Eine Bar ohne Männer: Crowdfunding für Münchens neue Lesbenbar | ABC-Z

Courtney Craig erinnert sich noch genau an den Moment, in dem alles begann. Sie schaute eine Dokumentationsreihe über lesbische Bars in den USA. Die Serie zeigte, wie wenige dieser Orte überhaupt noch existieren – und wie wichtig sie als Treffpunkte und Schutzräume sind. 2020 folgte eine Episode über Deutschland. Die Realität schockierte Craig.
In ganz Deutschland gibt es gerade einmal zwei lesbische Bars – in Köln und Frankfurt. Nicht einmal Berlin hat eine. München schon gar nicht. “Ich habe das gesehen und dachte sofort: Wir brauchen das hier. Das muss gemacht werden”, sagt Craig auf Englisch zur AZ.
Münchens neue Bar: Ein fester Ort für FLINTA-Personen
Die US-Amerikanerin lebt seit neun Jahren in Deutschland und kennt die Bedürfnisse der Community gut. Seit Jahren organisiert sie queere Treffen der “International Queer Women’s Meetup”-Gruppe. Dort hört sie immer wieder dieselben Dinge: Es fehlt ein fester Ort. Ein Ort, der mehr ist als eine Party. Keine laute Clubnacht, sondern eine Bar. Eine, in der man nach der Arbeit einen Drink trinken kann – allein oder mit Freundinnen.

© imago/Mast-Jägermeister Deutschland G (Mast-Jägermeister Deutschland GmbH)
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Eine Bar, in der queere Frauen, Lesben und Flinta-Personen (Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen) sich sicher fühlen, gesehen werden, und einfach da sein dürfen. Und genau so einen Ort will Craig jetzt schaffen.
Crowdfunding für Münchens einzige lesbische Bar
“Frau – A Finta Bar”, heißt ihr Projekt. Geplant ist sie im Glockenbachviertel, dem queeren Herzen Münchens. Was noch fehlt: die passenden Räume. Um diese und den Aufbau zu finanzieren, hat Craig ein Crowdfunding auf der Plattform “Startnext” gestartet. 25.000 Euro will sie sammeln, um die Bar realisieren zu können.
“Ich wollte, dass auch die Community daran teilhat”, sagt die Gründerin zu AZ. “Es ist nicht nur mein Projekt, es ist für uns alle.” Die Spenden kommen jedoch langsamer als gehofft. Den verbleibenden Betrag will eine Bank finanzieren, die das Projekt bereits zugesagt hat.

© Sigi Müller
von Sigi Müller
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Seit 13 Jahren keine lesbische Bar in München
Mit ihrer Bar möchte Craig einen Ort schaffen, “der lange Zeit bestehen bleibt”. Die letzte feste Lesbenkneipe Münchens, “Inges Karotte”, schloss 2012 nach über 30 Jahren. Seither fehlt in der Stadt ein Raum für queere Frauen. Dabei seien gerade Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel ein wichtiger Ort. “Es ist gut, dass wir ein queeres Viertel haben”, sagt Craig über das Glockenbachviertel. “Aber es gibt so viele Räume, in denen ich mich nicht einmal wohlfühle, wenn ich sie betrete”, sagt sie.
Lesbische Bar in München: “Einfach existieren und laut sein”
Sie spüre den Druck, durch das Erstarken der extremen Rechten überall auf der Welt, dieses Projekt zu starten. “Es ist wichtig, dass wir unseren Standpunkt vertreten und laut werden”, sagt sie. “Die Botschaft, die ich vermittle, lautet: Wir können fröhlich sein, ohne uns zu schämen. Und diese Freude ist eigentlich Widerstand – einen Raum zu haben, in dem wir queer sein können.”

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber (www.imago-images.de)
von IMAGO/Wolfgang Maria Weber (www.imago-images.de)
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Für Craig ist ihre Bar ein politisches Statement. In einer Welt, die queere Menschen “zum Schweigen bringen will”, will sie einen Ort schaffen, in dem sie ihre Queerness feiern und “einfach existieren und laut sein” können.
Wer möchte, kann das Projekt mit einer Spende unterstützen unter: https://www.startnext.com/flinta-bar-munich