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Eine der spektakulärsten Baustellen Münchens – die Tram-Westtangente – München | ABC-Z

Auf den ersten Blick scheinen die tonnenschweren Schienen an der Kreuzung der Fürstenrieder Straße mit der Agnes-Bernauer-Straße federleicht über dem Untergrund zu schweben. Bei eingehender Betrachtung freilich wird klar, dass die Gleisanlagen, auf der schon in wenigen Monaten die Linien 14 und 19 unterwegs sein sollen, von provisorischen Stützen in der Luft gehalten werden. In den kommenden Wochen wird der Hohlraum von den Bauarbeitern mit Beton aufgefüllt und die Kreuzung der beiden Tramlinien auf einer der spektakulärsten Baustellen Münchens für die kommenden Jahrzehnte fest verankert.

Seit einem Jahr laufen die Bauarbeiten an der Tram-Westtangente, die spätestens Ende 2028 auf einer Länge von etwas mehr als acht Kilometern die Stadtteile Neuhausen-Nymphenburg, Laim, Hadern, Sendling-Westpark und Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln miteinander verbinden soll. Der erste Abschnitt der Westtangente zwischen Agnes-Bernauer-Straße bis zur Ammerseestraße soll aber bereits im Dezember dieses Jahres in Betrieb gehen.

Allerdings stellt eines der wichtigsten Infrastrukturvorhaben Münchens die Bauarbeiter und Planer vor manch unerwartete Hürden, mit denen sie bei Baubeginn nicht zwangsläufig gerechnet hatten. Sie führten in den vergangenen Wochen und Monaten zu Verzögerungen, die Auswirkungen bis zur Eröffnung des ersten Bauabschnitts haben werden. Bei einer Besichtigung der Baustelle berichtet Alex Indra, Leiter für Großprojekte bei den Stadtwerken München (SWM), von Problemen, die insbesondere der Untergrund an der Kreuzung der Fürstenrieder mit der Agnes-Bernauer-Straße den Planern und Arbeitern bereitet hat.

Der Umbau der Kreuzungsanlage dauere deutlich länger als ursprünglich erwartet, sagt Indra. Hauptursache für die Verzögerungen sei vor allem die anspruchsvolle Erneuerung der Hauptwasserleitung 5 im Untergrund gewesen, so der Projektleiter, hinzugekommen seien schwierige Bodenverhältnisse, die teilweise einen Austausch des Erdreichs erforderlich gemacht hätten. „Es kam dann auch noch ein Rohrbruch dazu, der noch einmal Zeit gekostet hat“, berichtet Indra. Einzig die Sorgfalt ihrer Vorgänger, die in den Fünfzigerjahren die Fürstenrieder Straße nach dem Krieg ertüchtigt hätten, habe zumindest verhindert, dass auf der Baustelle noch Fliegerbomben gefunden worden seien, sagt Stefan Bauer, Technischer Koordinator der SWM.

Durch die Verzögerungen sei zwar das Ziel, den ersten Bauabschnitt Ende des Jahres in Betrieb zu nehmen, nicht in Gefahr geraten, so Bauer, allerdings müssten Pendlerinnen und Pendler einige Zeit weiter mit Einschränkungen leben. Denn die 19er-Tram wird aufgrund der Probleme am Bau nicht wie geplant bereits im September wieder regulär fahren – sie muss wie bisher auch bis Dezember zwischen Pasing und der Lautensackstraße mit Bussen ersetzt werden.

Der meiste Platz auf der Fürstenrieder Straße gehört derzeit den Bauarbeitern, die sich um den, wie Projektleiter Indra sagt, „hochkomplexen Bereich“ an der Kreuzung mit der Agnes-Bernauer-Straße und um die Verlegung der Schienen und Weichen kümmern. Rund um die Baustelle müssen sich Fußgänger und Radfahrer indes mühsam den Weg an Absperrungen vorbei bahnen; und auch die Geduld von Auto- und Lastwagenfahrern ist auf den einspurigen Fahrbahnen gefragt. Gleichwohl das Verkehrsaufkommen auf der Fürstenrieder seit Baubeginn um etwa 70 Prozent nachgelassen habe, sagt Bauer.

Projektlleiter Alex Indra (l.) und der Technische Koordinator der SWM, Stefan Bauer, berichten über die Fortschritte auf der Baustelle.
Projektlleiter Alex Indra (l.) und der Technische Koordinator der SWM, Stefan Bauer, berichten über die Fortschritte auf der Baustelle. (Foto: Catherina Hess)
Auf der Fürstenrieder Straße schlängelt sich der Verkehr jeweils einspurig an der Baustelle vorbei.
Auf der Fürstenrieder Straße schlängelt sich der Verkehr jeweils einspurig an der Baustelle vorbei. (Foto: Catherina Hess)

Die beengten Platzverhältnisse während der Verlegung der Gleise haben nun aber zur Folge, dass mehrere Buslinien und auch der Schienenersatzverkehr für die 19er-Tram nicht mehr über die Kreuzung fahren können. Von 1. August bis einschließlich 14. August werden die Buslinien 130 und 157 in Fahrtrichtung Osten über die Landsberger Straße und die Lautensackstraße umgeleitet. Die Haltestelle Schäufeleinstraße wird in die Anwohnerstraße parallel zur Landsberger Straße verlegt, die Haltestelle Agnes-Bernauer-Straße in die Siglstraße.

Die Linienführung der Ersatzbusse 19 und N19 wird von 1. August an bis voraussichtlich 19. Dezember zwischen Willibaldplatz und Agnes-Bernauer-Straße in beiden Fahrtrichtungen angepasst. In Fahrtrichtung Pasing Bahnhof entfällt die Haltestelle Fürstenrieder Straße, Fahrgäste können auf die Buslinien 51, 151 und 168 über Laim Bahnhof (S-Bahn) oder den Laimer Platz (U-Bahn) ausweichen. In Fahrtrichtung Westendstraße kann die Haltestelle Agnes-Bernauer-Straße nicht mehr angefahren werden, stattdessen sollen Pendler die Haltestellen Willibaldplatz, Pronnerplatz oder Fürstenrieder Straße in Anspruch nehmen.

Beim Gleisbau soll es indes nach der Fertigstellung der Kreuzungsanlage zügig voran gehen, wie Projektleiter Indra sagt. Die Schienen der neuen Tram-Westtangente würden dabei in Modulbauweise angeliefert und könnten schnell nacheinander eingesetzt werden. Und auch die Anwohnerinnen und Anwohner, die seit einem Jahr mit Lärm und Hektik leben müssen, schwört Bauer auf bessere Zeiten ein. „Die Baustelle hat jetzt ihre maximale Ausdehnung erreicht“, sagt er. Wohl wissend, dass es mit dem ersten Bauabschnitt nicht getan sein wird. Vor allem der geplante Umbau der Laimer Unterführung für die Tram-Westtangente wird alle Beteiligten noch einmal vor große Herausforderungen stellen. Deren Fertigstellung peilen die Münchner Stadtwerke für das Jahr 2028 an – wie auch die Inbetriebnahme der gesamten Tangente.

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