Eine Krawatte und ein Machtwort: Wie sehr lässt sich Elon Musk von Donald Trump einnorden? | ABC-Z

Eine Krawatte und ein Machtwort
Wie sehr lässt sich Musk von Trump einnorden?
10.03.2025, 20:25 Uhr
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Anzug statt T-Shirt, Berater statt CEO – US-Präsident Trump haut erstmals verbal auf den Tisch und begrenzt den Einfluss seiner bisherigen rechten Hand Elon Musk. Der soll weiterhin helfen, den Staat zu schrumpfen. Aber bedachter.
Die USA wie ein Unternehmen führen, das ist die Vorstellung vieler Republikaner und insbesondere des Präsidenten Donald Trump. Seine rechte Hand dabei ist Elon Musk. Der Superreiche hat seit Trumps Amtseinführung am 20. Januar einigen Unmut auf sich gezogen. Nicht nur bei den Staatsangestellten in den Behörden, die um ihre Jobs fürchten. Auch bei den Ministern, die nicht wegen ihrer eigenen Meinungsstärke, sondern vorwiegend ihrer Loyalität zu Trump im Kabinett sitzen.
Musk installierte bereits vor deren Bestätigung durch den Senat seine Mitarbeiter in den Ministerien, veranlasste Massenentlassungen, annullierte Verträge und Programme im Wert von Milliarden US-Dollar, verschaffte sich Zugang zu sensibelsten Daten. Er durfte praktisch machen, was er wollte. Das hat sich offenbar geändert.
Bei einer Kabinettssitzung vergangene Woche gerieten mindestens zwei Minister mit dem Milliardär aneinander, berichtete die „New York Times“. Die Stimmung: giftig. Der Präsident hörte den Auseinandersetzungen mit verschränkten Armen zu – und sprach ein Machtwort, das Musk in seine Schranken verwies. Die Minister würden ab jetzt in ihren Ressorts die Entscheidungen treffen, so Trump. Musk werde nur noch beraten.
Schlafen in Ikea-Betten
Bislang war unklar, wer abgesehen von Trump in der US-Regierung das Sagen hat. Musk hatte zwischenzeitlich von sämtlichen 2,3 Millionen Regierungsmitarbeitern per E-Mail gefordert, sie müssten erklären, was sie in den Tagen zuvor getan hätten oder würden entlassen. Eine Schockwelle ging durch die Behörden in Washington. Manche Ministerien wiesen ihre Mitarbeiter an, die E-Mail zu ignorieren. Der Tech-Milliardär kam mit seinem radikalen Vorstoß zwar nicht durch. Der zeigt aber, wie und mit welchem Machtanspruch Musk vorgeht: als sei er der CEO der USA.
Der Superreiche haust inzwischen mit seinen tech-affinen Mitarbeitern wie in einem Silicon-Valley-Startup in mehreren Behördenräumen in direkter Nähe des Weißen Hauses. Im 6. Stock der General Services Administration, der Beschaffungs- und Verwaltungsbehörde, gibt es Ikea-Betten und Kleiderschränke für sein Team. Denn auch die Bürokratiezerstörer das „Department of Government Efficiency“ alias Doge müssen schlafen. Es werde auch die Anschaffung einer Waschmaschine und eines Trockners erwogen, schrieb „Politico“.
Musk hatte bei dem hitzigen Treffen Außenminister Marco Rubio vorgeworfen, nicht genügend Mitarbeiter herauszuschmeißen; der wehrte sich mit dem Hinweis, es seien 1500 Angestellte frühverrentet worden und fragte spöttisch, ob er weitere feuern sollte, damit Musk sie wieder einstellen könne? Der Milliardär hatte nach dem Kettensägen-Prinzip in Behörden einige Mitarbeiter entlassen – und einige danach wieder eingestellt, weil sie zu wichtig für den Betrieb sind. Bislang haben etwa 100.000 Staatsangestellte hingeschmissen oder wurden entlassen.
Die Sitzung war wegen Musk einberufen worden: Behördenchefs und hochrangige Mitarbeiter des Weißen Hauses, darunter Stabschefin Susie Wiles, hatten sich über DOGEs Bulldozer-Vorgehen beschwert. Frustrierte republikanische Kongressmitglieder aus dem ganzen Land hätten das Weiße Haus mit Anrufen überzogen, meldete Reuters. Manche waren von wütenden Wählern in ihren Wahlkreisen konfrontiert worden. Musk verteidigte sich bei dem Treffen dem Bericht zufolge, er besitze drei Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von Dutzenden Milliarden Dollar. Die Ergebnisse sprächen für sich. Trump erklärte später auf Truth Social, ab jetzt werde mit „Skalpell“ statt dem „Beil“ gekürzt.

Musk bei der ersten Kabinettssitzung – da hatte er noch als Erster geredet – und niemand beschwerte sich über ihn.
(Foto: REUTERS)
Gewöhnt daran, die Fäden zu ziehen
All dies sind erste Anzeichen dafür, dass Musks Startup-Ansatz auf weitere Widerstände treffen und für die Regierung mittelfristig zum Problem werden könnte. Trump verteidigte Musk nach dem Kabinettstreffen jedoch auch. Der Milliardär bringe allen bei, wie man Kosten senke, sagte der Präsident: „Ich will die Zahlen, aber ich will auch die guten Leute behalten.“ Heißt: Musk muss bedachter vorgehen, um es sich nicht mit dem Präsidenten und seinem Kabinett zu verscherzen.
Musk trug bei dem Treffen wie schon bei Trumps Rede im Kongress zwei Tage zuvor einen Anzug mit Krawatte. Trump hatte seine rechte Hand laut „New York Times“ zuvor wegen schlampigen Aussehens aufgezogen. Bei der ersten Kabinettssitzung der neuen Regierung hatte Musk noch ein T-Shirt mit der Aufschrift „Tech Support“ und eine schwarze „Make America Great Again“-Kappe getragen.
Der Milliardär signalisiert also, er höre zu. Laut Trumps Worten soll er zukünftig als Berater agieren, nicht mehr die Fäden wie ein CEO oder übergeordneter Meta-Minister ziehen. Ob das funktioniert? Musk ist gewöhnt daran, das Sagen zu haben. Wie bei Twitter alias X. Statt Vorstandsmitglied bei Twitter zu werden, kaufte der Superreiche die Plattform und feuerte die Führung. Zwar hat X inzwischen einen neuen CEO, aber Musk ist weiterhin der zentrale Mann. Das wird ihm neben Trump kaum gelingen.