„Eine echte Chance für die Kinder“ | ABC-Z

Berlin. Ein Verein sucht Mentoren, um Kinder mit wenig Bildungschancen bessere Teilhabe zu ermöglichen. Das funktioniert, zeigt ein Beispiel.
Wie kann es gelingen, Chancengleichheit für Kinder herzustellen? Diese Frage bewegt viele Menschen im Bildungsbereich. Denn noch immer hinken viele Kinder im Bildungssystem hinterher. Oft entscheidet die soziale Herkunft über den Bildungsweg und über den späteren Erfolg im Schul- und Berufsleben. Ein Mentoring-Programm in Lichtenberg und Reinickendorf will dem entgegenwirken.
Der Verein kein Abseits e. V. bringt Kinder mit engagierten Erwachsenen zusammen, die ihnen als positive Vorbilder neue Perspektiven eröffnen. Das Ziel: Kindern über ihre sozialen Milieugrenzen hinweg neue Erfahrungen zu ermöglichen und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
Zweimal im Jahr startet ein neuer Durchgang, der nächste schon Ende Mai. Doch in diesem Jahr fehlen dem Verein noch Mentoren. Kein Abseits e. V. sucht daher ehrenamtliche Erwachsene, die den Job als Mentor übernehmen und mit einem Kind regelmäßig Zeit verbringen wollen. Sei es auf dem Spielplatz, beim Schwimmen, im Legoland oder beim gemeinsamen Kochen und Backen. Jedes Tandem gestaltet seine Aktivitäten individuell.
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„Kinder mit niedrigen Bildungschancen haben durch das Mentoring-Programm die Möglichkeit, mehr Teilhabe und Perspektive zu erhalten“, erklärt Sandra Perlmutter von kein Abseits e. V. Das sei ein wichtiger Schritt zu mehr Chancengleichheit. „Kinder mit wenig Zugriff auf Freizeitangebote haben dadurch eine echte Chance, ihre Potenziale zu entfalten.“
Aus Tandem-Projekt wurde eine Freundschaft
Fahd und Nadine haben sich bereits gefunden. Fahd hat laut Perlmutter von dem Mentoring deutlich profitiert und eine große persönliche Entwicklung hingelegt. Anfangs sei es ihm schwergefallen, Deutsch zu sprechen und er hatte wenig Selbstvertrauen in der Schule. Die ehrenamtliche Mentorin Nadine hat das geändert. Spielerisch baute sie kleine Lese- und Schreibübungen in ihre Treffen ein, motivierte ihn beim Lernen und zeigte ihm, wie er seine eigenen Fortschritte erkennen und darauf stolz sein kann.

Fahd und Nadine haben sich über das Mentoring-Programm von kein Abseits e. V. kennengelernt. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt.
© BM | Kein Abseits e.V.
Dabei wuchs auch seine Selbstständigkeit. Heute kennt sich Fahd sicher im Berliner Nahverkehr aus, trifft eigenständig Entscheidungen und kann sich selbstbewusst gegenüber Fremden ausdrücken. „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, gelernt, gelacht und die Welt ein Stück weit gemeinsam entdeckt“, erzählt Nadine. „Was als Tandem begann, ist zu einer echten Freundschaft geworden.“ Diese Erfahrung zeige, wie bereichernd Begegnungen auf Augenhöhe seien – „für beide Seiten.“
Jeweils zehn neue Tandems will der Verein in Lichtenberg und Reinickendorf matchen. Ein paar fehlen jedoch noch. Interessierte Mentoren können sich noch bis zum 12. Mai bewerben. Acht Monate dauert das Programm. „Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass viele Tandems auch darüber hinaus bestehen bleiben“, sagt Perlmutter.