ehre, in der Kunsthalle Schweinfurt eine große multidisziplinäre Ausstellung mit Arbeiten der vergangenen Jahrzehnte ausrichten zu dürfen.

Was trinken Sie zum Abendessen?

Gekühlten Pinot Noir oder Tequila Soda – wie meine Frau. Cheers!

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